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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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nicht bemerkt haben, dass ich den Ballsaal verlassen hatte? Eigentlich hatte ich ihn wachsam durch die Gästeschar streifen sehen.
    Beglückt von der unerwarteten Freiheit durchquerte ich die Versammlungshalle und näherte mich dem hinteren Teil des Palastes. Im Garten wollte ich mich ein wenig erholen. Als ich den Hinterausgang erreicht hatte, zogen die Palastwachen die schweren Eichentüren auf, und ich trat nach draußen. Gemäß den Vorschriften verkündete eine der Wachen laut meine Ankunft, um seine Kameraden zu informieren, die an den Mauern entlangpatrouillierten.
    Mein Vater hatte Miranna und mich oft davor gewarnt, den Garten ohne Leibwache zu betreten. Er hielt ihn für den idealen Zugang für Eindringlinge, denn um in den Palast zu gelangen, war hier nur ein einziges Hindernis zu überwinden: die Mauer, die zugleich die nördliche Stadtmauer bildete. Andererseits begann jenseits davon sofort die bewaldete und bergige Wildnis, außerdem war die Mauer hier noch einmal drei Meter höher als überall sonst. Ich selbst hatte mir nie vorstellen können, dass inmitten solcher Schönheit Gefahr lauern sollte.
    Inzwischen war es stockdunkel, und nur der Mond und die Fackeln entlang der steinernen Mauer sorgten für etwas Licht. Ich sog die wohlriechende Abendluft tief ein und ging auf das Schattenreich zu. Die Stille hier allein genießen zu können, erfüllte mich mit Freude.
    »Denk bloß nicht, ich hätte nicht bemerkt, wie du den Ballsaal verlassen hast.«
    Ich zuckte vor Schreck zusammen und fuhr herum.Da sah ich London gegen die Palasttür gelehnt stehen. Herausfordernd hatte er eine Augenbraue gehoben. Er war wie immer in ein braunes Lederwams und ein langärmeliges weißes Hemd gekleidet. Seine Handgelenke und Unterarme waren von ledernen Armschienen bedeckt. Am Gürtel trug er zwei Langmesser. Aus einem der hohen, unter dem Knie umgeschlagenen Stiefel schaute der Griff eines Dolches heraus. Am Daumen seiner rechten Hand glänzte ein Silberring.
    »Ich bin – ich wollte nur einen Spaziergang machen«, stammelte ich. »Mit etwas so Trivialem wollte ich dich nicht behelligen.«
    London lächelte amüsiert.
    »Immerhin bist du um eine Ausflucht bemüht! Es ist jedoch meine Aufgabe, dich zu beschützen und aufzupassen, dass du nicht verschwindest und irgendwelchen Unsinn machst – wie jetzt gerade. Ich wäre gespannt, was dein Vater dazu sagen würde.«
    »Du wirst mich doch nicht bei ihm verraten, oder, London?«, fragte ich mit einem Anflug von Panik. Der jahrelange Krieg hatte meinen Vater ängstlich werden lassen. Daher waren Miranna und ich auch ständig in Begleitung von Leibwächtern. Ich wusste nur zu gut, wie ungehalten er wäre, wenn er erführe, dass ich dem Mann, der zu meinem Schutz abgestellt war, absichtlich entwischt war. In der Vergangenheit hatte ich seinen Zorn gelegentlich durchaus zu spüren bekommen.
    »Nein, ich verrate es ihm nicht.« London lachte. »Ich habe ihn nur erwähnt, um dich ein wenig aus der Fassung zu bringen.«
    Ich starrte ihn mit dem zornigsten Blick an, den ich zustande brachte. Dann drehte ich mich um und stapfte einen der Parkwege hinunter.
    »Na gut, dann musst du eben mitkommen«, gifteteich über meine Schulter. »Aber bleib bitte so weit zurück, wie es dir erlaubt ist, und sag bloß nichts.«
    »Zu Befehl, Prinzessin.«
    »Ich meine das ernst, London«, sagte ich, denn ich hatte seinen ironischen Unterton sehr wohl wahrgenommen.
    »Natürlich. Und ich kann deinen Wunsch nach ein wenig Ruhe durchaus verstehen.« Diesmal klang er ehrlich, wenn nicht sogar ein wenig entschuldigend.
    Das Rascheln der Blätter in der leichten Brise besänftigte mich. Grillen zirpten, und ich genoss die nächtlichen Geräusche des Gartens ebenso wie seine Düfte. London hielt Wort und blieb stumm, sodass ich mich irgendwann fragte, ob er tatsächlich noch hinter mir war.
    Als ich um eine Ecke bog, stockte mir der Atem, und ich unterdrückte einen Schrei. Aus der Dunkelheit starrten mir leuchtend grüne Augen entgegen. Während ich mich bemühte, besser zu sehen, und die Angst mir das Blut in den Adern stocken ließ, meinte ich, die Umrisse eines ganz in Schwarz gekleideten Mannes zu erkennen. Er trat auf mich zu, und der Widerschein des Mondlichts auf Metall verriet mir, dass er ein Schwert in der Rechten hielt.
    »Prinzessin«, sagte er mit verschlagener Stimme, die viel höher klang als erwartet.
    Ich wich zurück, doch bevor ich mich umdrehen und fortlaufen konnte, stand London

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