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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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erwachte.
    Irgendwann plagte mich der Hunger und ich schickte Tadark, mir Brot und Suppe zu holen. Auch wenn Narian sich nicht gerührt hatte, so ging sein Atem doch kräftig und gleichmäßig, und ich traute mich endlich, ihm meine Zuneigung zu zeigen. Sein Gesicht war von mir weg zur Seite gedreht, und ich strich ihm ein paar blonde Strähnen aus der Stirn. Ich sehnte mich danach, in seine dunkelblauen Augen zu blicken. Während ich seine ernste Miene studierte, packte mich die Neugier auf das Zeichen des blutenden Mondes, von dem London gesprochen hatte. Ich rutschte aus meinem Sessel und sank auf die Knie, um besser sehen zu können. Dann schob ich die Haare von seinem Ohr und seinem Hals fort. Ich schnappte hörbar nach Luft, als ich das Geburtsmal entdeckte. Es war nicht besonders groß, sahjedoch unheimlich aus. Ein zunehmender Halbmond, zackig angeschnitten und am unteren Ende mit einer unregelmäßigen roten Linie versehen, die an Blut erinnerte. Das Ganze wirkte, als hätte jemand mit einer Sägezahnklinge den Vollmond zerschnitten und den Himmelskörper so zum Bluten gebracht. Ich schob die Haare wieder darüber, als wollte ich den Beweis dafür verhüllen, dass er derjenige war, dem das Schicksal beschieden hatte, die Legende zu erfüllen.
    Alte Ängste stiegen in mir auf und ich erhob mich, um das Zimmer und dessen karge Möblierung in Augenschein zu nehmen. Das Bett stand an die Wand gerückt. Direkt neben dem mit Eisblumen bedeckten Fenster, das in den sonst so schönen, aber jetzt winterlich kahlen Garten hinausging. Vor dem Kamin, in dem ein paar Scheite loderten und rauchten, standen gepolsterte Sessel und ein kleiner mit Bücher bedeckter Tisch. Narians Schwertscheide samt Schwert waren um einen der Bettpfosten am Kopfende geschlungen. Seine Dolche lagen auf einer Bank neben dem Feuer.
    Ich sah mir die Bücher auf dem Tisch an und staunte über die vielseitige Mischung. Da gab es einen Band über hytanische Geschichte, einen über die Verwendung von Heilkräutern in der Medizin sowie zwei über Waffenkunde. Außerdem entdeckte ich einen philosophischen Text, ein Buch über Falknerei und zu meiner großen Freude auch einen Gedichtband. Den nahm ich zur Hand und setzte mich wieder in meinen Sessel. Dann blätterte ich in dem Buch, bis Tadark mit einem Tablett voller Essen zurückkam. Ich aß mit großem Appetit, doch als ich das Besteck beiseitelegte und das Buch wieder zur Hand nehmen wollte, räusperte mein Leibwächter sich.
    »Wir könnten Schach spielen«, schlug er vor. »Im Bücherregal habe ich ein Brett entdeckt.«
    Da Narian nach wie vor fest schlief, stimmte ich zu, um mir die Zeit zu vertreiben. Tadark rückte den kleinen Tisch und einen weiteren Sessel in meine Nähe, dann stellte er die Figuren auf. Als wir eine Stunde später ganz ins Spiel vertieft waren, erschreckte Narians heisere Stimme mich.
    »Wer gewinnt?«
    »Narian!« Mit einem strahlenden Lächeln sah ich ihn an. »Wie fühlst du dich?«
    Er legte eine Hand an seinen Kopf und schloss kurz die Augen.
    »Mein Kopf schmerzt, und ich bin durstig, aber abgesehen davon geht es mir gut.«
    »Ich hole etwas zu essen und zu trinken«, sagte Tadark zu mir und war schon aufgestanden. »Und ich werde Cannan und den anderen Bescheid sagen, dass er jetzt wach ist.«
    Nachdem Tadark gegangen war, runzelte Narian verwirrt die Stirn. »Wie bin ich hierhergekommen?«, fragte er.
    »Cannan wird dir alles erklären«, antwortete ich und war in Hochstimmung.
    »Wie lange war ich fort?«
    »Fünf Tage.«
    Er nickte und stöhnte dann auf, weil ihm die leichte Bewegung offenbar Schmerzen verursachte.
    »Ruh dich einfach noch aus«, riet ich ihm, und er blieb mit geschlossenen Augen still liegen.
    Während ich ihn beobachtete, war ich plötzlich verunsichert, denn ich sehnte mich danach, ihn zu umarmen. Doch das wäre unangebracht gewesen, schließlich waren wir allein im Raum, noch dazu lag er im Bett. Es bekümmerte mich regelrecht, dass ich mir wünschte, Tadark käme zurück.
    Narian rührte sich nicht, und ich vermutete schon, er wäre wieder eingeschlafen, da ging die Tür auf und Cannan kam herein. Ihm folgten London, Destari und Tadark mit Brot, Eintopf und Dunkelbier. Narian schlug die Augen auf, versuchte, sich aufzusetzen und erstarrte, als er der Männer gewahr wurde. Ohne Umschweife sprach er London an.
    »Ich habe doch gesehen, wie ein vergifteter Pfeil dich traf! Wie kann es sein, dass du noch am Leben bist?«
    »Du klingst richtig

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