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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Zu beiden Seiten konnte man in den fast fünf Meter hohen Mauern Tore zu den ebenso hübschen Höfen im Ost- und Westflügel öffnen. Es war ein herrlicher Ort zum Lesen, Nachdenken oder auch nur zum Tagträumen. Weder die erhöhte Anzahl der Wachen noch der Mann an meiner Seite konnte mir die Freude daran nehmen, diesen Nachmittag Anfang Juni zu genießen.
    Ich riss mich aus meinen Träumereien und versuchte, Steldor zuzuhören, der mich wieder einmal daran erinnerte, wie unfassbar großartig er war.
    »Also dachte ich mir: ›Warum nicht?‹ und küsste sie auf die Wange«, sagte er gerade und klang, als trage er etwas auswendig Gelerntes vor. »Sie gefiel mir nicht besonders, doch sie schien absolut hingerissen von mir, also dachte ich mir, was schadet es schon, ihr ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken.«
    »Ja«, sagte ich in freundlichem Ton. »So viele Leute wären dankbar für einen Funken deiner Aufmerksamkeit.«
    Einen Augenblick lang musterte er mich verwirrt, dann fuhr er unbeirrt fort.
    »Sie war natürlich glücklich über meine Gesellschaft. Aber wer wäre das, angesichts meines außergewöhnlichen Aussehens, meiner Herkunft und meines Charmes auch nicht?«
    Ich wollte ihn schon verständnislos anstarren, doch dann fiel mir ein, dass er mich vielleicht nur necken wollte. Also zog ich mich mit einem mädchenhaften Kichern aus der Affäre. Ich sah mich nach Madame Matallia um, die sich bereits auf einer schattigen Bank außer Hörweite niedergelassen hatte.
    »Ganz zu schweigen von Eurer Stärke und Eurem Mut«, legte ich nach. »Ich bezweifle nicht, dass jedermann Euch bewundert und Euch natürlich auch wichtige Informationen anvertraut.«
    »Na ja, ich erfahre natürlich viele Dinge«, bestätigte Steldor. Ich konnte gar nicht glauben, wie leicht er es mir bisher machte.
    »Ach, dann berichte er mir doch von etwas … Offiziellem«, sagte ich und trat näher an ihn heran.
    Er legte einen Arm um meine Taille, und ich hoffte inständig, ihn nicht in die falsche Richtung ermutigt zu haben.
    »Was wünscht Ihr denn zu erfahren?«
    »Erzählt mir etwas über Cokyri, vielleicht über die Cokyrierin, die unsere Gefangene war.«
    »Ihr wünscht etwas über Cokyri zu erfahren?«, wiederholte er, und ich fragte mich, ob er mich wohl durchschaut hatte.
    »Ja, ich denke, da Ihr so beschlagen und klug seid, habt Ihr gewiss eine Theorie darüber, wie die Flucht gelingen konnte.«
    Wir blieben stehen und Steldor sah mir mit leicht gerunzelter Stirn ins Gesicht. Kokett griff ich nach dem silbernen Wolfskopf, den er als Talisman um den Hals trug, und er lachte.
    »Also, ich bin zwar beschlagen und klug«, grinste er, legte seine Hand auf meine und presste sie an seine Brust. »Aber eigentlich, Alera, wäre es viel einfacher, mich direkt nach den Details der Untersuchung zu fragen, die Ihr wissen möchtet.«
    Ich starrte auf den Anhänger, während meine Wangen in allen Rottönen erglühten.
    »Denn grundsätzlich bin ich zwar für Schmeicheleien empfänglich und Euer Versuch, mich dazu zu bringen,Euch vertrauliche Informationen zu geben, hat mich durchaus amüsiert.« Zu meinem großen Schrecken griff er mit der anderen Hand nach meinem Kinn und richtete seine dunkelbraunen Augen auf meine. »Aber um mich hereinzulegen, müsst Ihr deutlich raffinierter vorgehen.«
    Ich entzog ihm meine Hand und war schrecklich verlegen. Weil ich fürchtete, in Tränen auszubrechen, wandte ich mich ab. Ich wollte ihm nicht zeigen, wie sehr er mich verletzt hatte. Ein paarmal holte ich tief Luft, dann ging ich mit tränenverschleiertem Blick zu einer steinernen Bank unter einer Birke. Dort setzte ich mich, versuchte mühsam, meine Fassung zurückzugewinnen, schaute in die Ferne und hoffte, London würde auftauchen und mich retten. Einen Augenblick später kam auch Steldor herüber und setzte sich neben mich. Ich brachte es jedoch nicht fertig, ihn anzusehen.
    »Na, na«, sagte er in unerträglich herablassendem Ton, als sei ich ein bockiges Kind. »Das ist doch kein Grund, derart verzweifelt zu sein, nur weil Euer kleiner Plan nicht aufgegangen ist.«
    Als ich mich weigerte, darauf zu antworten, wurde seine Stimme weicher und es klang, als wolle er mir einen Handel vorschlagen.
    »Ich weiß, dass mein Vater und der König es ablehnen würden, mit Euch über militärische Angelegenheiten zu sprechen, doch ich persönlich sehe nicht, was es schaden sollte, Eure Neugier zu stillen. Schließlich gibt es doch nichts, was Ihr mit dieser

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