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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ihm. »Bei mir ist sie in guten Händen.«
    »Angesichts Eures Rufes ist das eine interessante Aussage«, erwiderte London kühl und schien nicht bereit, den Hauptmannssohn aus den Augen zu lassen.
    Wir gingen den Korridor hinunter, den London und ich zuvor durchquert hatten, zurück zur Rückseite des Palastes und zu den schweren Doppeltoren, die sich zum Garten hin öffneten. Dieser reichte bis an die nördliche Grenze der von einer Mauer umgebenen Stadt. Unmittelbar hinter der zwölf Meter hohen Stadtmauer erstreckte sich Wald bis zu den Ausläufern des wilden Niñeyre-Gebirges.
    Steldor grüßte die Palastwachen, die am Hintereingang standen, und hielt mir eine der Türen auf. Ich schwankte und zögerte, mit ihm den dunklen Garten zu betreten, weil ich ihm kein bisschen traute.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist«, wandte ich nach Worten suchend ein. Dabei ärgerte es mich, dass man meine stockende Sprechweise auch als mädchenhafte Erregung missverstehen konnte. Wo es mir doch in Wirklichkeit nur darum ging, diesen Abend so schnell als möglich hinter mich zu bringen.
    »Aber natürlich ist es das – an einem so wundervollen Abend.«
    »Ich friere ein wenig und habe mir kein Tuch mitgebracht«, wandte ich lahm ein. Dabei war die Temperatur durchaus noch angenehm. Da es jedoch erstAnfang Mai war, würde es im Verlauf der Nacht gewiss noch kälter werden.
    »Dann bleibt einfach nah bei mir, Prinzessin. Ich bin mir sicher, dass es mir gelingen wird, Euch warm zu halten.«
    Ich nickte, und er legte wieder seinen Arm um meine Taille, um mich weiterzuführen. Inzwischen verkündete eine der Palastwachen laut meine Ankunft, um die anderen, die über das Gelände patrouillierten, über meinen Aufenthalt im Garten zu informieren.
    Am klaren Nachthimmel flammten die ersten Sterne auf, während wir einen der Steinwege entlangspazierten. Auch wenn auf den Mauern Fackeln brannten, drang deren flackerndes Licht doch nicht in die Tiefe des Parks vor, und so diente uns vor allem der Mond als Beleuchtung. Steldor führte mich zu einem der vier doppelstöckigen Springbrunnen aus weißem Marmor, und ich war mir sicher, dass er die Szenerie für ungeheuer romantisch hielt. Mir dagegen graute es eher.
    Steldor blieb neben einer Bank nah am Brunnen stehen und zog mich neben sich. Als wir so saßen, nahm er meine Hände in seine, blickte mir tief in die Augen und schien mir stumm mitzuteilen, dass er schon längst Anspruch auf mich erhoben hatte, als mir sein Werben noch gar nicht bewusst gewesen war. Vor lauter Sorge, was er wohl als Nächstes tun würde, bekam ich Herzklopfen.
    »Ihr bezaubert mich, Alera«, flüsterte er, beugte sich näher, und ich nahm seinen verführerischen Duft wahr. Er roch männlich und nach Moschus, aber mit der Wärme von Muskat und Zimt sowie mit einer wehmütigen Spur Veilchen versetzt. Während dieses Aroma mich umfing, spielte er mit einer Strähne meines Haars, ließ dann ganz sanft eine Hand auf meinen Nackengleiten und presste seine Lippen zu einem festen und vollkommen unerwünschten Kuss auf die meinen.
    Ich drehte mit aufgerissenen Augen meinen Kopf weg und war entsetzt über seine Vermessenheit. Einen Moment lang schien er fast wütend, doch dann ließ er seine Hand mit einem selbstgefälligen Grinsen sinken.
    »Ich wusste ja nicht, dass das Euer erster Kuss sein würde«, beschwerte er sich, und meine Wangen begannen zu glühen. »Das macht mir natürlich nichts aus. Ihr seid einfach nur unerfahrener, als ich es erwartet hätte.«
    Er streckte die Hand nach meiner Halskette aus und ließ seine Fingerspitzen sanft über mein Schlüsselbein wandern.
    »Das bedeutet natürlich auch, dass Ihr noch viele andere erste Male vor Euch habt.«
    Ich starrte ihn erzürnt an und suchte nach Worten. Gerade als es so aussah, als wollte er versuchen, mich erneut zu küssen, riss mich eine Stimme aus meiner Demütigung, meinem Unglauben und Ekel.
    »Prinzessin!«, rief London und trat aus der Dunkelheit. »Ich fürchte, im Palast gibt es Alarm, sodass ich Euch in Eure Gemächer zurückgeleiten muss. Ihr solltet sogleich mit mir kommen.«
    Ich sprang von der Bank auf und hätte meinen Leibwächter vor lauter Erleichterung fast umgerannt. Steldor kam stöhnend auf die Füße und machte Anstalten, mich zu begleiten, doch London hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.
    »Ihr müsst gehen. Das ist nicht Eure Angelegenheit.«
    Steldor funkelte London an, als versuche er, ihn einzuschüchtern,

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