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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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erschauerte, als eine kalte Brise meine Haut streifte, trat ich hinaus, um auf Sahdienne zu warten. Die blonde junge Frau mit dem rundlichen Gesicht stand mir als Kammerzofe zur Verfügung. Bei Tageslicht konnte ich vom Balkon aus die Landschaft überblicken, die sich leicht hügelig bis zu dem See erstreckte, der die Westgrenze unseres Reiches bildete. Im Moment erlaubte es das Mondlicht allerdings nur, die undeutlichen Umrisse der Bauwerke der Stadt zu sehen.
    Als ich meine Schlafzimmertür knarren hörte, ging ich wieder hinein und traf auf Sahdienne. Sie öffnete die Bänder an der Rückseite meines Kleides und zog die Vorhänge vor die Fenster rechts vom Balkon. Unterdessen schlüpfte ich in mein Nachthemd. Dann krochich unter die Decken, kuschelte mich in die Kissen und war bereits eingeschlafen, bevor Sahdienne das Zimmer fertig aufgeräumt hatte.

2. EINE UNERFREULICHE BEGEGNUNG
    Abenddämmerung. Meine liebste Tageszeit. Ich genoss diese Momente, wenn ich auf dem ausladenden Balkon vor dem Ballsaal stand und über die Hoftore unseres Palastes auf die Stadt hinunterblickte, wo etliche Lichtpunkte anzeigten, dass die Bewohner gerade ihre Laternen anzündeten. Hinter der Stadt erstreckten sich die Felder bis hin zum wilden Fluss Recorah, der aus den Bergen kam und unsere Grenze nach Osten und Süden bildete.
    Es war der 10. Mai, mein siebzehnter Geburtstag. Zu diesem Anlass hatte sich die bessere Gesellschaft mehrerer Königreiche eingefunden, um mir die Ehre zu erweisen. Die Feierlichkeiten waren auch deshalb von Spannung gekennzeichnet, weil eine Thronerbin traditionell mit achtzehn Jahren den Mann heiratete, der der nächste König sein würde. Folglich erwartete man von mir, im Laufe des kommenden Jahres einen Bräutigam zu wählen. Ich hatte mich auf den Balkon zurückgezogen, als das Geflüster und die Spekulationen über meinen Favoriten mir zu viel wurden. Ich flüchtete in die frische Luft, um der stickigen Atmosphäre und der Konversation im Saal zu entgehen.
    Meiner Ansicht nach hätte man eigentlich mir erlauben sollen zu regieren, doch die Ansichten meines Vaters und der Allgemeinheit im Reich waren sehr traditionell, und man gedachte, die Führung des Landes zwingend in die Hände eines Mannes zu legen. Da mein Vater keine männlichen Nachkommen hatte, würde ich zwar zur Königin, aber nicht zur Herrscherin gekröntwerden und damit de facto in der Regierung keine Rolle spielen. Aufgabe der Königin war die Führung des Haushalts, die Planung von Festen und das Wohl der Bedürftigen sowie das Aufziehen der Kinder. An meiner Stelle würde trotz meines königlichen Geblüts mein Ehemann regieren.
    Ich drehte mich um, weil ich Schritte hinter mir hörte und vermutete, einer der jungen Männer, die sich um meine Aufmerksamkeit bemühten, sei mir gefolgt. Stattdessen trat die in ihrem himmelblauen Kleid strahlend schöne Miranna zu mir ans Geländer. Mit ihrem Porzellanteint und ihren edlen Zügen schien es ihr vorbestimmt, die Herzen zahlreicher Verehrer zu brechen.
    »Bist du die Feierlichkeiten schon leid, Schwester?«, fragte sie mit einem schelmischen Glitzern in den blauen Augen, wohl wissend, dass ich bei solchen Anlässen ungern im Mittelpunkt stand.
    »Ich hatte das Gefühl, im Ballsaal kaum noch Luft zu bekommen.«
    Wir schwiegen, und ich atmete mehrmals tief durch, während Miranna sanft meine Hand berührte. »Sag, ist es heute Abend schon jemand gelungen, dein Interesse zu erregen?«
    »Keinem, der Vaters Zustimmung finden würde«, antwortete ich und versuchte, nicht verbittert zu klingen. »Und ohne seinen Segen kann ich schließlich nicht heiraten.«
    »Das stimmt, aber es gibt doch so viele verlockende Möglichkeiten!« Ihr Gesicht leuchtete vor Begeisterung, denn sie hatte erst seit Kurzem ein ausgeprägtes Interesse an Männern entwickelt. »Ich weiß wohl, dass Vater ein bisschen anspruchsvoll sein kann, aber er ist gewiss nicht unvernünftig. Schon oft hat er sich als guter Menschenkenner erwiesen.«
    »Das mag sein, aber diesmal scheint er mir so unbeweglich zu sein.« Ich seufzte. »Du weißt ja, um welche Kandidaten es vornehmlich geht: Lord Thane ist freundlich und geistreich, doch er hat sich entschieden, Medizin zu studieren, was ihn ausscheiden lässt, da Vater auf eine militärische Laufbahn besteht. Dann wäre da Lord Mauston, der bei der Kavallerie ist, aber aus einer verarmten Familie stammt und somit nicht genügend Vermögen mit in die Ehe bringen würde. Baron Galen

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