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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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anzuschließen, als ich hörte, wie eine Tür sich öffnete und wieder geschlossen wurde. Das Geräusch der Schritte, das danach an mein Ohr drang, stammte nicht von meiner Schwester. Ich sah hinunter und entdeckte Steldor, der aus dem Wachzimmer rechts vom Treppenhaus gekommen sein musste. Weil ich nicht gesehen werden wollte, beeilte ich mich die Treppe hinauf, wo Tadark schon oben am Absatz auf mich wartete. Steldor blieb einen Moment lang unschlüssigstehen und schlug dann dieselbe Richtung ein wie Miranna. Damit war die Frage, ob ich ihr folgen sollte, für mich beantwortet. Stattdessen beschloss ich, in die Bibliothek zu gehen.
    »Ihr wollt doch nicht wirklich Reithosen anziehen, oder?«, fragte Tadark, als wir dort angekommen waren.
    Offensichtlich hatte er meine Unterhaltung mit Narian belauscht. Ich fürchtete, er würde meinen Plan bei seinem nächsten Bericht an den Hauptmann verraten. Und Cannan würde diese Information vermutlich gleich an meinen Vater weitergeben. Womit ich vermutlich jeglicher Möglichkeit beraubt wäre, eine Hose aufzutreiben, und mir nichts bleiben würde, als wie eine Närrin mit leeren Händen vor Narian zu stehen. Davon, dass ich dann niemanden hätte, der mich in Selbstverteidigung unterrichten könnte, ganz zu schweigen. Es war an der Zeit, Tadarks Erinnerung an etwas aufzufrischen, das ich seit dem Tag unseres Picknicks nicht mehr erwähnt hatte.
    »Doch, das will ich«, sagte ich mit entschlossener Stimme. »Und du wirst kein Wort darüber verlieren … zu niemandem.«
    »Es schickt sich für eine Prinzessin wohl kaum, Männerkleider zu tragen«, brummte er.
    »Deine Meinung dazu ist unerheblich, Tadark. Und weder mein Vater noch der Hauptmann werden davon erfahren«, erklärte ich und holte zum finalen Schlag aus. »Sonst wäre ich gezwungen, sie über dein fehlendes Urteilsvermögen angesichts von Mirannas Verletzung bei unserem Picknick zu informieren.«
    Tadark wurde blass, während ich in mich hineinlachte, weil ich mir soeben sein Schweigen gesichert hatte.
    »Na schön«, murmelte er und verschränkte die Arme.
    Ziemlich zufrieden mit mir begann ich, über dieBeschaffung einer Hose nachzudenken. Als ich zu dem Schluss gekommen war, dass es ohne Mitwisser nicht ginge, beschloss ich, Miranna doch in den Garten zu folgen.
    Ich verließ die Bibliothek und lief die Wendeltreppe hinunter. Tadark hielt mir die Tür auf, und ich trat auf der Rückseite des Palastes ins Licht der untergehenden Sonne. Als mein Blick über die Reihe der noch nicht angezündeten Fackeln glitt, entdeckte ich Halias, der in einer Haltung, die mich an London erinnerte, nicht weit von mir entfernt an der Mauer lehnte.
    »Sie ist da drüben am Brunnen«, sagte er lächelnd und zeigte den Weg vor mir hinunter.
    Ich drehte mich um und lief auf den Brunnen zu, während Tadark bei Halias zurückblieb. Bald sah ich, dass Miranna nicht allein war.
    Sie drehte mir den Rücken zu, aber über ihre Schulter hinweg konnte ich Steldors arrogantes, wenn auch unglaublich attraktives Gesicht deutlich erkennen. Er war mindestens einen halben Kopf größer als meine Schwester und seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, hatte er mich bemerkt, noch bevor sie auch nur eine Ahnung von meiner Gegenwart hatte. Er flirtete ganz unverhohlen mit ihr wie damals bei dem Picknick, als er sich an mir hatte rächen wollen, weil ich seine Avancen zurückgewiesen hatte. Als sich jetzt seine dunklen Augen hinter dem Rücken meiner Schwester in meine bohrten, hob ein spöttisches Lächeln seine Mundwinkel, bevor er etwas tat, das nicht einmal ich ihm zugetraut hätte. Er schlang einen Arm um Mirannas Taille, legte die andere Hand zwischen ihre Schulterblätter, zog sie an sich und gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuss auf den Mund.
    Ich war zu perplex, um zu reagieren, als Steldorbereits einen Schritt zurücktrat. Sie schwankte und war offenbar überwältigt von dieser romantischen Geste, doch er beachtete sie nicht weiter.
    »Prinzessin«, murmelte er nur, während er an mir vorbeistolzierte. Der Ton dieses einen Wortes ließ mich unmissverständlich wissen, wie unverschämt zufrieden er mit sich selbst war.
    Miranna drehte sich verwirrt nach ihm um und schien diese plötzliche Reaktion nicht zu begreifen. Als sie mich bemerkte, weiteten sich ihre Augen vor Schreck. Sie spürte zweifellos meine kalte Wut, die sich jedoch nicht gegen sie, sondern gegen Steldor richtete. Wortlos ging ich auf sie zu und hatte keinerlei

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