Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
Vom Netzwerk:
und an meine rechte Seite, sodass er sich zwischen Tadark und mir befand. Über seine Schulter hinweg sah ich den misstrauischen Blick meines Leibwächters. Er fasste nach meinem rechten Ellbogen und zog mich so vor sich, dass ich mit dem Rücken vor seiner Brust stand. Ich erstarrte vor so viel Nähe, denn obwohl er nur wenige Zentimeter größer war als ich, war ich mir seiner schlanken und doch muskulösen Gestalt sowie meiner eigenen Verletzlichkeit nur zu bewusst.
    »Kein Grund, sich zu verspannen«, flüsterte er in mein Ohr. Ich spürte seinen Atem auf meiner Wange und erschauerte.
    Er hob meine Unterarme auf Brusthöhe an, und ich ballte die Fäuste, denn ich erkannte die Kampfhaltung, die er bei der Auseinandersetzung mit Steldor eingenommen hatte.
    »Stell deine Füße schulterbreit auseinander«, wies er mich an und hatte – vielleicht unbewusst – vom förmlichen Ihr zum vertraulichen Du gewechselt. »Und jetzt bring den linken Fuß ein kleines Stück nach vorn.«
    Ich war viel zu sehr damit beschäftigt, alles richtig zu machen, um auf seine vertrauliche Anrede einzugehen.
    Er drehte meinen Körper von sich weg und trat zurück, wobei er fast über Tadark stolperte, um meine Haltung in Augenschein zu nehmen. Erst da ließ ich die Luft aus, die ich bis dahin unbemerkt angehalten hatte.
    »Das ist die Grundhaltung für einen Kampf. Nimm den linken Arm ein wenig höher und entspann deine Muskeln. Je steifer du bist, desto langsamer sind deine Bewegungen. Was du als Erstes lernen solltest, ist, ständig deine Umgebung zu beobachten. Wenn du einen Raum betrittst, musst du alle in Augenschein nehmen, die sich darin aufhalten, und jeden Ausgang registrieren, der dir zur Flucht dienen könnte. Der günstigste Moment für einen Feind ist der, wenn deine Wachsamkeit nachlässt.«
    Ohne Vorwarnung drehte er sich um, packte Tadark, presste ihn an sich und schleuderte ihn über seine Hüfte zu Boden. Mit einem Schmerzensschrei landete mein Leibwächter zu meinen Füßen auf dem Rücken. Sein sonst so ordentliches sandfarbenes Haar stand in alle Richtungen ab.
    »Noch Fragen?«, sagte Narian, ohne Tadark eine Hand hinzuhalten, um ihm aufzuhelfen. Ganz so, als wäre mein Leibwächter nur eine Puppe, die man zu Demonstrationszwecken benutzt.
    Tadark setzte sich auf und funkelte Narian böse an. Sein Gesicht glühte vor Scham. Ich staunte über den Mut des Jungen und kam zu dem zwingenden Schluss, dass er meinem Leibwächter hatte zeigen wollen, wer eigentlich Herr der Lage war. Zweifellos hatte er seinen Standpunkt nachdrücklich klargemacht.
    Narian ging auf einen großen Baum am Rande der Lichtung zu, trat dahinter und tauchte einenAugenblick später mit einem Halbschwert wieder auf, das in einer Scheide steckte und Londons Langmessern ziemlich ähnlich sah, nur dass es etwas aufwendiger verziert war.
    Bis Narian zu uns zurückkam, hatte auch Tadark sich wieder aufgerappelt und wollte gerade mit einem Kampfschrei auf den Lippen losstürmen. Er hielt jedoch inne, als er merkte, dass der junge Mann gar keine Bedrohung darstellte. Nicht zuletzt in Tadarks Interesse war ich dafür sehr dankbar. Aber trotz aller Erleichterung über die Zurückhaltung meines Leibwächters machte ich mir Sorgen, weil Narian damit schon zum zweiten Mal eine Waffe an sich gebracht hatte.
    »Wo hast du das her?«, fragte ich und sah gleichzeitig, wie fest Tadark den Knauf seines Schwertes umklammerte.
    »Ich habe es mir ausgeliehen«, sagte Narian, zog das Schwert aus der Scheide und hielt es mir hin.
    »Von wem?«, beharrte ich und ergriff es ziemlich ungeschickt, da ich nie zuvor eines in Händen gehalten hatte.
    »Koranis.«
    »Und weiß Koranis auch, dass du dir sein Schwert geliehen hast?«
    Narian legte den Kopf schräg und richtete die Augen himmelwärts, als würde er sich ausmalen, was sein Vater in diesem Moment gerade tat.
    »Inzwischen vielleicht schon. Daher würde ich auch vorschlagen, keine Zeit zu verschwenden.« Er ging um mich herum, um die Position der Waffe in meiner Hand zu korrigieren. Aus seiner Stimme sprach keinerlei Bedauern.
    Nachdem ich das Schwert richtig hielt, zeigte er mir ein paar grundlegende Bewegungen. Ich stöhnte vorEnttäuschung, während ich mich bemühte, seinen Anweisungen zu folgen, denn mir unterlief ein Fehler nach dem anderen. Nach einer Weile gestattete er mir eine Pause, um mich auszuruhen. Trotz der Kühle dieses Septembertages stand mir vor Anstrengung der Schweiß auf der Stirn.
    »Warum

Weitere Kostenlose Bücher