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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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Grausamkeiten mein Leibwächter und Freund durchgemacht hatte? Gerade Ihr solltet sie kennen , das hatte Nantilam ihrer Erzählung vorausgeschickt. Ein Schaudern lief über meinen Rücken.
    »Das war das Erste, was ich über ihn erfuhr«, erklärte sie. »Doch als mein Bruder über seine rasche Antwort lachte und meinte, er sei ja offenbar nicht sehr verschwiegen, da muss London geschworen haben, dass er sein Königreich niemals verraten würde. Trimion war entzückt. Für ihn war das Ganze ein Spiel, und je widerspenstiger der Gefangene sich zeigte, desto mehr Freude würde es ihm bereiten, ihn zu brechen. Und mein Bruder hatte schon so viele gebrochen.
    Doch selbst nach Wochen erbarmungsloser Folter erwies sich London als unbeugsam. Das Einzige, was er uns verriet, blieb die Auskunft, die er schon bei seinem ersten Verhör preisgegeben hatte – sein Name. Jeden Abend suchte ich ihn in seiner Zelle im Kerker auf und heilte ihn so weit, dass er weitere Torturen überstehen würde, doch mit der Zeit vermochte nicht einmal ich, ihn wieder ganz gesund zu machen. Die Macht des Overlord pulsierte in ihm und ließ sich nicht austreiben, weil immer mehr davon in ihn eindrang. Sein Körper wurde zum Schauplatz eines Zweikampfs unserer magischen Fähigkeiten. Meine Heilkraft gegen Trimions Zerstörungswut.
    ›Er ist nutzlos‹, verkündete mein Bruder nach fast fünf Monaten. ›Dann lass ihn sterben‹, riet ich ihm und hoffte im Stillen auf seine Einwilligung, denn London hatte bereits weit mehr erduldet als jeder andere Gefangene vor ihm. Aber Trimion blieb erbarmungslos und schwor sich: ›Nicht bevor ich seinen Willen gebrochen habe.‹
    Noch zwei Monate lange blieb es bei der schrecklichen Routine: Mein Bruder folterte ihn stundenlang, und ich heilte ihn anschließend, damit er keine Erlösung im Tod fand. Ich stand daneben und sah mit an, wie Trimion Tag für Tag knurrte: ›Bitte um den Tod, London, und ich werde ihn dir gewähren. Bitte mich, dich zu töten, denn dann wird es endlich vorbei sein.‹ Doch seinen Qualen zum Trotz begehrte London wieder und wieder auf. ›Mir scheint, Ihr seid derjenige, der hier um etwas bittet‹, murmelte er. ›Närrischer Bursche!‹, brüllte mein Bruder daraufhin und sorgte dafür, dass London lauter und schrecklicher schrie, als ich je ein lebendiges Wesen habe schreien hören.
    Nachdem dies weitere acht Wochen lang so gegangen war, traf Trimion eine Entscheidung, die mich entsetzte. ›Noch nie habe ich erlebt, dass sich mir jemand derart widersetzt hätte‹, sagte er vor Wut kochend, doch hinter seinem Zorn verbarg sich auch ein gewisser Respekt. ›Ich weiß nicht, was ich anderes mit ihm anfangen soll, als sein Leben zu beenden.‹
    ›Wie wäre es, wenn ich ihn noch ein einziges Mal heilte?‹, schlug ich vor, denn mir war noch eine andere Verwendung für London eingefallen. ›Ein Mann mit so eindrucksvollem Willen ist selten, daher wäre es eine Schande, sein Leben zu vergeuden.‹ Mein Bruder war neugierig, aber auch misstrauisch. ›Dich gelüstet wohl nach dem Burschen‹, höhnte er, aber ich erwiderte seinen Blick eiskalt. ›Seine Geisteskraft ist bemerkenswert. Und mich gelüstet ausschließlich danach, sein Blut in den Adern meines Kindes fließen zu sehen – um seinen Mut an unsere Nachkommen weiterzugeben.‹
    Trimion überlegte eine Weile, dann stimmte er zu, weil er nicht leugnen konnte, dass London sogar ihm imponiert hatte. Ich befahl also, den Gefangenen in meinen Tempel bringen zu lassen. Dort erhielt er ein Zimmer im ersten Stock mit einem großen Fenster, von dem aus man einen Blick über die ganze Stadt hat. Es würde zwar lange dauern, bis er die Aussicht genießen könnte, aber ich hoffte, dass das Sonnenlicht nach den dunklen Monaten, die er im Kerker zugebracht hatte, seine Heilung beschleunigen würde. Ich begann also, ihn zu heilen, zunächst einige Male am Tag, denn die Gemütsruhe, die ich auf ihn übertragen konnte, wurde rasch von der Flut schwarzer Magie, die noch in ihm steckte, ausgelöscht.
    Praktisch jeder andere, der auch nur ein wenig schwächer gewesen wäre, hätte nicht überlebt. Er wachte zwar wochenlang nicht auf, klammerte sich aber mit ungeheurer Entschlossenheit ans Leben. Oft schrie und weinte er, denn der Schmerz verfolgte ihn bis in den Schlaf. Und anfangs fürchtete ich, zwar seinen Körper, nicht jedoch seinen Geist retten zu können.
    In dieser Zeit erreichte die Enttäuschung meines Bruders ihren Höhepunkt, denn er

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