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Alera 02 - Zeit der Rache

Alera 02 - Zeit der Rache

Titel: Alera 02 - Zeit der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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er und seine gehobene Augenbraue verriet, dass er sich nun auch zusammenreimen konnte, wer mich zum Reiten mitgenommen hatte. »Ich werde dir eine Schneiderin schicken, die dafür Maß nimmt – auch wenn ich bezweifle, dass sie schon jemals eine Reithose für eine Frau angefertigt hat.«
    Meine Mundwinkel hoben sich, als ich den Schalk in seinen Augen aufblitzen sah. Seltsamerweise setzte aber auch gleichzeitig die Furcht ein, die mich noch die ganze Nacht hindurch quälen sollte. London musste mein plötzliches Unbehagen gespürt haben, denn seine folgenden Worte waren wieder ernst.
    »Du hast dich bereits als viel stärkere Persönlichkeit erwiesen, als man es von dir erwartet hätte, Alera. Ich vertraue daher ganz darauf, dass du uns gut vertreten wirst.«
    Londons Worte bedeuteten mir viel. Er vertraute auf mich ebenso wie ich auf ihn. Egal, wie verängstigt und verunsichert ich mich fühlen mochte, London würde mich nicht im Stich lassen.
    Er betrachtete seinen Auftrag als erledigt, verneigte sich kurz und wandte sich zum Gehen.
    »Lass mich Cannan von der Reithose in Kenntnis setzen«, ließ er mich über seine Schulter hinweg auf seine unverwechselbare Art grinsend noch wissen, bevor er auf den Gang hinaus verschwand.
    Schneller als ich erwartet hatte, nämlich nach nicht einmal einer Stunde, kehrte London mit zwei Näherinnen zurück, die rasch Maß nahmen und mir mehrere Stoffproben vorlegten. Nachdem ich mich mit dem Material für Hosen kein bisschen auskannte, überließ ich alle Entscheidungen ihnen. Ich merkte, wie ungewöhnlich sie diesen Auftrag fanden, andererseits war es wohl eine reizvolle Herausforderung für sie. Als alles Nötige besprochen war, sammelten sie ihre Utensilien zusammen und gingen mit dem Versprechen, die Hose am nächsten Morgen abzuliefern. London hatte gewartet und unbeteiligt aus dem Fenster gesehen, während die Frauen das Nötige mit mir besprochen hatten.
    »Ich bin heute Temerson begegnet«, bemerkte er wie nebenbei, als er sich wieder zu mir umwandte, doch ich wusste, dass er nicht nur Konversation machen wollte.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich und schämte mich für meine Selbstsucht, denn bislang hatte ich keinen Gedanken an den jungen Mann verschwendet, der um meine Schwester gefreit hatte – nein, der immer noch um sie freite.
    »Nicht schlechter als allen anderen, die von diesem Unheil betroffen sind. Aber ganz sicher auch nicht besser. Er macht sich schreckliche Sorgen, aber da er ja nicht im Palast wohnt, weiß er viel weniger über die gegenwärtige Lage. Ich habe ihn auf den neuesten Stand gebracht, wofür er sehr dankbar war.«
    »Ich danke dir auch dafür.«
    »Dann sollte ich jetzt wohl besser gehen. Versuch zu schlafen, der morgige Tag wird eine Herausforderung sein.«
    Nachdem London gegangen war, gesellte ich mich zu meinen Eltern ins Speisezimmer, doch mein nervöser Magen erlaubte mir nur wenige Bissen zu essen. Steldor war nicht zugegen, aber ich war zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um mir Gedanken über seinen Verbleib zu machen. Als ich in unsere Gemächer zurückkehrte, sah ich Casimir vor der Tür stehen – ein sicheres Zeichen für die Anwesenheit des Königs. Ich schlüpfte in den Salon und war auf der Hut vor meinem unberechenbaren Gemahl, denn ausgerechnet vor dieser Nacht wollte ich einen Streit vermeiden.
    Steldor saß nachdenklich mit einem Krug Bier in einem der Ledersessel neben dem Kamin und sah aus, als wünschte er, allein zu sein. Ich beschloss, ihn am besten nicht zu stören und durchquerte den Raum, um mich sogleich zu Bett zu begeben und ihn in Frieden zu lassen. Doch dann richtete er das Wort an mich.
    »Morgen wird es gefährlich werden«, sagte er und starrte weiter auf die Scheite im Kamin. »Und ich wollte nicht nur wegen Narian an deiner Stelle gehen.«
    »Ich weiß«, sagte ich leise. »Ich werde mich vorsehen.«
    Er drehte sich zu mir, und ich wartete, weil ich glaubte, er wolle noch etwas sagen, aber was auch immer es sein mochte, kam ihm doch nicht über die Lippen.
    »Dann also gute Nacht«, murmelte er schließlich und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Feuer zu.
    »Gute Nacht«, gab ich zurück und betrat mein Schlafgemach. Dort betete ich noch darum, dass auf eine gute Nacht auch ein guter Tag folgen mochte.

14. GLÜCKSSPIEL
    Am nächsten Tag war ich trotz einer ruhelosen Nacht nicht müde. Bei Sonnenaufgang stand ich auf und ging in meinem Schlafgemach auf und ab, hörte, wie Steldor unsere Gemächer

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