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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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einen weiteren Augenblick mit dir zusammen zu sein.«
    Ich machte eine winzige Pause und holte tief Luft. Sie hielt meinen Blick fest und wandte sich nicht ab.
    »Ich liebe dich und werde dich immer lieben. Willst du mich heiraten, Christine?«
    Sie schaute mir unverwandt in die Augen, und ich las Wärme und Liebe darin, aber auch Bescheidenheit, die stets ein Teil von Christine ist. Es war beinahe so, als könne sie sich gar nicht vorstellen, von mir geliebt zu werden.
    »Ja, ich will dich heiraten. Ach, Alex, ich hätte nicht bis heute Abend warten dürfen. Aber das hier ist so besonders … so perfekt, dass ich beinahe froh bin, gewartet zu haben. Ja, ich möchte deine Frau werden.«
    Ich holte einen antiken Verlobungsring hervor und steckte ihn Christine liebevoll auf den Finger. Der Ring hatte meiner Mutter gehört; ich hatte ihn seit ihrem Tod – damals war ich neun Jahre alt – aufbewahrt. Die genaue Geschichte des Ringes war nicht mehr bekannt; man wusste nur, dass er seit mehr als vier Generationen den Cross gehörte. Er war mein einziges Erbstück.
    Wir küssten uns in der prächtigen Kinderkapelle der National Cathedral, und es war der schönste Moment in meinem Leben, den ich nie vergessen werde und der niemals verblassen wird.
    Ja, ich möchte deine Frau werden.
    Z ehn Tage waren ohne einen weiteren Fantasiemord vergangen. Nun aber war Geoffrey Shafer von einer mächtigen Stimmungswoge erfasst worden und ließ sich von ihr treiben.
    Er war völlig abgehoben – hyper, manisch, bipolar, wie auch immer die Ärzte seinen Zustand nennen wollten. Er hatte bereits Lorazepam, Librium, Valium und Depakote geschluckt, aber die Tabletten schienen seine Düsen nur noch mehr auf Schub zu bringen.
    Um sechs Uhr nachmittags fuhr er den schwarzen Jaguar vom Parkplatz auf der Nordseite der Botschaft, vorbei an der überlebensgroßen Statue Winston Churchills, der den Zeige-und den Mittelfinger seiner plumpen rechten Hand zum V emporreckte, dem Siegeszeichen, und mit der Linken sein Markenzeichen hielt, die Zigarre.
    Aus Shafers CD-Player erklang laut Eric Claptons E-Gitarre.
    Er drehte die Lautstärke höher und schlug mit den Händen fest aufs Lenkrad, spürte den Beat, den Rhythmus, den Urtrieb .
    Er bog auf die Massachusetts Avenue ein, hielt bei Starbucks, ging rasch hinein und besorgte sich drei Kaffee nach seinem Geschmack: schwarz wie seine Seele und mit sechs Stück Zucker je Becher. Hmmm , lecker. Wie immer hatte er den ersten Becher fast ausgetrunken, als er zur Kasse kam.
    Kaum saß er wieder hinter dem Steuer seines Jaguar, trank er den zweiten Becher, diesmal bedächtiger. Dann schluckte er noch ein paar Tropfen Benadryl und Nasan. Schaden konnte das nicht, eher helfen. Er nahm die Würfel. Heute Abend musste er spielen.
    Die Zwölf oder eine höhere Zahl würden ihn auf der Stelle zu Boo Cassidys Wohnung schicken, auf einen heißen, schnellen Fick, ehe er nach Hause zu seiner widerlichen Familie fuhr.
    Die Zahlen Sieben bis Elf wären eine totale Katastrophe: direkt nach Hause zu Lucy und den Kindern. Drei, Vier, Fünf oder Sechs bedeuteten, er konnte ins Versteck fahren – zu einer unplanmäßigen Nacht mit einem Superabenteuer.
    »Komm – Drei, Vier, Fünf. Komm, Baby, komm! Ich brauche das heute Abend. Ich brauch ‘nen Kick! Sonst flipp ich aus!«
    Er schüttelte die Würfel mindestens dreißig Sekunden lang.
    Er kostete die Spannung aus, dehnte sie. Schließlich ließ er die Würfel auf den grauen Ledersitz rollen – und hatte wider alle Erwartungen gewonnen! Sein Hirn stand in Flammen. Er konnte heute Vier Reiter spielen. Die Würfel hatten gesprochen.
    Das Schicksal hatte gesprochen.
    Aufgeregt tippte er eine Nummer ins Autotelefon. »Lucy«, sagte er und lächelte bereits. »Ich bin froh, dass ich dich zu Hause erreiche, Liebling … Ja, deine Vermutung stimmt, gleich beim ersten Versuch. Wir sind hier hoffnungslos mit Arbeit zugeschüttet. Die scheinen zu glauben, ich wäre deren Privateigentum. Na ja, ein bisschen haben sie wohl Recht damit. Es geht wieder mal um den verdammten Drogenhandel.
    Sobald ich kann, komme ich heim. Aber warte nicht auf mich.
    Sag den Kindern, dass ich sie liebe. Ich küsse euch alle. Ja, Liebling, dich liebe ich auch. Du bist die beste und verständnisvollste Frau der Welt.«
    Gut gespielt, dachte Shafer und atmete erleichtert auf. In Anbetracht der vielen Drogen, die er geschluckt hatte, eine hervorragende Vorstellung. Shafer beendete das Telefonat mit seiner

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