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Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann

Titel: Alex Cross 05 - Wer Hat Angst Vorm Schattenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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widerlichen Mistkerl einen flammenden Blick im Innenspiegel zu. Er hasste den Burschen, weil der ihn Blödmann genannt hatte. Der Schweinehund erinnerte ihn an seine Brüder.
    » Ich fahre nirgendwohin«, rief Shafer zurück. »Aber du fährst geradewegs in die Hölle!«
    »Was … was haben Sie gesagt? Wie meinen Sie das?«, fragte der Geschäftsmann, plötzlich verwirrt und verängstigt.
    Shafer drehte sich im Sitz um, feuerte seine Smith & Wesson Neun-Millimeter ab und hoffte, niemand würde bei dem Gewitter und dem wilden Hupen den Knall hören.
    Er war schweißgebadet und hatte Angst, die Farbe auf seinem geschwärzten Gesicht würde zerlaufen. Er war darauf gefasst, jeden Moment angehalten zu werden. Er rechnete damit, dass Polizisten sein Taxi umringten. Hellrotes Blut war über die gesamte Rückbank und an das Heckfenster gespritzt. Der Geschäftsmann war in einer Ecke zusammengesunken. Es sah aus, als würde er schlafen. Shafer konnte nicht sehen, wo die verdammte Kugel aus dem Taxi ausgetreten war.
    Er schaffte es, den Flughafen hinter sich zu lassen, ehe er völlig durchdrehte. Vorsichtig fuhr er zu den Benning Heights im Southeast. Er konnte nicht riskieren, wegen einer Geschwindigkeitsübertretung angehalten zu werden. Aber er hatte nun völlig den Kopf verloren und war nicht sicher, dass er das Richtige tat.
    In einer Seitenstraße hielt er, schaute sich die Leiche genauer an und zog sie bis auf die Haut aus. Shafer beschloss, den Toten unter freiem Himmel abzulegen. Er bemühte sich nach Kräften, unvorhersehbar zu handeln.
    Dann gab er Gas, jagte vom Tatort nach Hause.
    Er hatte beim Opfer keinerlei Ausweispapiere zurückgelassen. Nichts. Nur die nackte Leiche.
    Diesmal gab es eine kleine Überraschung: einen John Namenlos.
    I ch kam um halb drei morgens von Christine nach Hause zurück und fühlte mich so beschwingt und glücklich wie seit Jahren nicht. Ich dachte daran, Nana und die Kinder zu wecken und ihnen die Neuigkeit mitzuteilen. Ich wollte den verblüfften Ausdruck auf ihren Gesichtern sehen. Und ich wünschte, ich hätte Christine mit nach Hause gebracht; dann hätten wir alle gemeinsam feiern können.
    Gerade als ich das Haus betrat, klingelte das Telefon. O nein, dachte ich. Nicht heute Nacht. Ein Anruf um halb drei morgens verheißt nichts Gutes.
    Ich nahm den Hörer im Wohnzimmer ab und hörte -Sampsons Stimme in der Leitung. »Süßer?«, flüsterte er.
    »Lass mich in Ruhe«, sagte ich. »Versuch’s morgen früh wieder. Für diese Nacht hab ich geschlossen.«
    »O nein, Alex, hast du nicht. Fahr in die Alabama Avenue, ungefähr drei Querstraßen vom Dupont Park. Man hat im Rinnstein ‘nen Mann aufgefunden. Tot. Der Kerl ist weiß und hat keinerlei Papiere bei sich. Ist splitternackt.«
    Morgen früh würde ich Nana und den Kindern als Erstes von Christine und mir erzählen. Jetzt aber musste ich mich auf den Weg machen. Zum Tatort brauchte ich zehn Minuten über den Anacostia River. Sampson wartete an einer Straßenecke auf mich. Ebenso John Namenlos.
    Und eine lebhafte, übel gelaunte Menschenmenge. Eine nackte weiße Leiche hatte in einer Gegend wie dieser naturgemäß Neugier und ziemliches Aufsehen erregt. Es war ungefähr so, als sähe man ein Reh die Alabama Avenue hinunterlaufen.
    »Der weiße Typ hat einen verplättet gekriegt«, rief einer der Gaffer uns zu, als Sampson und ich unter dem gelben Plastikband hindurchschlüpften, das den Tatort absperrte. Im Hintergrund standen Reihen verfallener Backsteinhäuser, die gleichsam die Namen der Verlorenen hinausschrien, der Vergessenen, der Menschen, die nie eine Chance hatten.
    An den Straßenecken hatten sich Pfützen gebildet, da die Gullys hier fast nie inspiziert wurden. Ich kniete mich über die verrenkte nackte Leiche, die teilweise in einer Senkgrube lag.
    Auf diesem nassen Untergrund gab es keinerlei Reifenspuren.
    Ich fragte mich, ob der Mörder das bedacht hatte.
    In Gedanken machte ich Notizen. Es war nicht nötig, sie aufzuschreiben. Ich würde mich an alles erinnern. Der Mann hatte manikürte Finger-und Fußnägel. Weder an den Händen noch an den Füßen waren Schwielen. Er hatte auch keine Verletzungen oder besondere Merkmale, sah man davon ab, dass der Schuss ihm die linke Gesichtshälfte weggepustet hatte.
    Der Körper war tief sonnengebräunt, abgesehen von den Stellen, wo der Mann eine Badehose getragen hatte. Ich sah einen dünnen blassen Streifen am linken Ringfinger, wo wahrscheinlich ein Ehering gewesen

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