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Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Titel: Alex Cross 07 - Stunde der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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manchmal zwei oder drei Tage die Woche. Sie war blitzgescheit, aber ihre Noten waren grauenvoll. Sie hing mit Teenagern rum, die gern experimentierten: mit Drogen wie Ecstasy, Raves, Schwarzer Magie. Es wurde dort auch viel getrunken, Partys die ganze Nacht. Mary Alice wurde nur ein einziges Mal verhaftet, aber sie hat ihren Eltern viele graue Haare beschert.«
    »Waren Sie am Tatort, Nancy?«, fragte Jamilla. Mir fiel auf, dass sie Kollegen gegenüber immer sehr respektvoll war, niemals überheblich.
    »Ja, leider, war ich. Deshalb habe ich mich auch so sehr bemüht, die Erlaubnis zu bekommen, ihre Leiche wieder auszubuddeln. Mary Alice starb vor einem Jahr und drei Monaten, aber ich werde nie vergessen, wie wir sie gefunden haben.« Jamilla und ich schauten uns an. Noch hatten wir keine Details über den Mord gehört. Wir bemühten uns immer noch um weitere Informationen.
    Goodes fuhr fort. »Es war mir ziemlich klar, dass man wollte, dass wir sie fanden. Zwei Studenten vom Polytechnikum haben ihre Leiche entdeckt. Sie haben draußen in den Bergen geparkt, wo oft ihre eigenartigen U-Boot-Rennen stattfinden. Sie haben einen Mondscheinspaziergang gemacht. Ich bin ganz sicher, dass sie nach diesem Anblick Albträume haben. Mary Alice hing nackt an den Füßen aufgehängt von einem Baum herunter. Die Mörder hatten ihr nur die Ohrringe gelassen und einen Saphir im Nabel. Es war kein Raubmord.«
    »Was war mit ihrer Kleidung?«, wollte ich wissen.
    »Wir haben sie gefunden. UFO-Fallschirmspringer-Hosen, Nike-Schuhe und Chili-Peppers-T-Shirt. Unseres Wissens nach wurden keine Trophäen mitgenommen.«
    Ich schaute Jamilla an. »Offenbar vertraut der Mörder seiner – oder ihrer – Erinnerung. Aus irgendeinem Grund braucht er keine Trophäen. Jedenfalls sieht es so aus. Keiner dieser Morde folgt einem üblichen Muster für Serientäter.«
    »Stimmt. Da bin ich hundertprozentig Ihrer Meinung. Wissen Sie, was Ritzer sind?«, fragte Detective Goodes.
    Ich nickte. »Das ist mir schon begegnet«, antwortete ich. »Menschen, die sich mit Rasierklingen selbst die Haut ritzen, meist an Armen und Beinen, oft auch an der Brust oder dem Rücken. Sie vermeiden das Gesicht, weil dann andere es sehen und sie zwingen können, aufzuhören.«

    »Stimmt«, erklärte Detective Goodes. »Mary Alice hatte sich in den letzten Monaten entweder selbst Schnitte beigebracht – oder jemand anders hat es getan. Sie hatte über siebzig Schnittwunden am Körper, überall, abgesehen vom Gesicht.« Nancy bog mit ihrem weißen Suburban auf einen unbefestigten Weg ein. Dann fuhren wir durch ein rostiges schmiedeeisernes Tor.
    »Da sind wir«, verkündete Nancy. »Bringen wir's hinter uns.
Auf Friedhöfen fühle ich mich nicht wohl. Ich hasse das, was
wir jetzt tun. Es macht mich so traurig.«
Auch mich machte es traurig.

    14

    B is jetzt habe ich noch keinen Menschen mit Verstand getroffen, der nachts auf einem Friedhof nicht nervös war. Da ich mich geistig für relativ normal halte, war ich nervös. Detective Goodes hatte Recht: Es war eine sehr traurige Angelegenheit, der tragische Abschluss des Lebens eines jungen Mädchens. Hintergrund des Friedhofs bildeten die Ausläufer der Santa Lucia Mountains. Von der Polizei in San Luis Obispo waren drei Streifenwagen gekommen, die bereits um das Grab von Mary Alice Richardson parkten. Auch der Van des Pathologen stand in der Nähe. Außerdem waren noch zwei alte Trucks da, ohne klare Identifikation.
    Vier Friedhofsarbeiter hoben das Grab im grellen Licht der Scheinwerfer der Streifenwagen aus. Die Erde sah schwer aus und wimmelte von Würmern. Als die Grube ausreichend tief war, brachte man eine schwere Breithacke herbei, um die Hauptarbeit zu leisten.
    Die Beobachter der Polizei, ich eingeschlossen, konnten
    nichts tun, nur ungeduldig um das Grab herumstehen. Wir tranken Kaffee, unterhielten uns über Belanglosigkeiten, rissen ein paar schwarze Witze, über die aber niemand wirklich lachte.
    Ich schaltete mein Handy aus. Hier auf dem Friedhof wollte ich weder von Superhirn noch von sonst jemandem hören. Gegen ein Uhr morgens legten die Friedhofsarbeiter endlich den Übersarg frei. Ich hatte einen Kloß im Hals, aber ich schaute weiter hin. Neben mir stand Jamilla Hughes. Sie zitterte ein wenig, harrte aber aus. Nancy Goodes hatte sich in ihren Wagen zurückgezogen. Kluge Frau.
    Mit einem Brecheisen öffneten die Männer den Deckel des Übersargs, was ein unangenehm ächzendes Geräusch verursachte, als

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