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Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Alex Cross 07 - Stunde der Rache

Titel: Alex Cross 07 - Stunde der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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hatte rote Kontaktlinsen, die unheimlich glänzten. Er schien zu wissen, wer ich war. »Anfänger.« Er grinste. »Willkommen in der Hölle.« Gegen diese Grufties konnte ich nichts unternehmen, deshalb ging ich weiter in Richtung Bellagio. Diese eigenartigen Rollenspieler schienen keine Hemmungen zu haben, sich am Tatort zu zeigen. Waren die Mörder unter ihnen? Schauten sie zu? Was erwarteten sie, als Nächstes zu sehen? Was beabsichtigten die Mörder?
    Ich hoffte, dass die örtliche Polizei und das FBI die Menge vor dem Hotel filmte. Kyle hatte dafür gesorgt. Ich war aus einem ganz bestimmten Grund hergerufen worden: Ich kann an einem Tatort Details zusammensetzen, wozu andere Polizisten nicht im Stande sind. Deshalb hatte Kyle Craig mich angefordert. Er kannte meine Stärke und wahrscheinlich auch meine Schwächen.
    Die Suite, in der das Paar ermordet worden war, war groß und relativ geschmackvoll eingerichtet. Als Erstes sah man nach dem Betreten in einer Fensternische aus farbigem Glas eine Badewanne aus Marmor. Von dort aus blickte man auf einen künstlichen See mit mehrere Springbrunnen.
    In der Wanne lagen zwei Leichen. Ich sah ihre Köpfe und ein Paar nackte Füße. Beim Näherkommen sah ich, dass der Mann und die Frau gebissen und an mehreren Stellen mit einem Messer verletzt worden waren. Die nackten Körper waren gespenstisch weiß.
    In der Suite gab es keinerlei Möglichkeit, die Leichen aufzuhängen.
    In der Wanne war nicht viel Blut, der Stöpsel steckte. Überall wimmelte es von Polizei. Für meinen Geschmack viel zu viele
    Akteure. Detectives von der Las-Vegas-Polizei, Sanitäter, Spuensicherung, ein Polizeiarzt mit seiner Mannschaft und selbstverständlich das FBI.
Ich brauchte Ruhe.
    Ich studierte die blassen, Mitleid erregenden Körper mehrere Minuten lang. Wie alle anderen bisherigen Mordopfer waren auch dieser Mann und diese Frau sehr attraktiv.
    Perfekte Exemplare. Waren sie aus diesem Grund ausgewählt worden? Wenn nicht, weshalb dann?
    Die junge Frau schien Anfang zwanzig zu sein. Sie war zierlich, blond, schlank und wog keine fünfzig Kilo. Ihre Schulterspanne entsprach ungefähr einem Lineal. Ihre Brüste waren klein und waren zerbissen, beinahe zerfetzt. An den Beinen waren von oben bis unten tiefe Bisswunden. Der Mann schien ebenfalls Anfang zwanzig zu sein. Er war blond und hatte blaue Augen, er sah aus, als sei er mit Körnern gefüttert worden. Sein Körper war straff und gut gebaut. Auch ihn hatte man gebissen. Seine Kehle und seine Handgelenke waren aufgerissen.
    Bei beiden Leichen konnte ich keinerlei Spuren von Gegenwehr erkennen.
    Warum hatten sie sich nicht gewehrt! Sie hatten die Angreifer gekannt.
    »Hast du die Grufties draußen gesehen?«, fragte Kyle. »Diese Ansammlung von Missgeburten?«
    Ich nickte. »Aber noch ist es taghell. Diese müssen demnach
harmlos sein. Wir müssen die Vampire finden, die noch in ihren Särgen liegen.«
Kyle nickte und ging weg.
    Als die meisten Leute der Spurensicherung gegangen waren, wanderte ich etliche Stunden in der Suite umher. Für mich ist das ein Ritual, ein Teil meiner Besessenheit. Vielleicht habe ich das Gefühl, das den Toten zu schulden. Ich blieb stehen und schaute aus dem Fenster auf den See. Die Opfer hatten diesen Ausblick genossen. Ich musterte noch mal die Räume: die cremigen Weißtöne, das leuchtende Rosa und das unterschiedliche Gelb aus den sechziger Jahren, wie sie der Maler Parrish verwendete. Spiegel wurden durch verdeckte Lampen beleuchtet. Frisches Obst. Blumen.
    Die Opfer hatten ausgepackt und die Sachen verstaut. Ich sichtete die Kleidung: Kleider von Bob Mackie, elegante Schuhe von Jimmy Choo und Manolo Blahnik, mehrere teure Hemden. Alles chic, nur vom Feinsten. Sie hatten nie und nimmer erwartet, zu sterben.
    Ein Stapel Chips lag offen auf der Ankleidekommode. Die Mörder hatten sie zurückgelassen. Auch die beiden vollen Flaschen mit Kokain in der Handtasche der jungen Frau, ebenso die Stange Marlboro Lights.
    Sollte uns das sagen, dass sie an Drogen und Geld nicht interessiert waren? Auch nicht am Glücksspiel oder an Zigaretten? Woran waren sie interessiert? An Mord? An Blut? In der Handtasche der Frau waren Abschnitte von Eintrittskarten. Souvenirs? Karten für MGM-Adventures und Shows im Circus Circus, den Folies Bergere im Tropicana, den Zauberern Siegfried und Roy. Eine halbe Flasche Parfüm Lolita Lempikka.
    Der Mann hatte einige Quittungen von Restaurants aufbewahrt: Le Cirque im Bellagio, Napa, dem

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