Alex Cross 07 - Stunde der Rache
Haus?«
»Wahnsinnig komisch«, sagte ich. »Kommt her und umarmt euren Daddy. Schnell.«
Sie liefen in meine Arme. Was für ein herrliches Gefühl! Ich war zu Hause. Kein Ort der Welt war damit vergleichbar. Und dann kam mir unvermittelt ein Gedanke, den ich nicht wollte: Wusste das Superhirn, dass ich hier war? War unser Haus noch sicher?
37
Z uweilen kann das Leben so einfach und schön sein, wie es sein sollte. Samstagmorgen packten Nana und ich die Kinder in den Wagen und fuhren zu unserem Lieblingsplatz in Washington, dem großartigen und wunderbaren Smithonian-InstituteKomplex. Wir waren uns alle einig, dass das Smithonian – oder das »Smitty«, wie Jannie es nannte, seit sie ein kleines Mädchen gewesen war – unser heutiges Tagesziel sein sollte. Die Frage war nur, wohin wir gehen wollten, nachdem wir dort angelangt waren.
Da Nana mit Klein-Alex nur wenige Stunden dort verbringen konnte, überließen wir es ihr, das erste Ziel zu wählen. »Lass mich raten«, sagte Jannie und verdrehte die Augen. »Das Museum für Afrikanische Kunst.«
Nana Mama drohte Jannie mit dem Finger. »Nein, Miss Neunmalklug. Ich würde lieber ins Gebäude für Kunst und Industrie gehen. Das ist für heute meine Wahl, junge Dame. Überrascht? Schockiert, dass Nana nicht das Gewohnheitstier ist, für das du sie gehalten hast?«
»Nana will die Geschichte der schwarzen Fotografen ansehen«, warf Damon ein. »Davon habe ich in der Schule gehört. Sie haben geile Fotos von schwarzen Cowboys, richtig, Nana?« »Und noch viel mehr«, antwortete Nana. »Du wirst schon sehen, Damon. Du wirst stolz und erstaunt sein, und vielleicht regt es dich an, ein paar Fotos mehr zu machen, als du bisher getan hast. Das gilt auch für dich, Jannie, und auch für Alex. In dieser Familie macht keiner Fotos außer mir.«
Also gingen wir zuerst ins Gebäude für Kunst und Industrie. Es war wirklich gut, wie immer. Drinnen ertönte eine gelungene Mischung aus dem dumpfen Dröhnen der Klimaanlage und lauter Gospel-Musik. Wir sahen die schwarzen Cowboys und ganz erstaunliche Bilder von der Harlem-Renaissance.
Wir standen vor einem Drei-Meter-Foto ehrgeizig aussehender Männer in Anzügen, Krawatten und Zylindern, das aus der Vogelperspektive aufgenommen worden war. Ein atemberaubendes Foto, das man nicht vergessen würde.
»Wenn ich diese Szene auf der Straße sehen würde, würde ich ganz bestimmt ein Foto machen«, erklärte Jannie. Nach Kunst und Industrie taten wir Jannie den Gefallen und gingen ins Einstein-Planetarium, wo wir zum vierten oder fünften Mal – oder siebten Mal, was soll's – »Der Stern, der uns lenkt« anschauten. Danach brachte Nana Klein-Alex nach Flause, damit er seinen Nachmittagsschlaf halten konnte, und wir stapften durchs Museum für Luft- und Raumfahrt. Diesen Teil des Ausflugs nannte Jannie: »Damons Flugzeug- und Eisenbahn-Machomarsch«.
Aber sogar Jannie gefiel die Luft- und Raumfahrt. Das Flugzeug der Gebrüder Wright schwebte hoch oben. Es hing an langen Drähten und bot einen großartigen Anblick. Weiße Leinwand war auf dünnes Gestänge aus Holz gespannt. Rechts davon der Breitling Orbiter 3, ein weiterer wichtiger Beitrag zur Geschichte der Luftfahrt – die erste Non-Stop-Ballonfahrt um die Welt. Und dann »ein großer Schritt für die Menschheit« – das fast sechstausend Kilo schwere Steuermodul von Apollo 11. Man kann sich zynisch darüber äußern oder sich daran erfreuen. Ich zog es vor, mich zu freuen, denn Freude macht das Leben einfacher und lohnender.
Nachdem wir etliche Wunder der Luft- und Raumfahrt bestaunt hatten, bestand Damon darauf, dass wir uns im Langley Theater die Mission zur Mir auf der IMAX-Leinwand anschauten.
»Eines Tages werde ich hinaus ins All fliegen«, verkündete Damon.
»Ich habe Neuigkeiten für dich«, sagte Jannie. »Du bist schon dort.«
Zu Ehren von Nana statteten wir auch dem Museum für Afri
kanische Kunst einen Besuch ab. Die Kinder amüsierten sich über die Masken und bewunderten die zeremoniellen Gewänder. Besonders angetan waren sie von der Ausstellung alter Währungen: Kaurimuscheln, Armbänder, Ringe. Die Räume waren unglaublich still, geräumig, farbig und herrlich kühl. Der letzte Halt für heute sollte die Dinosaurier-Halle im Museum für Naturgeschichte sein. Aber dann meinten Damon und Jannie, dass wir das Füttern der Tarantel im Orkin-Insektenzoo unbedingt sehen müssten. Die Wände hier waren bemalt, sodass man in einem Regenwald zu sein
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