Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
Grenoble. Alex hatte kaum den Raum betreten und schon war ihm der Appetit vergangen.
James war unmittelbar vor ihm gekommen, stand an der Durchreiche und holte sich sein Essen. Die meisten Speisen waren vorgekocht und wurden von einer der Wachen aufgewärmt. Heute gab es Erbseneintopf. Alex holte sein Essen und setzte sich neben James. Sie hatten ihren eigenen Tisch. Beide waren Freunde geworden. Alle anderen ignorierten sie.
»Willst du nach dem Essen ein bisschen rausgehen?«, fragte James.
»Ja, warum nicht.«
»Ich möchte etwas mit dir besprechen.«
Alex warf den anderen Jungen einen Blick zu. Am Tischende saß Tom. Gerade griff er nach dem Wasserkrug. Er trug ein Polohemd und Jeans. Neben ihm saß Joe Canterbury, der Amerikaner. Er unterhielt sich gerade mit Hugo und wedelte mit einem Finger, um seine Worte zu unterstreichen. Wo nur hatte Alex diese Bewegung schon einmal gesehen? Cassian saß direkt hinter ihnen. Er hatte ein rundes Gesicht und dünnes hellbraunes Haar. Er kicherte gerade über einen Witz.
Anders, aber trotzdem gleich. Alex beobachtete die Jungen aufmerksam und versuchte zu verstehen, was das wohl bedeutete.
Es lag in Details, den Dingen, die man nicht bemerkte, wenn man sie nicht alle zusammen sah, wie gerade jetzt. Die Art und Weise, wie sie aufrecht dasaßen, die Ellbogen eng angelegt. Die Art, wie sie Messer und Gabel hielten. Hugo lachte und Alex erkannte, dass er eine Sekunde lang das Abbild von Cassian war. Es war das gleiche Lachen. Er beobachtete Joe, der gerade einen Bissen zum Mund führte. Dann wanderte sein Blick zu Nicolas. Sie waren zwei völlig unterschiedliche Jungen, daran gab es keinen Zweifel. Aber sie hielten Messer und Gabel gleich, als ob sie einander nachäfften.
Hinter der Tür waren energische Schritte zu hören und plötzlich tauchte Mr s Stellenbosch auf. »Guten Tag, Jungs«, begrüßte sie die Anwesenden.
»Guten Tag, Mr s Stellenbosch.« Fünf Stimmen antworteten, aber Alex hörte nur eine Stimme. Er und James schwiegen.
»Der Unterricht beginnt heute Nachmittag um drei Uhr. Die Fächer sind Latein und Französisch.«
Dr . Grief oder Mr s Stellenbosch waren dafür zuständig. Es gab keine anderen Lehrer an der Schule.
Alex hatte bisher überhaupt noch keinen Unterricht gehabt. James besuchte den Unterricht ab und zu, je nach Laune.
»Heute Abend findet in der Bibliothek eine Diskussion statt«, fuhr Mr s Stellenbosch fort. »Das Thema: ›Gewalt in Film und Fernsehen‹. M r McMorin wird die Diskussion eröffnen. Danach gibt es heiße Schokolade und Dr . Grief hält einen Vortrag über Mozarts Werk. Alle sind herzlich eingeladen.«
James zog mit zwei Fingern den Mund weit auseinander und streckte die Zunge heraus. Alex grinste. Die anderen Jungen hörten unbewegt zu.
»Dr . Grief möchte Cassian James gratulieren. Er hat nämlich beim Lyrikwettbewerb den ersten Preis gewonnen. Sein Gedicht hängt am schwarzen Brett der Haupthalle. Das war alles.«
Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus. James rollte die Augen. »Komm, wir gehen raus und schnappen frische Luft«, sagte er. »Sonst muss ich kotzen!«
Die beiden Jungen gingen die Treppe hoch und holten ihre Mäntel. James’ Zimmer lag neben dem von Alex. Er hatte sein Bestes getan, es wohnlicher zu gestalten. An den Wänden hingen Poster von alten Science-Fiction-Filmen und ein Mobile des Sonnensystems baumelte über dem Bett. Auf dem Nachttisch stand eine Lavalampe, die blubberte und oranges Licht verbreitete. Überall lagen seine Klamotten herum. James hielt offensichtlich nicht viel davon, sie ordentlich aufzuhängen. Irgendwie gelang es ihm, einen Schal und einen einzelnen Handschuh aufzutreiben. Eine Hand steckte er in die Manteltasche. »Komm mit!«, forderte er Alex auf.
Sie gingen wieder hinunter, den Flur entlang, vorbei am Spielzimmer. Nicolas und Cassian spielten Tischtennis und Alex blieb an der Tür stehen, um ihnen zuzuschauen. Der Ball sprang hin und her und Alex war wie gebannt. Er stand ungefähr eine Minute so da und sah zu. Kerplink, kerplunk, kerplink, kerplunk – keiner der Jungen machte einen Punkt. Da war es wieder. Anders, aber trotzdem gleich. Unbestreitbar waren hier zwei Jungen. Aber sie spielten völlig gleich, hatten den gleichen Stil. Hätte nur einer den Ball gegen einen Spiegel gespielt, wäre das Ergebnis ähnlich gewesen. Alex fröstelte. James zog an seinem Ärmel und sie gingen weiter.
Hugo saß in der Bibliothek. Der Junge, der wegen wiederholten
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