Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
angelangt zu sein. Er wandte sich um. Doch – etwas war anders. Es gab keinen Haupteingang. Vom Fenster aus konnte er auf den Vorderhof blicken. Eine Wache rauchte gegen die Mauer gelehnt eine Zigarette. Es war der zweite Stock, aber er war völlig identisch mit dem Erdgeschoss.
Alex ging auf Zehenspitzen, beunruhigt, dass vielleicht jemand gehört hatte, wie er aus dem Kamin geklettert war. Aber weit und breit war niemand zu sehen. Er ging den Gang entlang, bis zur ersten Tür. Im Erdgeschoss befände sich hier die Bibliothek. Behutsam öffnete er die Tür. Sie führte in eine zweite Bibliothek – wieder das genaue Abbild der ersten – die gleichen Tische und Stühle, sogar die gleiche Rüstung. Er schaute sich kurz eines der Regale an, auf dem die gleichen Bücher wie in der unteren Bibliothek aufgereiht waren.
Aber er entdeckte einen Unterschied. Es war wie in einem der Bilderrätsel, bei denen zwei Bilder scheinbar identisch sind, was aber nicht stimmt, denn auf dem zweiten wurden zehn Veränderungen vorgenommen. Und hier bestand der Fehler darin, dass ein großer Fernseher auf einer Konsole in die Wand eingelassen war. Der Fernseher lief. Alex sah das Bild einer weiteren Bibliothek vor sich. Allmählich wurde ihm schwindelig. Was war das für eine Bibliothek auf dem Bildschirm? Es konnte ja wohl nicht diese hier sein, da Alex nicht zu sehen war. Also war es wohl die im Erdgeschoss.
Zwei identische Bibliotheken. Man konnte in der einen Platz nehmen und die andere überwachen. Aber warum? Was für ein Sinn steckte dahinter?
Es dauerte keine zehn Minuten und Alex war klar geworden, dass der gesamte zweite Stock das genaue Abbild des Erdgeschosses war, mit dem gleichen Speisesaal, Wohnzimmer und Spielzimmer. Alex trat an den Billardtisch und legte eine Kugel in die Mitte. Sie rollte in die Seitentasche. Der Raum hatte die gleiche Neigung. Auf dem Fernsehschirm sah man das Spielzimmer im Erdgeschoss. Es verhielt sich hier genauso wie bei der Bibliothek; ein Raum diente zur Überwachung des anderen.
Er rannte den Weg zurück und stieg die Treppe zum dritten Stock hoch. Er wollte sein eigenes Zimmer finden, aber zuerst betrat er das von James. Es war eine weitere perfekte Nachbildung; die gleichen Science-Fiction-Poster, das gleiche Mobile über dem Bett, die gleiche Lavalampe auf dem gleichen Nachttisch. Sogar die gleichen Kleidungsstücke waren über den Boden verstreut. Diese Zimmer waren also nicht nur wie die anderen gebaut und eingerichtet worden, sie wurden auch sorgfältig in Stand gehalten. Was auch immer sich unten abspielte, spielte sich genauso hier oben ab. Aber sollte das bedeuten, dass jemand hier oben wohnte und jede Bewegung von James Sprintz beobachtete, alles nachäffte, was er tat? Und wenn es wirklich so war, gab es auch jemanden, der ihn nachahmte?
Alex betrat das nächste Zimmer und hatte das Gefühl, sein eigenes zu betreten. Der Raum war genauso eingerichtet, hatte den gleichen Fernseher. Er schaltete ihn an und sah sein Zimmer im ersten Stock. Sein Discman sowie seine nassen Kleidungsstücke, die er letzte Nacht getragen hatte, lagen auf dem Bett. Hatte ihn jemand beobachtet, als er durch das Fenster in die Nacht hinausgeklettert war? Alex bekam allmählich Panik, zwang sich aber, einen klaren Kopf zu bewahren. Dieses Zimmer – das Abbild seines eigenen – war anders. Es war noch unbewohnt. Das erkannte er, als er sich umsah. Das Bett war noch unberührt. Und auch die kleineren Details waren nicht nachgeahmt worden. In diesem Zimmer gab es weder einen Discman noch nasse Kleidungsstücke. Unten hatte er den Kleiderschrank offen gelassen. Hier war er geschlossen.
Das Ganze wirkte wie ein irrwitziges Rätsel. Alex versuchte nachzudenken. Jeder Junge, der auf die Schule kam, wurde beobachtet und alles, was er tat, nachgeahmt. Wenn er ein Poster an die Wand seines Zimmers hing, wurde in einem identisch aussehenden Zimmer ebenfalls ein Poster aufgehängt. Jemand würde in diesem Zimmer wohnen und Alex in allem nachahmen. Er erinnerte sich an die Gestalt, die er am Tag zuvor gesehen hatt e … jemand, der etwas Ähnliches wie eine weiße Maske trug. Vielleicht wollte sich diese Person hier gerade einrichten, was dann aber aus irgendeinem Grund nicht geschehen war.
Und genau das warf die größte Frage auf: Was für einen Sinn hatte das Ganze? Die Jungen auszuspionieren war eine Sache, warum aber alles, was sie taten, nachgeahmt wurde, eine andere.
Eine Tür wurde zugeschlagen und er
Weitere Kostenlose Bücher