Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
hörte Stimmen. Zwei Männer gingen draußen den Flur entlang. Alex schlich zur Tür und schaute hinaus. Er sah, wie Dr . Grief in Begleitung eines anderen Mannes, eines stämmigen Mannes im weißen Kittel, durch eine Tür in den Wäscheraum trat. Alex schlich sich aus dem Zimmer und folgte ihnen.
»… Sie haben die Arbeit beendet, wofür ich Ihnen dankbar bin, M r Baxter.«
»Danke, Dr . Grief.«
Sie hatten die Tür offen gelassen. Alex kauerte nieder und spähte hinein. Zumindest dieser Teil des dritten Stocks war kein Abbild des ersten. Hier standen keine Waschmaschinen oder Bügelbretter. Stattdessen gab es eine ganze Reihe von Waschbecken. Ein zweites Paar Türen führte in einen komplett eingerichteten Operationssaal, der mindestens zweimal so groß war wie der Wäscheraum im ersten Stock. In der Mitte stand ein Operationstisch. An den Wänden standen Regale mit chirurgischen Instrumenten, Chemikalien und überall verstreut lagen Schwarz-Weiß-Fotos.
Ein Operationssaal! Was für eine Rolle spielte dieser in diesem bizarren, teuflischen Rätselspiel? Die beiden Männer hatten jetzt den Raum betreten und unterhielten sich. Grief stand da, eine Hand in der Hosentasche. Alex nutzte die Gelegenheit, schlüpfte in den Vorraum und kauerte sich neben einem der Waschbecken nieder. Von hier aus konnte er die beiden Männer hören und beobachten.
»Ich hoffe, Sie sind mit der letzten Operation zufrieden«, sagte M r Baxter. Er hatte sich halb der Tür zugewandt und Alex sah ein rundes, schlaffes Gesicht mit einem spärlichen Schnurrbart, umrahmt von fahlem Haar. Baxter trug eine Fliege und einen Anzug mit Karomuster unter seinem weißen Kittel. Alex hatte den Mann noch nie zuvor gesehen, da war er sich absolut sicher. Und doch hatte er das unbestimmte Gefühl, ihn zu kennen. Ein weiteres Rätsel!
»Voll und ganz«, erwiderte Dr . Grief. »Ich habe ihn gesehen, als der Verband abgenommen wurde. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet.«
»Ich war immer der Beste. Aber dafür haben Sie ja gezahlt.« Baxter kicherte. Seine Stimme war ölig. »Und da wir schon beim Thema sind, sollten wir uns vielleicht über mein Abschlusshonorar unterhalten.«
»Sie haben bereits eine Million Dollar erhalten.«
»Ja, das stimmt, Dr . Grief«, lächelte Baxter. »Aber ich dachte, Sie würden vielleicht einen kleinen Bonus drauflegen.«
»Ich dachte, wir hätten eine Abmachung.« Dr . Grief wandte den Kopf wie im Zeitlupentempo. Die roten Brillengläser richteten sich wie zwei Suchscheinwerfer auf den Mann.
»Ja, wir hatten eine Abmachung über meine Arbeit, aber nicht über mein Schweigen. Ich dachte an eine Viertelmillion. Angesichts der Größe und des Umfangs Ihres Gemini-Projekts ist das nicht zu viel verlangt. Dann ziehe ich mich in mein kleines Haus in Spanien zurück und Sie werden nie mehr von mir hören.«
»Ich werde nie mehr von Ihnen hören?«
»Das verspreche ich.«
Dr . Grief nickte. »Ja, ich glaube, das ist eine gute Idee.«
Er zog die Hand aus der Hosentasche. Alex sah, dass sie eine Automatik mit einem Schalldämpfer hielt. Baxter lächelte immer noch, als Grief ihm mitten durch die Stirn schoss. Der Mann fiel direkt auf den Operationstisch.
Dr . Grief senkte die Waffe, griff zum Telefonhörer und wählte eine Nummer. Es herrschte Totenstille, während Dr . Grief auf die Verbindung wartete.
»Hier Grief. Im Operationssaal muss Müll beseitigt werden. Könnten Sie bitte das Entsorgungsteam benachrichtigen?«
Er legte den Hörer auf, warf einen letzten Blick auf die leblose Gestalt auf dem Operationstisch und ging zur anderen Seite des Raums. Alex sah, wie er auf einen Knopf drückte. Ein Teil der Wand öffnete sich, auf der anderen Seite befand sich ein Aufzug. Dr . Grief stieg ein und die Aufzugstüren schlossen sich hinter ihm.
Alex stand auf, war aber zu schockiert, um klar denken zu können. Er stolperte vorwärts und betrat den Operationssaal. Er wusste, er musste schnell sein. Die Männer, die Dr . Grief gerufen hatte, waren sicherlich schon unterwegs. Aber er wollte herausfinden, was für Operationen hier vorgenommen wurden. M r Baxter war vermutlich der ausführende Chirurg gewesen. Aber für welche Art Arbeit hatte er eine Million Dollar erhalten?
Alex versuchte, nicht auf die Leiche zu schauen. Er blickte sich im Saal um. Auf einem Regal lagen Skalpelle in allen Größen. Er hatte noch nie etwas so Grauenhaftes gesehen. Ihre Klingen waren so scharf, dass er beim bloßen Hinschauen glaubte, sie auf
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