Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
er nicht herausfinden würde, was los war. Zumal der Tod seines Onkels unmittelbar damit in Zusammenhang stand.
Nadia Volonska holte ihn wie angekündigt ab und die nächsten drei Stunden verbrachte er am Bildschirm des Stormbreaker. Doch dieses Mal machte die Sache nicht mehr so viel Spaß. Außerdem stellte er fest, als er sich zur Tür schlich und sie vorsichtig öffnete, dass man einen Wachmann aufgestellt hatte – bewaffnet. Offenbar wollte Sayle Enterprises nicht mehr riskieren, dass sich Alex ein zweites Mal einen nicht genehmigten Spaziergang erlaubte.
Um ein Uhr ließ ihn der Wärter aus dem Zimmer und brachte ihn bis zum Haupttor. Es war ein prächtiger Tag; die Sonne schien hell und warm. Er spazierte zum Tor hinaus und die Straße entlang. Ein letzter Blick zurück: Mr Grin war eben aus einem der Gebäude gekommen, stand mitten in der Auffahrt und telefonierte mit einem Mobiltelefon. Irgendetwas an dieser Szene beunruhigte Alex. Grin telefonierte . Warum ausgerechnet jetzt? Und überhaupt: Wer verstand auch nur ein Wort von dem, was Grin von sich gab?
Erst als Alex ein gutes Stück von dem Gelände entfernt war, ließ seine innere Anspannung ein wenig nach.
Ohne Probleme fand er die Stelle, an der der Fußpfad von der Straße abzweigte. Er schätzte, dass er mehrere Kilometer von Port West entfernt war; er würde also ungefähr eine Stunde brauchen, wenn die Strecke nicht zu steil war. Aber der Weg führte fast sofort steil in die Höhe, undplötzlich stand Alex vor dem Atem beraubenden Panorama des Ärmelkanals. Der Pfad folgte den Klippen in unzähligen Windungen, immer gefährlich nahe am Abgrund – mindestens fünfzig Meter, die fast senkrecht zum Meer abfielen. Auf der anderen Seite erstreckten sich schier endlose Felder, die mit hohem Gras bewachsen waren, das in der Brise hin und her wogte. Port West lag geschützt in einer Bucht am Ende der Klippen. Von hier oben wirkte es wie eine winzige Legostadt.
N ach einer Weile kam Alex zu einer Weggabelung. Ein Pfad führte nach rechts über die Felder, schien aber sehr viel weniger benutzt als der Weg über die Klippen. Sein Instinkt sagte ihm, dass er eigentlich geradeaus weitergehen müsse, aber der Wegweiser wies eindeutig nach rechts. Etwas an dem Schild kam ihm seltsam vor, ließ ihn zögern, doch er kam nicht darauf, was es war. Er verdrängte den Gedanken und bog nach rechts ab. Schließlich spazierte er hier durch freies Gelände. Was sollte schon passieren?
Der Pfad führte ungefähr einen halben Kilometer weit über die Felder, dann kam ein unerwarteter Abstieg in eine Senke. Hier stand das Gras so hoch, dass es ihm fast bis über den Kopf ging – ein grün schimmernder Käfig. Vögel stiegen urplötzlich aus dem Gras auf, ein Wirbel von Federn und Flügeln. Und dann hörte Alex noch etwas anderes – Motorengeräusch. Ein Traktor? Wohl kaum, der Motor klang viel heller. Er heulte geradezu, offenbar wurde er in einem kleinen Gang in Höchstgeschwindigkeit gefahren. Und kam auf ihn zu.
Alex spürte sofort die Gefahr, auch wenn er sie noch nicht sehen konnte. Die Gefahr war aber da. Und als etwas Großes durch das Gras brach, befand sich Alex bereits im Hechtsprung zur Seite. Keine Sekunde zu früh.
Schlagartig wurde ihm klar, dass er sich im Tal des Todes befand. Das Gras bot einen hervorragenden Sichtschutz für einen kleinen Mord. Und genauso schlagartig wurde ihm klar, was ihm an dem Wegweiser hätte auffallen sollen: Er war brandneu gewesen.
Alex rollte blitzartig zur Seite. Das Fahrzeug hatte scharf gewendet und brach durch das Gras, ein Vorderrad raste eine Handbreit an Alex’ Kopf vorbei. Alex sah kurz ein großes schwarzes Ding mit vier gewaltigen Reifen, eine Mischung aus Kleintraktor und Motorrad, eine Art Beachbike. Der Fahrer trug graue Motorradkleidung mit Helm und Schutzbrille. Dann war das Gefährt auch schon wieder verschwunden.
Alex kam auf die Füße und rannte davon. Über die Schulter erkannte er zwei Bikes. Wie wütende Wespen begannen sie ihn zu umkreisen. Ein Dröhnen war zu hören, dann tauchte das zweite Bike vor ihm auf, schnitt eine Schneise durch das Gras und raste mit aufbrüllendem Motor auf ihn zu. Wieder warf sich Alex in letzter Sekunde zur Seite, krachte auf den Boden und renkte sich dabei fast die Schulter aus. Fahrtwind und Abgase fegten über sein Gesicht.
Er musste irgendwo in Deckung gehen. Aber er befand sich inmitten eines Feldes und sah nichts, was ihm Schutz bieten konnte. Verzweifelt
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