Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
sich irgendwo über seinem Kopf befinden musste. »Und ich bin sicher, dass du inzwischen erkannt hast, mit wem zusammen du ein Bad nimmst. Du hast keine Möglichkeit, aus dem Aquarium zu kommen. Vielleicht kannst du dich eine Stunde lang über Wasser halten, vielleicht sogar zwei Stunden. Manche haben es sogar noch länger ausgehalten. Was ist der bisherige Rekord, Mr Grin?«
»Üfff aarg.«
»Fünfeinhalb Stunden. Ein Fall für das Guinness-Buch der Rekorde. Sehr schön. Aber du wirst irgendwann müde werden, Alex. Dann sinkst du hinunter. In die liebevolle Umarmung unseres Freundes dort in der Ecke. Siehst du ihn? Ja? Die Umarmung wird allerdings nicht sehr zärtlich sein. Die Qualle wird dich töten. Die Schmerzen sind so stark, dass du sie dir nie im Leben vorstellen kannst. Schade, Alex Rider, dass dein Onkel jetzt nicht zuschauen kann. Er wäre bestimmt ins Becken gesprungen, um dich herauszuholen. Aber in seinem jetzigen Zustand ... Und die Leute von MI6 werden dich auch nicht mehr zu sehen bekommen.«
Es klickte; sie hatte das Mikrofon ausgeschaltet. Alex trat Wasser, aber nur so stark, dass er den Kopf über der Oberfläche halten konnte, um die Aufmerksamkeit der Qualle nicht zu erregen. Sein Blick war unentwegt auf das Monstertier gerichtet. Hinter dem Glas nahm er wiederverschwommen eine Bewegung wahr: Mr Grin hatte den Raum verlassen. Aber Nadia Volonska war noch immer da – sie wollte ihn sterben sehen.
Alex blickte wieder nach oben. Das Aquarium wurde von mehreren Neonstangenlampen beleuchtet, aber sie befanden sich so hoch über dem Wasser, dass er sie nicht erreichen konnte. Jetzt hörte er unter sich ein sanftes Rauschen. Fast gleichzeitig merkte er, dass sich etwas verändert hatte. Die Qualle bewegte sich! Er sah den durchscheinenden Quallenkörper, der auf seiner Oberfläche dunkelviolett gefärbt war. Das Tier kam auf ihn zu. Unter dem Körper floateten die Tentakel.
Vor Schreck schluckte Alex Wasser – er hatte den Mund zu einem Schrei aufgerissen, konnte sich aber gerade noch beherrschen. Volonska hatte wahrscheinlich die Frischwasserzufuhr angeschaltet, sodass eine Strömung entstanden war. Deshalb bewegte sich die Qualle. Verzweifelt begann Alex zu schwimmen, hielt sich so weit es ging von dem schrecklichen Tier entfernt. Er schwamm auf dem Rücken, um sich so flach wie möglich an der Oberfläche zu halten und gleichzeitig Kraft zu sparen. Ein langes Tentakel schwebte heran und legte sich über seinen Fuß. Hätte er keine Trainers getragen, hätte er vermutlich ihr Nesselgift zu spüren bekommen. Konnten die Nesselzellen durch die dünnere Kleidung wirken? Er war überzeugt davon. Solange seine Füße also in den Schuhen steckten, waren sie die einzigen wirklich geschützten Stellen an seinem Körper.
Er spürte, wie ihm die Angst die Luft nahm, wie Panikin ihm aufstieg. Mühsam brachte er sich wieder unter Kontrolle. Er schwamm in eine der beiden rückwärtigen Ecken des Aquariums und ruhte sich ein wenig aus, wobei er sich mit ausgebreiteten Armen an den beiden Glasscheiben abstützte. Bereits jetzt war ihm klar, dass Volonska Recht gehabt hatte: Selbst wenn ihn die Qualle nicht erwischte, würde er vor Erschöpfung untergehen. Er musste jede Sekunde nutzen, musste oben bleiben, musste die Panik bekämpfen, die ihm die Kraft nahm.
Das Glas. Was war mit dem Glas? Gab es keinen Ausweg? Er stieß dagegen, fragte sich, ob er es vielleicht zerschmettern konnte. Doch womit? Nein, nicht zerschmettern ... dazu brauchte er schwere Werkzeuge ... Vielleicht gab es doch eine Möglichkeit! Er berechnete die Distanz zwischen sich und der Qualle, holte tief Luft und tauchte bis zum Boden des Aquariums. Er sah Nadia Volonska noch immer verschwommen, aber doch ein wenig deutlicher, während sie ihn vermutlich ganz klar im Wasser ausmachen konnte. Sie stand bewegungslos, schien ihn höchst interessiert zu beobachten. Alex merkte, dass sie mit dem gerechnet hatte, was er zu tun versuchte.
Er sah sich nach einem Stein um, der klein genug war, um ihn nach oben zu schaffen. Doch die Felsbrocken, die man in das Aquarium gelegt hatte, waren zu schwer. Er fand einen Stein, der etwa die Größe seines eigenen Kopfes hatte, konnte ihn aber nicht vom Boden aufheben.
Volonska sah ihm immer noch unbewegt zu – sie hatte von vornherein gewusst, dass die Steine einbetoniert worden waren. Alex hatte keine Luft mehr. Er warf sich herumund schoss an die Oberfläche. Erst in letzter Sekunde sah er, dass die
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