Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
Ihre Sicherheitsmaßnahmen.«
»Und Sie?«
»Ich war auf der Albert Bridge nicht dabei.« Er legte das Foto auf den Tisch. »Sämtliche unserer Agenten in Venedig müssen in Alarmbereitschaft versetzt werden. Außerdem sollten wir die Flughäfen und alle anderen Grenzübergänge nach Großbritannien kontaktieren. Ich will Alex Rider hier haben.«
»Unverletzt.« Es klang beinahe aggressiv, wie Mr s Jones das sagte.
Blunt sah sie kalt an. »Wie auch immer.«
Der Glockenturm
S ag mir, Alex. Was siehst du hier?«
Alex saß auf einem Ledersessel in einem weiß getünchten Zimmer im hinteren Teil des Klosters. Ihm gegenüber, auf der anderen Seite eines Schreibtischs, saß ein etwa fünfzigjähriger Mann: Dr . Karl Steiner. Er sprach zwar mit leichtem deutschen Akzent, war aber aus Südafrika auf die Insel gekommen. Er war Psychiater und sah auch genauso au s – Brille mit Silbergestell, schütteres Haar und Augen, die eher forschend als freundlich dreinschauten. Dr . Steiner hielt ihm ein weißes Kärtchen hin, auf dem ein schwarzer Klecks zu sehen war. Der Klecks hatte keine besondere Form, es war einfach ein Klecks. Aber Alex sollte irgendetwas dazu sagen.
Er dachte kurz nach. Er wusste, dass man so etwas einen Rorschach-Test nannte. Das hatte er mal in einem Film gesehen. Das war bestimmt wichtig, aber er konnte in dem Klecks beim besten Willen nichts Besonderes entdecken. Schließlich sagte er: »Ich könnte mir vorstellen, das ist ein Mann, der durch den Himmel fliegt. Er trägt einen Rucksack.«
»Ausgezeichnet. Sehr gut!« Dr . Steiner legte das Kärtchen weg und nahm ein anderes. »Und hier?«
Der zweite Klecks war einfacher. »Da wird ein Fußball aufgepumpt.«
»Gut. Danke.«
Dr . Steiner legte die zweite Karte weg und dann schwiegen sie beide. Von draußen waren Schüsse zu hören. Die anderen Schüler trainierten gerade auf dem Schießplatz.
»Und wie lebst du dich hier ein?«, fragte Dr . Steiner nach einiger Zeit.
Alex zuckte mit den Schultern. »Ganz gut.«
»Dich beunruhigt nichts? Du möchtest gar nichts mit mir besprechen?«
»Nein. Mir geht’s gut. Danke, Dr . Steiner.«
»Gut. Das ist gut.« Der Psychiater schien entschlossen, einen optimistischen Eindruck zu machen. Alex fragte sich, ob das Gespräch beendet sei, aber dann schlug der Mann einen Aktenordner auf. »Ich habe hier den Bericht über deine ärztliche Untersuchung.«
Plötzlich wurde Alex nervös. An seinem ersten Tag auf der Insel hatte man ihn gründlich untersucht. Bis auf die Unterwäsche ausgezogen, hatte er eine ganze Reihe von Tests über sich ergehen lassen müssen, und das von einer italienischen Ärztin, die kaum ein Wort Englisch sprach. Blut- und Urinproben, Blutdruck und Herzfrequenz, Seh- und Hörvermögen, Reflexe. Jetzt fragte er sich gespannt, ob man irgendetwas gefunden hatte, was nicht stimmte.
Aber Dr . Steiner lächelte immer noch. »Du bist in sehr guter Form, Alex. Es freut mich, dass du so auf deine Gesundheit achtest. Nicht zu viel Fastfood. Keine Zigaretten. Kein Alkohol. Sehr vernünftig.«
Er zog eine Schublade seines Schreibtischs auf und nahm eine Injektionsspritze und eine kleine Flasche heraus. Er schob die Nadel in die Flasche und zog die Spritze auf.
»Was ist das?«, fragte Alex.
»Nach deinem ärztlichen Befund bist du ein wenig erschöpft. Das ist ja auch kein Wunder nach allem, was du durchgemacht hast. Und das Leben hier auf der Insel ist natürlich auch sehr anstrengend. Die Ärztin hat gesagt, du brauchst mehr Vitamine. Was anderes ist da nicht drin.« Er hielt die Nadel ans Licht und drückte einen Tropfen der bernsteingelben Flüssigkeit heraus. »Machst du bitte einen Arm frei?«
Alex zögerte. »Ich dachte, Sie sind Psychiater.«
»Ich bin durchaus dazu qualifiziert, dir eine Spritze zu geben.« Dr . Steiner hob anklagend den Zeigefinger. »Du willst doch nicht behaupten, du hast Angst vor einem kleinen Nadelstich?«
»Nein, natürlich nicht«, murmelte Alex und machte den linken Arm frei.
Zwei Minuten später war er wieder draußen.
Wegen des Termins beim Psychiater hatte er nicht von Anfang an am Schießtraining teilnehmen können. Jetzt ging er zu den anderen auf den Schießplatz auf der Westseite der Insel, der von Venedig abgewandten Seite. Scorpia hielt sich zwar mit offizieller Genehmigung auf Malagosto auf, wollte aber mit den Schießübungen, die sonst vielleicht noch in der Stadt zu hören gewesen wären, kein Aufsehen erregen. Der Wald bot hinreichend
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