Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
Draht, der vor deinen Zähnen liegt, ist durchsichtig, also praktisch nicht zu sehen. Das ist die Sendeantenne. Die Spange beginnt zu senden, sobald sie eingesetzt ist.« Er drehte den Beutel mit seinen Stummelfingern um und zeigte auf den unteren Rand. »Hier ist ein kleiner Schalter. Den kannst du mit deiner Zunge aktivieren. Wenn es brenzlig wird, kannst du damit ein Notsignal senden, und wir kommen dir zu Hilfe.«
Mr s Jones nickte. »Gut gemacht, Smithers. Tolle Arbeit.«
Smithers seufzte. »Ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, dass wir Alex völlig unbewaffnet da hinschicken. Dabei habe ich extra für ihn ein fantastisches neues Ding entwickelt! Einen Palmtop, der auch als Flammenwerfer funktionier t …«
»Keine Waffen«, sagte Blunt.
»Das wäre viel zu riskant«, stimmte Mr s Jones zu.
»Sie haben Recht.« Smithers stemmte sich mühsam hoch. »Pass auf dich auf, Alex, altes Haus. Du weißt, ich mach mir große Sorgen um dich. Wag es bloß nicht, dich töten zu lassen. Ich will dich nämlich wiedersehen.«
Er ging und machte die Tür hinter sich zu.
»Tut mir leid, Alex«, sagte Mr s Jones.
»Schon gut.« Alex wusste, dass sie mit ihrer Entscheidung Recht hatte. Selbst wenn er die Leute von Scorpia davon überzeugen konnte, dass er seinen Auftrag ausgeführt hatte, würden sie immer noch misstrauisch sein. Sie würden ihn von Kopf bis Fuß durchsuchen.
»Sobald du die Satellitenschüsseln gefunden hast, aktivierst du den Peilsender«, sagte Blunt.
»Wir müssen natürlich damit rechnen, dass sie dir nicht sagen, wo die Schüsseln sind«, ergänzte Mr s Jones. »In diesem Fal l – und wenn du dich nicht verdrücken kannst oder dich irgendwie in Gefahr fühls t – aktivierst du ihn auch. Dann lassen wir dich von einem Einsatzkommando da herausholen.«
Alex staunte. In der Vergangenheit hatte sie sich nie sonderlich um ihn gekümmert. Es war, als habe sein Einbruch in ihre Wohnung etwas zwischen ihnen verändert. Sie saß kerzengerade auf ihrem Stuhl und kaute langsam auf ihrem Bonbon herum, und Alex hatte den Eindruck, als verschwieg sie ihm etwas. Na, dann waren sie ja schon zu zweit.
»Bist du dir ganz sicher, dass du das machen willst, Alex?«, fragte sie.
»Ja.« Und dann nach einer Pause: »Können Sie denen wirklich weismachen, dass ich von hier geflohen bin?«
Blunt grinste fies. »Oh ja«, sagte er. »Und ob wir das können.«
E s geschah in London und kam in den Sechs-Uhr-Nachrichten.
Ein Auto war mit hohem Tempo auf dem Westway stadtauswärts unterwegs gewesen. Ein Teil dieser Stadtautobahn verlief hoch oben auf gewaltigen Betonstelzen, und genau da verlor der Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen. Nach Aussage von Augenzeugen begann das Fahrzeug plötzlich nach links und rechts auszuscheren und rammte mehrere andere Autos. Es kam zu einer Massenkarambolage, an der mindestens ein Dutzend Fahrzeuge beteiligt waren. Ein Fiat Uno wurde buchstäblich zerfetzt. Einem BMW wurde eine komplette Seite weggerissen. Ein Lieferwagen mit Blumen konnte nicht mehr bremsen, krachte in die beiden hinein und verstreute seine Ladung, Chrysanthemen und Rosen, über die Unfallstelle. Ein bizarres Bild. Ein Taxi, das auszuweichen versuchte, durchbrach die Leitplanke und flog in hohem Bogen durch die Luft, bis es im Fenster eines Hauses unten am Boden landete.
Wie durch ein Wunder gab es keine Toten. Ein Dutzend Verletzte wurden in die umliegenden Krankenhäuser gebracht. Die Folgen des Unfalls hatten Verkehrspolizisten von einem Hubschrauber aus gefilmt, und auch diese Aufnahmen wurden im Fernsehen gezeigt. Die Straße war gesperrt. Qualm stieg immer noch von einem brennenden Auto auf. Überall Glassplitter und zerknautschtes Metall.
Augenzeugen beschrieben im Fernsehen, was sie gesehen hatten. Im ersten Auto, von dem die ganze Katastrophe ausgegangen war, habe ein Junge gesessen. Als alles vorbei war, sei er ausgestiegen, nach hinten gerannt und im Verkehrsgewühl verschwunden. Ein Mann mit dunklem Anzug und Sonnenbrille habe versucht, ihm nachzulaufen. Aber er sei offenbar verletzt gewesen und habe stark gehinkt. Der Junge sei entkommen.
Zwei Stunden danach war die Straße immer noch abgesperrt. Ein Polizeisprecher sagte, man suche fieberhaft nach dem Jungen, um ihn zu befragen. Zeugen hätten ihn als ungefähr vierzehn Jahre alt beschrieben. Er habe schwarze Kleidung getragen, doch Genaueres wisse man nicht. Der Straßenverkehr im Westen Londons war vollständig zusammengebrochen. Bis die
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