Alex Rider 7: Snakehead
Bord und verschwand unter dem Kabinendach, als wollte er sich verstecken, und da stand für Alex fest, dass es kein Zufall war. Der Mann hatte ihn am Flughafen beobachtet und war ihm hierher gefolgt.
Alex überlegte, ob er Ash darauf hinweisen wollte, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Die Snakeheads konnten unmöglich wissen, dass er hier war, und wenn er jetzt Rabatz machte und wenn Ash dann meinte, er sei aufgeflogen, schickte er ihn womöglich nach Hause, noch ehe die Operation angefangen hatte. Nein. Er hielt besser den Mund. Wenn er den Mann ein drittes Mal sehen würde, konnte er noch immer etwas sagen.
Und so schwieg er. Er sah nicht mal hin, als die Fähre auf die andere Seite übersetzte. Und er hörte auch nicht das Klicken der Kamera, die mit ihrem speziellen Nachtsichtobjektiv auf ihn gerichtet war und im schwindenden Licht ein Foto nach dem anderen von ihm machte.
Vater und Sohn
A m nächsten Morgen aß Alex das beste Frühstück seines Lebens. Er ahnte, dass er das brauchen würde. Im Hotel gab es ein reichhaltiges warmes und kaltes Büfett mit Spezialitäten der französischen, englischen, thailändischen und vietnamesischen Küche – von Eiern mit Speck bis zu gebratenen Nudeln. Ash aß mit, sprach aber nur wenig. Er schien tief in Gedanken versunken, und Alex fragte sich, ob ihm an der geplanten Operation Zweifel gekommen waren.
»Bist du satt?«, fragte er, als Alex sein zweites Croissant aufgegessen hatte.
Alex nickte.
»Dann gehen wir jetzt auf dein Zimmer. Mrs Webber wird auch bald kommen. Wir warten dort auf sie.«
Alex hatte keine Ahnung, wer Mrs Webber war, und es sah nicht so aus, als wollte Ash es ihm verraten. Die beiden fuhren in den neunzehnten Stock. Ash hängte das BITTE-NICHT-STÖREN-Schild an die Tür, wies Alex einen Stuhl am Fenster zu und nahm ihm gegenüber Platz.
»Also«, fing er an, »ich erkläre dir jetzt, was wir vorhaben. Vor zwei Wochen hat ASIS in Zusammenarbeit mit pakistanischen Behörden einen Vater und seinen Sohn festgesetzt, die auf dem Weg nach Indien hier aufgelesen wurden. Bei ihrer Befragung kam heraus, dass sie den Snakeheads viertausendamerikanische Dollar gezahlt hatten, um sich von ihnen nach Australien schmuggeln zu lassen.
Ursprünglich wollten wir sie einfach wieder zurückschicken. Aber jetzt wollen wir sie benutzen. Der Vater heißt Karim; der Sohn heißt Abdul. Gewöhne dich an diese Namen, Alex, denn ab sofort sind das wir beide. Karim und Abdul Hassan. Wir nehmen ihre Stelle ein, das heißt, wir bleiben erst einmal hier in Bangkok. Man hat ihnen eine Adresse gegeben und gesagt, sie sollen dort warten, bis ein Mann namens Sukit Kontakt mit ihnen aufnimmt.«
»Wer ist das?«
»Wir haben eine Weile gebraucht, um das herauszufinden. Mr Anan Sukit arbeitet für Major Yu. Er ist einer seiner ranghöchsten Mitarbeiter, könnte man sagen. Ein sehr gefährlicher Mann. Und das heißt, wir sind einen Schritt weitergekommen, Alex. Wir sind auf dem richtigen Weg.«
»Und wir warten, bis er sich mit uns in Verbindung setzt.« »Genau.«
»Was ist mit dem echten Abdul?«, fragte Alex. Er hatte keine Ahnung, wie er jemanden spielen sollte, den er nie gesehen hatte.
»Du brauchst über ihn und seinen Vater nicht viel zu wissen. Die beiden sind Hasaras – das ist eine kleine Volksgruppe in Afghanistan. Die Hasaras werden seit Jahrhunderten verfolgt. Sie bekommen die schlechteste Ausbildung und die miesesten Jobs – für die meisten ihrer Landsleute sind sie kaum besser als Tiere. Sie nennen sie Kofr – das bedeutet ›Ungläubige‹, und das ist in Afghanistan das schlimmste Schimpfwort überhaupt.«
»Und wie sind die an das Geld gekommen?«, fragte Alex.
»Sie hatten ein Geschäft in Masar-e-Scharif, das sie noch verkaufen konnten, kurz bevor man es ihnen weggenommen hätte. Dann haben sie sich im Hindukusch versteckt und von dort aus Kontakt mit den Snakeheads aufgenommen, und nachdem sie ihnen das Geld übergeben hatten, haben sie die Reise nach Süden angetreten.«
»Aber ich sehe doch überhaupt nicht wie ein Afghane aus«, sagte Alex. »Das heißt, ich weiß eigentlich gar nicht, wie diese Hasaras aussehen.«
»Die meisten von ihnen sind Asiaten – Mongolen oder Chinesen. Aber nicht alle. Tatsächlich haben viele nur deshalb in Afghanistan überlebt, weil sie nicht allzu östlich aussehen. Aber mach dir keine Sorgen. Mrs Webber kümmert sich darum.«
»Und die Sprache?«
»Du wirst nicht reden. Kein Wort. Du stellst dich
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