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Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Titel: Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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UM ZWÖLF IN DIE BÜCHEREI. DORT FINDEST DU WEITERE ANWEISUNGEN.
Die Worte waren mit Schreibmaschine geschrieben worden. Statt mit einer Unterschrift schloss die Nachricht mit einem kleinen Emblem in Silber, das unten auf die Seite gedruckt war. Einem Skorpion.
Julius hatte die Nachricht ein Dutzend Mal gelesen und anschließend zusammengeknüllt und zusammen mit einem Glas Leitungswasser hinuntergeschluckt. Danach hatte er sich hingelegt. Doch er hatte nicht schlafen können.
WIR SIND DEINE FREUNDE.
Wer? Er hatte keine Freunde. Handelte es sich womöglich um seine Brüder? Er hatte nie erfahren, was nach der Schließung der Point-Blanc-Akademie aus ihnen geworden war, hatte aber automatisch angenommen, dass sie wie er im Gefängnis saßen. Vielleicht steckten dahinter auch Leute, die seinen Vater gekannt hatten. Leute aus dem alten Südafrika …
MORGEN UM ZWÖLF …
Aus »morgen« war inzwischen heute geworden. Es war bereits zehn nach elf. Nur noch fünfzig Minuten.
Julius Grief verdrängte das Bild von Alex Rider, wie er übel zugerichtet und mit einem Küchenmesser in der Brust zuerst auf und dann unter dem Rasen lag, und begann ein Karussell zu malen. Dr. Flint sah ihm dabei zu. Sie hatte natürlich keine Ahnung. Niemand hatte das.
Heute würde er fliehen.

Absturz
D ie Bücherei war das modernste Gebäude des Gefängnisses. Sie war ungewöhnlich klein und kompakt und hätte in jedes englische Städtchen gepasst. Der einstöckige, aus roten Ziegeln erbaute Bau besaß eine gläserne Schiebetür und enthielt rund dreihundert Bücher, je zur Hälfte in Englisch und Spanisch, denn die Wachleute und ihre Familien benutzten die Bücherei ebenfalls. Es gab einen Tresen, an dem man die Bücher ausleihen und zurückgeben konnte, einen Bereich für Zeitungen und Zeitschriften, die natürlich alle einer gründlichen Zensur unterlagen, und die auf die übliche Weise sortierten Bücher. Am beliebtesten waren bei den Häftlingen die Krimis und Horrorgeschichten. Gelegentlich kamen – meist als Spenden – neue Bücher hinzu. Für Julius Grief hatte der Direktor persönlich ein Kinderbuchregal eingerichtet. Die ersten Bücher, sämtliche Werke von Roald Dahl, hatte er von seinem eigenen Geld angeschafft.
Julius Grief machte sich gleich nach dem Ende der Sitzung mit Dr. Flint auf den Weg zur Bücherei. Draußen kam er an anderen Häftlingen vorbei, die auf wackligen Stühlen zwischen den Bäumen saßen und sich sonnten. Die beiden Terroristen spielten Scrabble. Einer von ihnen nickte vage in Julius’ Richtung. Er hatte soeben das Wort Dschihad auf einem Feld mit dreifachem Wortwert gelegt und sechsunddreißig Punkte gewonnen. Der Auftragsmörder saß in der Nähe, las ein Klatschmagazin und kreiste einige Köpfe von Prominenten mit schwarzem Filzstift ein. Die anderen Häftlinge wollten keinen Jugendlichen in ihrer Nähe haben. Das war unter ihrer Würde.
Julius musste sich zwingen, langsam zu gehen. Er wusste, dass er ständig beobachtet wurde. Seltsames Benehmen würde Verdacht erregen und sofort gemeldet werden. Vorm Betreten der Bücherei zögerte er sogar kurz, als sei er nicht sicher, ob er ein Buch brauchte. Dann ging er entschlossen durch die Glastür.
» Buenos días, Julius.« Der Bibliothekar, ein Spanier, arbeitete auch in der Rechnungsstelle des Gefängnisses. Er hieß Carlos, war ein rundlicher, gutmütiger Mensch und trug die gleiche Uniform wie die Wachen – ein olivgrünes Hemd über einer schwarzen Hose. »Kommst du zum Vortrag heute Abend?«
Julius nickte. »Ich freue mich schon darauf.«
Häftlinge und Wächter hielten im Gefängnis gelegentlich Vorträge. Vor zwei Wochen hatte einer der beiden Geheimagenten gut eine Stunde lang über den Kalten Krieg referiert. An diesem Abend wollte der Gefängniskoch das Paella-Rezept seiner Mutter vorstellen.
»Was möchtest du?«, fragte Carlos.
»Ich will ein Buch ausleihen.«
Carlos warf einen Blick auf seinen Computerbildschirm. »Du hast schon drei Bücher in deiner Zelle.«
»Ich weiß. Aber zwei habe ich ausgelesen und das dritte gefällt mir nicht.«
Julius trat vor die Regale. Er spürte den Blick des Bibliothekars im Rücken. Nach was suchte er eigentlich? Auf dem Zettel hatte nur gestanden, er solle in die Bücherei kommen, dort würde er weitere Anweisungen finden. Doch von Carlos einmal abgesehen, war die Bücherei leer. War vielleicht irgendwo eine zweite Nachricht versteckt? Und wenn ja, wie sollte er sie finden? Er beschloss, zu den

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