Alexa, die Amazone – Die große Chance
schiebt sie ihr zu. Richtlinien, Band 1 bis 3, liegen nun vor ihr, die LPO und die APO, außerdem mehrere Sachbücher rund um den Reitsport.
»Wo hast du denn das alles her?«, fragt sie.
»So nach und nach angeschafft. Aber du kannst dir das Material hier auch leihen. In dem Raum nebenan ist eine kleine Bibliothek, die ist abends geöffnet. Dort steht vom Reiterabzeichen über Pferderomane bis zur Organisation alles.«
»Au, das ist gut. Danke dir.«
Die anderen hatten nach Reinhard schon den Raum verlassen. Alexa und Irene schließen sich an.
»Und jetzt?«, fragt Alexa.
Irene schaut auf die Uhr. »Schon sechs. Wir haben heute spät angefangen. Um sechs Uhr gibt es Abendessen.«
»Das ist prima«, freut sich Alexa und klopft sich auf den hohlen Bauch.
»Du hast seit heute Morgen wohl nichts mehr in den Magen gekriegt?«, lacht Irene.
»Du sagst es. Und was ist dann, nach dem Abendessen?«
»Gestern haben wir eine Springquadrille eingeübt. Aber heute kann jeder machen, was er will. Reiten, wenn man irgendetwas üben will, oder büffeln oder was trinken. Aber die meisten liegen um zweiundzwanzig Uhr schon in der Falle. Manche auch früher, sonst schafft man das hier auf die Dauer nicht.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
Sie steuern gemeinsam auf einen kleinen Tisch zu. Eine hübsch garnierte Käse-Wurst-Platte steht neben einer Schüssel mit Eiersalat. Irene bestellt für sich Tee. Alexa schließt sich an.
»Und du, was machst du nachher?«, greift Alexa den Faden wieder auf.
»Ich werde wohl früh ins Bett gehen. Zum Reiten bin ich zu müde, zum Lernen zu faul und Alkohol vertrage ich nicht besonders.«
»Na so was?« Staunend schaut Alexa sie an. »Du verträgst keinen Alkohol?« Sie häuft sich ihren Teller mit Eiersalat voll und schmiert nebenher in hungriger Hast ein dickes Schinkenbrot. Bevor sie hineinbeißt, legt sie noch zwei Gurkenscheiben darauf.
»Ich bekomme Kopfweh davon. Muss ja auch nicht sein.«
»Überhaupt nicht.« Die vollen Backen hindern sie an einer genaueren Antwort.
Sabine erscheint in der Tür, bleibt kurz stehen und peilt dann zielstrebig Alexa an.
»Oh Gott!« Irene kugelt mit den Augen. »Was hast du bloß mit der?«
»Ich?« Alexa dreht sich nach Sabine um. »Gar nichts.«
»Habt ihr noch einen Platz frei?«
Bevor Alexa oder Irene antworten können, hat sich Sabine mit wohlgefälligem Lächeln auf dem pausbackigen Gesicht schon gesetzt.
»Na denn«, sagt Irene und wirft ihr einen unfreundlichen Blick zu.
»Ist was?«, fragt Sabine und rückt ein bisschen näher zu Alexa. Ihre patschige Hand legt sich schwer auf Alexas Unterarm. »Weißt du schon das Neueste von diesem irren Verein hier?«, flüstert sie.
Alexa, durch Sabines Hand am Essen gehindert, will es kurz machen.
»Was denn?«
Irene isst unverdrossen weiter.
»Irene und Frank haben ein Verhältnis!«, jauchzt der Lockenkopf, springt auf und läuft lachend davon.
»Dumme Nuss!«, schreit Irene ihr hinterher und wirft ihr den erstbesten Gegenstand nach, den sie in die Finger bekommt. Ein hart gekochtes Ei landet mitten im Raum, knapp neben Sabine, und eiert angeschlagen noch ein Stückchen weiter.
Frank, das »Grünauge«, der auf der anderen Seite des Raumes mit einigen Reiterkameraden zusammensitzt, wirft Sabine einen vernichtenden Blick zu. Das reizt sie nur noch mehr zum Lachen. Sie sucht sich einen kleinen gedeckten Tisch und schüttelt sich vor Kichern, während sie die Wurstplatte systematisch leert.
»Der ist doch nicht schlecht«, nickt Alexa wohlwollend.
»Jetzt fang du auch noch an«, faucht Irene und rührt wütend in ihrem Tee. »Die hat doch keine Ahnung. Von nichts hat die ne Ahnung. Wart nur, du wirst sie auch noch kennenlernen!«
»Wenn sie kein Talent zum Reiten hat, wieso macht sie dann hier einen Lehrgang? Das kann ihr doch keinen Spaß machen. Besonders, wenn sie immer als das kleinste Licht dasteht?« Alexa schiebt eine Gabel Eiersalat nach.
»Du sagst es, Alexa. Das kleinste Licht. Genauso ist es. Aber sie macht hier ja auch keinen Lehrgang, sondern sie verbringt ihre Ferien hier. Verstehst du? Sie geht noch zur Schule. Und kaum hat sie einige Tage frei, schwups, ist sie hier.«
»Ja, Mensch, das ist doch super. Da müsste sie doch schon längst ein Ass sein!« Alexa legt die Gabel weg.
»Aber sie will doch gar nicht. Verstehst du denn nicht? Die Eltern von und zu stecken sie am ersten freien Tag zu dem Chauffeur in den Rolls-Royce und ab geht es hierher. Sie wollen sie
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