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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Will
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Heftige Sandstürme drohten die Karawanenstraße
     unpassierbar zu machen und alle Wegmarkierungen zu verwischen. Curtius hat das plastisch geschildert:

    Am ersten und noch am zweiten Tage schien die Mühsal erträglich, denn noch betrat man nicht die weiten, nackten Einöden, ob
     auch schon unfruchtbares, absterbendes Land. Sobald sich nun aber Felder aus tiefem Wüstensand vor ihnen ausbreiteten, da
     suchte das Auge – nicht anders, als beträte man das tiefe Meer – nach Land. Kein Baum mehr, keine Spur bebauten Bodens begegnete
     dem Blick. Auch |43| das Wasser ging aus, das die Kamele in Schläuchen mit sich trugen, und auf dem trockenen, heißen Sandboden gab es keins. Dazu
     setzte die Sonne alles in Glut; die Lippen trockneten aus und brannten. 26

    Der Perserkönig Kambyses hatte den Wüstenweg zur Oase zu nehmen versucht, sein Heer kam nie an, es verschwand unter den Sandmassen
     eines Wüstensturms. Nach Plutarch sollen es rund 50   000 Mann gewesen sein. Alexander kannte die Geschichte, die schon Herodot erzählt hatte, 27 und sicherlich wollte er beweisen, dass ihm gelang, woran der Perserkönig scheiterte. Neue Kämpfe mit dessen fernem Nachfolger
     standen bevor.
    Auch aus Wüstensand lassen sich Legenden formen, und Alexanders Historiker taten dies. Gleich zwei Wunder unterstreichen die
     Bedeutung der Audienz bei Ammon. Der Gott hielt seine schützende Hand über denjenigen, den er alsbald zu seinem Sohn erklären
     würde. Vom Regenwunder berichten alle Quellen übereinstimmend. In allerletzter Minute retten unerwartete Regengüsse Alexanders
     Truppen vor dem Verdursten:

    Doch als alle bereits verzweifelten, ging plötzlich ein gewaltiger Regenguss vom Himmel nieder und half unerwartet dem bestehenden
     Wassermangel ab; das Ereignis erschien daher den so unverhofft Geretteten als ein Geschenk göttlicher Fürsorge. Nachdem sie
     sich aus einer Bodensenke mit Wasser versehen hatten und ihnen für weitere vier Tage ein hinreichender Vorrat zur Verfügung
     stand, konnten sie in einem viertägigen Marsch das Wüstengebiet durchqueren. 28
    Ganz so glatt, wie Diodor es hier will, verlief die Reise freilich nicht. Ein neues Wunder wurde erforderlich, denn nun verschüttete
     Treibsand die Wegweiser, und die Führer liefen in die Irre. Schon begann sich der Zug aufzulösen, einzelne verließen die Karawane.
     Aber auch hier griff in höchster Not die Gottheit ein, wie Kallisthenes später berichtet. Sie schickte zwei Raben, die „schweren
     Fluges“ dem Zug voranschwebten, |44| sich zu Boden setzten, wenn er stockte, um dann erneut wieder aufzuflattern. Durch Gekrächze führten sie auch die Verirrten
     wieder heran, bis alle sicher die Oase erreichten. Ptolemaios bietet statt Raben zwei Schlangen auf, die dem Zug vorankriechend
     den Weg weisen. Auch sie erfüllen ihre Funktion, wenn auch etwas langsamer.
    Manche Unternehmungen Alexanders mögen unklaren Motiven entsprungen sein, ihre Planung war aber immer durchdacht. Der König
     wählte für seinen Wüstenmarsch die winterliche Jahreszeit, in der Regenfälle nicht so selten waren, wie es die Historie behauptete.
     Die Raben in der Lybischen Wüste werden auch von dem römischen Schriftsteller Aelian erwähnt, 29 und da sie erst kurz vor der Ankunft in der Oase auftauchten, waren sie wohl mehr an den Abfällen der Karawanen interessiert
     als an ihrem Nachruhm.
    Über die Gründe, die Alexander das Unternehmen wagen ließen, wird gestritten. Kallisthenes behauptet, der König habe Perseus
     und Herakles, beide Söhne des Zeus und damit seine Vorfahren, nachahmen wollen, die schon vor ihm dorthin gezogen waren. Er
     schrieb das nur ein oder zwei Jahre nach dem Ereignis. Es ist also die Hofversion. Dass jemand, der Hunderte von Kilometern
     zu einem abgelegenen Orakel reist, dieses auch befragen will, sagt nur Iustin ausdrücklich. 30 Der ägyptische Gott Ammon wurde in Griechenland mit Zeus gleichgesetzt. Die athenischen Staatsmänner Kimon und Alkibiades,
     der Spartaner Lysander, der Sieger des Peloponnesischen Krieges, hatten schon Gesandtschaften nach Siwah geschickt, der Dichter
     Pindar schrieb Lieder zu Ehren Ammons. Dieser war also ein Gott, der in Ägypten und Griechenland anerkannt wurde; was auch
     immer er prophezeite, es würde glaubwürdig sein.
    Geheime Audienz
    Was im Ammonion selbst geschah, ist unklar. Selbst diejenigen, die Alexander nach Siwah begleiteten, Ptolemaios und Kallisthenes,
     widersprechen sich. Ptolemaios kennt

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