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Alexander der Große

Titel: Alexander der Große Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Will
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vor. Von dort aus überwand er, wie einst Xerxes
     die Thermopylen, den Engpass der sogenannten Persischen Tore, obwohl sie von einem größeren Heer verteidigt wurden. Im Januar
     330 erreichte er Persepolis. Damit war ein Ziel erreicht, das Kallisthenes von 334 an propagiert, realistisch aber wohl erst
     nach Issos angestrebt hatte.
    In der antiken Historiographie steht der Name Persepolis für eine Wende. Sicher ist, dass viele aus der nächsten Umgebung
     des Königs, vor allem aber die Truppen, jetzt die Um- und Heimkehr erwarteten. Die Wende fiel jedoch anders aus. Sie ist eine
     Wende in der Herrschaftskonzeption Alexanders und entwickelte sich langsam. Den meisten blieb sie verborgen, manche mochten
     sie bis zum Tode des Königs nicht sehen.
    In den Werken des Ptolemaios oder Aristobul ist Persepolis eine Durchgangsstation auf dem Weg von Pella zum Indus. Ein Teil
     des Zuges war abgeschlossen, ein neuer begann. Anders ist das in der Vulgata, fassbar bei Curtius, Diodor, Iustin und zu Teilen
     auch bei Plutarch. 37 Hier wird Persepolis zu einem Ort der Verwandlung, aus dem griechisch gebildeten Alexander, aus Alexander Graecus, wird |48| nun ein Orientale, Alexander Barbarus. Es ist ein Tag oder genauer gesagt eine Nacht, die diese Verwandlung markiert, die
     vielleicht schon in der Oase Siwah ihren Anfang nahm.
    Alexander hielt sich in Persepolis ungewöhnlich lange auf. Die Soldaten erhielten die Erlaubnis zur Plünderung und relativ
     viel Zeit, sich von den Strapazen der letzten Feldzüge zu erholen. Vier Monate brachte Alexander in Persepolis zu, und es
     bleibt unklar, warum er so lange zögerte. Vielleicht wollte er die günstigste Jahreszeit für den Weitermarsch abwarten, vielleicht
     mangelte es den Truppen an der rechten Motivation, noch tiefer in das Reich der Perser vorzurücken. Offenkundig betrachteten
     viele die Residenzstadt als Endpunkt des Feldzuges und hofften nun, mitsamt der reichen Beute aus Persepolis die baldige Rückkehr
     in die Heimat antreten zu können. Vielleicht war sich der König selbst über das Weitere nicht schlüssig, vielleicht wollte
     er Nachrichten aus Griechenland abwarten, wo ein Aufstand gegen die Makedonen unter der Führung des Spartanerkönigs Agis ausgebrochen
     war. Es war bereits Mai, und noch immer war keine Entscheidung gefallen oder zumindest nicht bekanntgegeben worden, immer
     noch dauerten die Siegesfeiern an.
    Biedermann und Brandstifter
    Eine von ihnen endete vorzeitig, prägte – unabhängig vom umstrittenen Detail – das Bild der Perser von Alexander nachhaltig
     und bereitete diesem in den kommenden Jahren viele Schwierigkeiten. Anwesend waren bei diesem Trinkgelage, wie Curtius empört
     berichtet, neben dem König nicht nur Offiziere und Vertraute, sondern auch Hetären. Die berühmteste von ihnen hieß Thais,
     war Athenerin und wusste einen Rat für Alexander. Er werde von den Griechen noch mehr Dank ernten, wenn er die persische Königsburg
     anzünde und so die Einäscherung der Akropolis räche:

    Thais’ Worte wurden mit Händeklatschen und Beifallsrufen aufgenommen, die Freunde ermunterten den König um die Wette, und
     so |49| ließ er sich mitreißen, sprang auf und führte den Zug an, einen Kranz auf dem Haupt und eine Fackel in der Hand. Die übrigen
     folgten mit Geschrei im Zug nach und stellten sich rings um den Palast auf. […] Zuerst warf der König Feuer in den Königspalast,
     dann die Gäste und Diener und Dirnen. Der Palast war größtenteils aus Zedernholz erbaut, das schnell entflammt das Feuer weithin
     verbreitete. Als das Heer, das nicht weit von der Stadt lagerte, dies sah, lief es […] herbei, um zu löschen; aber wie man
     zum Eingange des Palastes kam und den König selbst noch neue Feuerbrände herzubringen sah, ließ man das herbeigetragene Wasser
     stehen und begann noch trockenes Holz in die Glut zu werfen. Dieses Ende nahm die Herrscherresidenz des gesamten Ostens, von
     wo sich ehedem so viele Völker ihr Recht holten, die Wiege so vieler Könige, einst der alleinige Schrecken Griechenlands,
     die eine Flotte von tausend Schiffen und Heere in Bewegung setzte, von denen Europa überflutet wurde, nachdem man das Meer
     mit Riesenbauten überbrückt und Berge durchstochen und in die so gewonnene Schlucht das Meer geleitet hatte. 38
    Das ist die Version, die sich von Kleitarch findet, und die von ihm zu Curtius, Diodor und Plutarch gelangte. Dagegen steht
     Arrian, dessen Darstellung auf Kallisthenes und

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