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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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hob den Becher und versuchte, Parmenion zuzulächeln.
    » Ich bedaure, euch so bald wieder verlassen zu müssen, im Morgengrauen, aber es ist meine Aufgabe, die Truppen bereitzumachen für den Tag, da König Philipp zu uns kommt, um uns zu unerhörten Siegen in Asien zu führen.«
    Philipp röhrte etwas; es ging im Gelächter und Beifall unter.
    » Ich bin gekommen, wie ich war und bin– schmutzig und befleckt, keine Zeit, die Kleidung zu wechseln. Aber meine Freude ist um so lauterer. Und ich hoffe, ihr alle stimmt mir zu, daß bis zum Morgen noch einige lautere Dinge befleckt sein sollten, und daß der König komme, bevor ich gehen muß.«
    Parmenion setzte sich, grinsend. Durch den Beifall und das Gelächter brüllte Philipp, mit schwerer Zunge: » Darauf kannst du wetten, alter Freund.«
    Attalos kam schwankend auf die Füße; er hob seinen Becher, blinzelte hinauf, schien sich am Gefäß festzuhalten. Er schielte Parmenion an, dann Philipp, dann Alexander; irgendwer rief wieder um Ruhe.
    » Und noch etwas sollten wir nicht vergessen.« Attalos rülpste, schüttelte sich, sprach dann klarer. » Viele von uns, von den alten Fürsten und ihren Familien, waren nie besonders glücklich über Philipps Königin. Weil wir den König achten, haben wir die Epeirotin geehrt. Aber laßt uns jetzt darauf trinken, daß das Ergebnis dieser Nacht, und vieler Nächte mehr, die Verbindung von Makedoniens König mit einer makedonischen Frau, uns einen rechtmäßigen makedonischen Erben bringe.«
    Alexander sprang auf, weiß wie eine frische Wand. Er schrie: » Was bin ich denn, du mieser Schuft? Ein Bastard, oder was?« Er schleuderte seinen Becher in Attalos’ Gesicht.
    Wer noch stehen konnte, war aufgesprungen. Alles schrie durcheinander, aber nur für Momente. Attalos, blutrot, warf mit seinem Becher; Alexander wich mit einer knappen Bewegung aus. Er bekam wieder Farbe; seine Hände waren ruhig, seine Haltung straff. Die Augen, ein ätzendes Blau, bohrten sich in Attalos’ Gesicht.
    Philipp erhob sich schwerfällig. Er schwankte und stützte sich auf Kleopatras Schulter. Die neue Königin blickte teils verängstigt, teils belustigt zwischen Philipp, Attalos und Alexander hin und her.
    » Ich lasse es nicht zu, daß mein Sohn Gäste beleidigt– nicht den Onkel und Vormund der Königin!«
    Kleitos kam mit kleinen Schritten näher; Parmenion war aufgestanden und wechselte Blicke mit Antipatros, der das Gesicht verzog, als ob er an Kopfschmerzen litte.
    Alexander richtete sich noch straffer auf; seine Stimme war schneidend. » Vielleicht sollte der König der Makedonen seine Verwandtschaft sorgfältiger auswählen.«
    An Philipps Schläfe pochte eine Ader, sein Gesicht war verzerrt. » Was willst du damit sagen?«
    Alexander blieb ganz kühl. » Wer den Sohn beleidigt, beleidigt auch den Vater. Du solltest die Dinge in ihrer Reihenfolge betrachten.«
    » Ich betrachte, was und wie und wann ich will. Meine…«
    Alexander unterbrach. » Ist es deine neue Politik, dich mit Schuften und Gesindel gemein zu machen?«
    Philipps Gesicht wurde zur Fratze; er riß sich von Antipatros los, der ihn zurückhalten wollte. » Halt die Schnauze, Zwerg– raus. Sofort. Ich will dich nicht mehr sehen.«
    Alexander nickte. » Besser so. Menschen sollten sich nicht mit Schweinen im Stall suhlen.«
    Auf Kleitos’ Zeichen hielten Männer der Leibwache Attalos fest, der nach einer Waffe suchte. Philipp brüllte wie ein wunder Eber, schob Antipatros beiseite, machte ein paar taumelnde Schritte zu Alexander hin, hob die rechte Hand wie zum Schlag, nestelte am Griff seines Zierschwertes, blieb an einer Teppichfalte hängen und krachte zu Boden.
    In die lähmende, betäubte Stille hinein sagte Alexander eisig: » Seht ihn an. Er prahlt damit, daß er euch nach Asien führen will, kann aber nicht einmal einen Raum durchqueren.«
    Kleitos und Parmenion ergriffen Alexanders Arme und führten ihn aus dem Saal. Philipp versuchte sich zu erheben, kam langsam auf ein Knie; Antipatros reichte ihm die Hände, um ihn hochzuziehen. Attalos sackte auf seine Liege; das Gesicht zeigte nichts als Trunkenheit und Triumph. Kleopatra kaute an der Nagelhaut ihres linken kleinen Fingers. Antigonos der Einäugige versuchte, die übrigen Gäste zu beruhigen. Philipps Gesicht war tiefrot; seine Hand lag am Griff des Zierschwerts.
    In der Vorhalle ließen sie Alexander los. Kleitos pfiff auf zwei Fingern; von irgendwo erschienen Koinos und Perdikkas. Er sprach leise mit

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