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Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht

Titel: Alexander Gerlach - 05 - Echo einer Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Sie.«
    Er steckte einen Schlüssel ins Schloss und ließ uns in sein großes, weiß gestrichenes Haus. Innen rang Wohlstand mit Chaos. Teure, mit Geschmack ausgewählte Möbel, Kunst aus allen möglichen Epochen, dicke Teppiche in modernem Design. Und überall Müll. Am Boden verstreut lagen Hochglanzmagazine, leere Flaschen, Zeitungen, Kleidungsstücke. Es roch nach Erbrochenem.
    Mike Sander bot uns keinen Platz an. Sein für meinen Geschmack zu aufdringliches Rasierwasser oder Herrenparfüm schaffte es nicht, den Gestank zu übertönen. Er gab sich keinerlei Mühe, freundlich zu sein.
    »Also, was haben Sie für eine Frage?«
    »Es geht um Ihre Putzfrau.«
    »Wir haben keine Putzfrau. Unserer letzten hat Natascha gekündigt, nachdem das mit Gundram passiert war.«
    »Wie war ihr Name?«
    »Das weiß ich nicht. Um diese Dinge kümmert sich meine Frau.«
    »Wären Sie so freundlich, sie zu fragen?«
    »Es geht ihr nicht gut. Ich will sie nicht stören.«
    »Okay.« Ich ging an ihm vorbei und betrat das riesige und nicht weniger verwüstete Wohnzimmer. Dort schob ich unter anderem die saucenverschmierte Styroporverpackung eines chinesischen Bringservices von einem Stuhl am rauchgläsernen Esstisch und setzte mich. Dabei drehte ich mich so, dass ich Mike Sander ins Gesicht sehen konnte.
    »Ich werde hier sitzen bleiben, bis ich eine Antwort habe.«
    »Das ist Hausfriedensbruch!«
    »Ich weiß.«
    »Ich werde die Polizei rufen.« Aus seiner Stimme klang plötzlich nur noch Hilflosigkeit und Erschöpfung.
    »Tun Sie das.«
    »Das …« Er wandte sich an Vangelis, die mit stoischer Miene an ihm vorbeisah, dann wieder an mich. »Das geht aber doch nicht!«
    »Wie Sie sehen, geht das.«
    »Lass gut sein, Mike«, hörte ich die dumpfe Stimme seiner Frau von der Treppe. Auf perfekten, nackten Beinen stieg sie langsam zu uns herunter und hielt sich dabei konzentriert am Geländer fest. Sie trug einen viel zu großen grauen Strickpullover mit V-Ausschnitt, der vermutlich ihrem Mann gehörte, und darunter möglicherweise nichts. Ihre Hände verschwanden bis auf die Fingerspitzen in den Ärmeln. Als sie die untere Stufe erreichte, verlor sie den Halt und kippte in einer kleinen Pirouette einfach um. Mike Sander fing sie geistesgegenwärtig auf. Achtsam trug er seine schmale Frau ins Wohnzimmer und legte sie auf eine der herumstehenden Couches. Sie schien in den letzten Wochen abgenommen zu haben.
    »Es stimmt«, murmelte Natascha Sander tonlos. »Sie haben recht. Ich hatte eine Haushaltshilfe. Bis das mit Gundi …«
    Für einen Moment fürchtete ich, sie wäre eingeschlafen, aber dann öffnete sie wieder die Augen. »Ich musste sie entlassen. Ich konnte niemanden mehr um mich ertragen.«
    »Mich interessiert nur, wie sie heißt.«
    »Iva«, flüsterte Natascha Sander. »Der Nachname war irgendwas mit Dra…«
    Vangelis machte eine unkontrollierte Bewegung, als wollte sie ihre Handtasche daran hindern, ihr von der Schulter zu rutschen.
    »Und jetzt gehen Sie bitte«, sagte Mike Sander mit gesenktem Blick. »Sie wissen, was Sie wissen wollten. Und kommen Sie erst wieder, wenn Sie unseren Sohn dabeihaben.«
    »Sie war tüchtig«, fuhr seine Frau fort, als stünde sie unter Hypnose. »Ich habe sie gemocht. Bisschen schade …«
    Und dann war sie offenbar wirklich eingeschlafen.
    Mike Sander starrte uns zugleich wütend, betreten und bittend an. Ich erhob mich, und wir verabschiedeten uns wortlos.
    »Iva ist Anfang dreißig, klein, dunkelhaarig und stammt aus Slowenien«, sagte er leise, als wir schon in der Tür waren. Offenbar wusste er doch manches über die ehemalige Perle seiner Frau.
    »Sie wissen vermutlich nicht, wo sie wohnt?«
    »Nein. Natascha weiß es auch nicht. Soweit ich informiert bin, wurde sie immer bar auf die Hand bezahlt.«
    »Halten Sie es für möglich, dass sie etwas mit Gundrams Verschwinden zu tun hat?«
    Erschrocken sah er auf. »Wie kommen Sie denn auf diesen merkwürdigen Gedanken?«
    »Halten Sie es für möglich oder nicht?«
    »Möglich …«, murmelte er und schlug die Augen nieder. »Was heißt schon möglich?«
     
    »Diese Iva sollte sich ja wohl ohne allzu große Mühen aufstöbern lassen«, sagte ich, als wir wieder im Wagen saßen.
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, meinte Vangelis.
    Und sie sollte recht behalten. Eine Iva, deren Nachname mit Dra… begann, war weder in Heidelberg noch in einer der umliegenden Gemeinden gemeldet, fand Vangelis innerhalb weniger Minuten heraus, als wir wieder

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