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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Sternen. Tekhnef in seinen Armen. Alexanders Schwert; die glatte geschliffene Feinheit des Hamilkar wie ein Dolch in Seide gehüllt; Bonqarts wahnsinnige Gegenstände; Antipatros wie Öl und Eisen, unbeugsame Härte und listige Geschmeidigkeit; Olympias die Viper; Demaratos und Bagoas der Heile und Demosthenes; Kleonike in der gräßlichen Nacht von Kanopos. Zuviel, von allem zuviel. Spuren eines Dymas, der mit Tekhnef verschmelzen und ewig währen wollte; Spuren eines Dymas, der die Kithara spielte und todlose Verse sang; Spuren eines Dymas, der lauschte und spähte und meldete; Spuren eines Dymas, der Säge oder Schwert in der Hand hielt; Spuren eines Dymas, der sich auflöste zu einem riesigen Luwier und einem buckligen Zwerg. Er war viele gewesen, nun war er keiner; das Band, das die Garbe gehalten hatte, zerrissen von vielen Händen zu vielen Fetzen. Die Nacht das bodenlose Auge des Polyphemos, und Niemand auf einer langen Reise.

    Tekhnef blieb in der Schänke. Der Morgen war naß und grau, Larissas Straßen ein Gemenge aus Mist und Lehm. Dymas zog den Umhang enger. Nach ein paar Schritten war er bis zu den Knien beschmiert von Schlamm, von Kot, von Abfällen der Nacht, vom Inhalt der aus Fensterhöhlen geleerten Töpfe. Wo die schmale Straße, an der die Schänke zwischen anderen Häusern lag – alle aus Holz und Ziegeln, alle zur Seite oder vornüber geneigt, als müßten sie einander stützen -, die Agora erreichte, zertrümmerte ein Maultier mit festen Tritten Teile der vom Gestell gestürzten Auslagen eines Töpfers. Das Tier hatte ein rotes Band in der Mähne. Der zeternde, fuchtelnde Töpfer kam aus dem Haus gestürzt, raufte sich Haare und Bart und schlug mit geballten Fäusten nach dem Vieh.
    Ein halbnackter Junge trieb ein paar zottige, regentriefende Ziegen vorüber, zum Laden des Schlachters. Auf der Agora, die sonst auch als Marktplatz diente, war kaum Betrieb; nur zwei oder drei Bauern, die Ledertücher über ihre Karren gespannt hatten, warteten auf Käufer für ihr Herbstgemüse.
    An der nächsten Ecke, neben dem kleinen Heratempel, dessen bunter Giebel wie ein Sommerschrei im Nieselregen war, streifte Dymas die verschlammten Sandalen ab, wischte sich Beine und Füße mit einem Tuch, das vor ihm schon etliche andere benutzt hatten, wrang es aus, legte es wieder auf den Rand des mit tiefbraunem Wasser gefüllten Bottichs und betrat das große Gebäude. Neben mehreren Schreibern und Fernhändlern arbeitete hier auch der Vertreter eines korinthischen Bankhauses. Es war jenes Bankhaus, das die weitverzweigten Geschäfte des edlen Demaratos betreute; wie Dymas irgendwann erfahren hatte, gehörte es einer Gruppe von Händlern, deren wichtigster Demaratos war; wer sonst?
    Das Erdgeschoß des Gebäudes war eigentlich nicht mehr als eine hohe Säulenhalle. Rechts und links, getrennt durch leichte, kaum mannshohe Holzwände, befanden sich je zwei Dutzend Läden, Arbeitsräume, Werkstätten, Schreibstuben und derlei; der Mittelgang wimmelte von Bettlern, Bauchladenmännern, Käufern, Neugierigen – die zum Teil nur Schutz vor dem Regen suchten – und beweglichen Ladentheken, auf denen Feldfrüchte, Brot, Wein und anderes feilgeboten wurde, was bei anderem Wetter die Agora geziert hätte.
    Der grauhaarige Bankherr, eher wohl ein kleiner Angestellter, hockte auf einem Holzschemel hinter seinem Schreibtisch. Er trug einen Wollmantel und Fellstiefel. Sein Blick, durchtränkt von unendlicher Langeweile, hob sich nur mühsam von der Tischplatte mit ihren Tafeln, Rollen, Rieden und Stiften.
    »Dein Begehr, Fremder?« Die Stimme war heiser, erkältet; die Nase rot. »Möge es dir und mir diesen köstlichen Tag erhellen, was immer es sei.«
    Dymas holte das Lederröhrchen hervor, das an einer Schnur von seinem Hals hing. Darin bewahrte er einige Papyrosschnipsel auf, die er dem Bankmann vorlegte.
    »Hmf. Der sehr ehrenwerte Dymas ... Ein altes Guthaben, beglaubigt und besiegelt von, oh, Demaratos selbst. Eine Ehre, eine Ehre. Ergänzt ... Zinsen nachgetragen ... Weitere Einzahlungen ... Du bist länger nicht in einer Bank gewesen damit, edler Herr Dymas.«
    »Die letzten Einzahlungen und dieser Schuldschein« – Dymas klopfte mit der Fingerspitze auf einen Papyrosfetzen – »haben, wie du siehst, in entlegenen Gegenden stattgefunden. Ich hatte dort den Hauptzettel nicht greifbar.«
    »Was kann ich für dich tun? Brauchst du Geld? Soll ich alles zusammentragen, neu berechnen?«
    Dymas nickte. »Berechne doch

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