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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zurückbleiben – insgesamt. Die Einzelheiten darf ich jetzt ausarbeiten.« Er schüttelte sich. »Das gleiche in Phönikien und Syrien und überall dazwischen und dahinter. Wer bleibt wo zurück, wer geht mit wie vielen Männern nach Mesopotamien. Es werden fünf Marschgruppen werden; alle brauchen Vorräte und Geld und Tierfutter und Nachschub an Heilkräutern und Verbänden. Bah.«
    »Hast du mit einem Schleppnetz nach mir gesucht, damit ich heute abend auf dieser deiner Terrasse Arzneien aufzähle?«
    »Ich weiß, daß deine Leute gut sind; da habe ich keine Sorgen. Nein; es ist was anderes.«
    Plötzlich hatte sich die Stimme des Bären verändert. Drakon wartete, mit einem unguten Gefühl.
    Krateros ließ das Geländer los, ächzte, wandte sich dem Heiler zu und legte die Hände auf Drakons Schultern.
    »Demaratos ist nicht zu finden; deshalb brauch ich dich.«
    »Ich habe heute früh noch mit ihm geredet; er kann nicht weit sein.«
    »Er ist heute vormittag mit einem Schnellsegler flußab, wahrscheinlich nach Pelusion.«
    »Na gut. Er wird seine Gründe haben. Vielleicht will er einen kleinen Vorsprung, weil er fürchtet, es sonst bis zu jenem Nachmittag nicht zu schaffen. Der Euphrat ist weit, und er hat alte Füße.«
    »Er wird reiten«, knurrte Krateros. »Hör auf mit dem Gefasel. Es ist ernst. – Was ist in dieser Scheißoase geschehen?«
    Drakon bleckte die Zähne; es hätte ein Lächeln werden sollen. »Was weißt du?«
    Krateros hob die Hände. »Alles, soweit es von Kallisthenes aufbereitet worden ist; und ein bißchen darüber hinaus. Ich will nicht wissen, was ihr da gegessen habt, nur ... Er hat sich verändert, und im Heer gibt es Unruhe.«
    »Die Veränderungen Alexanders begleiten ihn, und uns, seit er laufen kann. Wieso Unruhe?«
    Krateros wandte sich ab, starrte wieder in die Dunkelheit der Gärten. »Gaza«, murmelte er. »Das war das erste. Batis hat die Stadt tapfer verteidigt. Wir schätzen tapfere Gegner; Feiglinge und Verräter gibt es mehr als genug. Warum hat Alexander ihn mit den Füßen an einen Streitwagen binden lassen und zu Tode geschleift? Das ist ... das war ... nicht makedonisch, verstehst du? Er hätte das früher nie getan; das war ein Alexander, den wir alle nicht kannten.«
    Drakon schwieg einige Zeit; schließlich sagte er zögernd: »Ich weiß ... und ich weiß nicht.« Er dachte an die befestigte Stadt; an die Mauern, die nicht zu untergraben waren; an den feinen Sand, der immer wieder nachgab, wenn die Belagerungstürme und Katapulte in Stellung gebracht werden sollten; an den Pfeil, der Alexanders Schulter und eine Hauptader durchbohrt hatte, an den gewaltigen Blutverlust, die Ohnmacht und die lange Schwäche des Königs; an den Wall aus Erde, Sand und Steinen, den sie schließlich um die ganze Stadt errichtet hatten, hoch wie die Mauern Gazas; an die Mühsal, die schweren Katapulte auf den Erdwall zu schaffen; an den Beschuß und die Bresche und den wahnsinnigen Kampf Mann gegen Mann von Haus zu Haus ...

    »Zorn? Göttliche Empörung ob der dreisten Verwundung? Nein, das paßt nicht zu ihm. Zorn, ja; er wollte nach Ägypten, konnte Gaza nicht in seinem Rücken lassen, Batis wollte die Stadt nicht übergeben, obwohl er keine Aussicht hatte, sie lange zu halten – gegen Heer und Flotte, ohne persische Unterstützung. Außerdem war Batis häßlich; und Alexander mag keine häßlichen Menschen.«
    »Das überzeugt dich selbst doch genausowenig wie mich.« Krateros wischte mit der Hand über das Geländer, wieder und wieder. »Wir haben Dareios besiegt, wir haben Tyros genommen, und ihr Götter, wenn es je eine Belagerung gab, die einen Homeros als Chronisten verdient hätte, dann diese. Die Phöniker haben die persische Flotte verlassen; es kam die Nachricht aus Phrygien, daß Antigonos Einauge drei Schlachten gegen gute Reitertruppen gewonnen und das Land gesichert hat. Alexander hätte zufrieden sein können, trotz der Wunde und des Zeitverlusts. Und trotz der Verluste vor Tyros. Wir wissen ja, daß es mehr als die vierhundert Mann waren, von denen Kallisthenes und Aristoboulos schreiben durften. Was, Drakon, was hat ihn da besessen?«
    »Ich weiß es nicht, mein Freund. Auch Demaratos und seine Leute wissen nicht alles.«
    »Am schlimmsten« – Krateros sprach jetzt eher zu sich als zu Drakon – »ist etwas anderes. Wenn einer von uns ihn aufhalten oder seine Meinung ändern will ... Du bist fest entschlossen, du gehst zu ihm, und er schaut dich nur an, und –

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