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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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ein reichlich dünner Name, der kaum meinen Leib umfaßt, meinen Zwergengeist hingegen erstickt.«
    Philotas gluckste. »Ist er nicht süß?«
    Alexander nickte sehr langsam; er sah sich um und winkte Demaratos herbei.
    Bagoas patschte auf seine Kissen und Teppiche. »Magst du dich nicht zu einer kleinen Plauderei mit einem wertlosen Kadaver niederlassen, o Strahlender?«
    Alexander wechselte einen Blick mit Demaratos, der neben ihn getreten war; als der Korinther die Schultern hob, deutete Alexander auf seine Wachen. »Durchsuchen.«
    Ptolemaios schaute verblüfft, Philotas pfiff leise. Nearchos ging zu Demaratos und sah zu, wie die Wachen des Königs auf den Wagen stiegen. Sie warfen Bagoas nicht gerade hinunter, waren aber auch nicht sanft. Seine Augen wirkten eisig; er verzog jedoch keine Miene, hob nur die Hände in mildem Staunen.
    »Durchsuchen? Mich? Natürlich, bitte sehr, aber ihr werdet nicht viel von Wert finden. Laß mich jedoch zunächst deine Hand küssen, Herr – wie es einem fetten alten Niemand zukommt, wenn er der Verkörperung der Herrlichkeit gegenübersteht.«
    Alexander bedeutete den Wachen, mit der Durchsuchung fortzufahren. Einige der Männer stöberten auf dem Wagen herum, zwei hielten Bagoas fest, zwei weitere wickelten ihn aus seinen Gewändern. Im Kreis der Offiziere – fast alle waren aufgestanden und näher getreten – war das Lachen und Johlen erstorben. Man hörte Holz im Feuer knacken, irgendwo zischte tropfendes Fett in einer Flamme. Parmenion, mit schmalen Augen, nickte offenbar beifällig und wandte sich dann ab, um eines der ersten durchgebratenen Hühner zu nehmen; er riß ein Bein ab und reichte es Alexander.
    Unter den Schichten von Seide, die seinen Körper umgaben, hatte Bagoas eine stattliche Waffensammlung verborgen, die nach und nach zum Vorschein kam: drei Dolche, ein Kurzschwert, eine Art Glasnadel mit Griff, zwei kleine Flaschen, die möglicherweise Gift enthielten, eine Lederscheide mit einer verfärbten, wahrscheinlich vergifteten Pfeilspitze, ein weiterer kleiner Dolch im rechten Ärmel, eine Metallbürste mit feinsten Borsten im linken, schließlich ein Körbchen, das an einem Lederstreifen um seinen Hals hing, vor dem fürstlichen Wanst, zuvor unter den Kleidungsschichten nicht einmal zu ahnen. Nackt bis auf einen Lederschurz stand Bagoas vor dem König.
    »Vorsicht«, sagte Ptolemaios scharf. Er nahm den Korb, zog den hölzernen Schließpflock heraus und warf alles ein paar Schritte weit weg zu Boden. Eine kleine Schlange wand sich heraus; einer der Wächter tötete sie mit einem Schwerthieb.
    »Fieses Tier; absolut tödliches Gift.« Drakon der Heiler kniete neben der Schlange nieder, betrachtete sie, rupfte dann einen Grashalm aus, roch daran, schob ihn in den Mund und kaute. Er stand auf, nickte dem König zu. »Sehr spannend. Die Götter haben dich mit klugem Mißtrauen gesegnet. Darf ich?«
    Alexander nickte; Drakon zog sein Messer und zerschnitt Bagoas’ Schurz.
    »Immerhin.« Er grinste. »Die meisten, die Bagoas heißen, sind Eunuchen – der hier nicht.«
    Vorsichtig packte er eines der Handgelenke des fetten Persers, der zwischen Lanzenspitzen stand und sich nicht rührte. Drakon untersuchte die Finger, dann die der anderen Hand. Als er aufblickte, lag etwas wie ehrfürchtiges Staunen in seinem Gesicht.
    »Gehört das alles ihm?« Er deutete auf den Waffenstapel. »Nettes Kerlchen. Ihr Götter, was für ein Biest! Sogar seine Fingernägel sind geschliffen und vergiftet. Sag mal, mit wem warst du verabredet?«
    Bagoas zuckte mit den Schultern. Die Fettmassen wabbelten kaum; sie schienen mehr Muskeln zu bergen als zunächst vermutet. Alle Freundlichkeit war verschwunden; Bagoas’ Stimme klang herb.
    »Verabredet? Ich war mit euch allen verabredet. Ein Jammer, daß du so aufmerksam bist, und so gründlich, Herr. Und ich sage dir meine Achtung. Wer mich überlebt, hat es verdient.«
    Alexanders Gesicht zeigte noch immer keine Regung. Er winkte weitere Wachen herbei. »Ich vertraue ihn dir an, Drakon. Zieh ihm die Haut ab, siede ihn, stutz ihm die Fingernägel, spül seine Gedärme mit Essig, was immer du für sinnvoll hältst, um ihn von seinem Gift zu befreien. Aber laß ihn leben. Ich will mich mit ihm unterhalten.«
    »Kein Grund für Grausamkeiten, herrlicher König.« Bagoas reckte die Hände in die Luft. »Ich sage ihm alles, was an mir verborgen ist. Nur laß mich zuerst deine Hand küssen.«
    Alexander hob eine Braue; ein verqueres Lächeln

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