Alias - Moederischer Nebenjob
ihr Ohr berührte, veranstaltete einige sehr merkwürdige Dinge mit ihrem Puls.
»Können Sie mich verstehen?«, hauchte er, so leise, dass sie fast das Gefühl hatte, sie vernähme seine Gedanken. Sein Atem strich sanft über ihren Nacken. Sein Mund liebkoste ihr Ohr. Laut schlug ihr Herz vor Verlangen, als seine Hand durch das kastanienbraune Haar ihrer Perücke fuhr.
»Ja«, presste sie hervor.
Er drückte sie noch fester an sich. »Unser Zimmer ist verwanzt. Irgendjemand hat uns durchschaut.«
KAPITEL 8
»Kann ich jetzt unbesorgt sprechen?«, fragte Sydney.
Zögernd sah sich Noah um. Schließlich nickte er und gestattete ihr, endlich die Frage zu stellen, die ihr bereits seit geraumer Zeit auf der Zunge lag.
»Noah, was sollen wir tun?«
Sie befanden sich neben den Trocadero-Wasserspielen, einer langen, flachen Brunnenanlage voller sich in die Höhe reckender Fontänen direkt gegenüber dem Eiffelturm am anderen Seine-Ufer. Die Kaskaden und zahlreichen Wasserspeier boten nicht nur eine imposante optische Kulisse, sondern sorgten mit ihrem lauten Geplätscher und Rauschen auch dafür, dass kein fremdes Ohr ihr Gespräch belauschen konnte.
»Na ja, zuerst einmal würde ich vorschlagen, Sie versuchen ruhig und tief durchzuatmen«, sagte er. »Fühlen Sie sich okay?«
Sydney nickte, doch seine Frage rief ihr ins Bewusstsein, wie gehetzt und gestresst sie aussehen musste. Von dem Moment an, da sie entdeckt hatten, dass ihre Hotelsuite verwanzt war, bis zu dem Augenblick, als sie endlich hier bei den Fontänen angelangt waren, war alles, was sie unternommen hatten, in besorgter Eile und Hektik geschehen.
Gemäß den Instruktionen, die Noah ihr ins Ohr geflüstert hatte, waren sie beide unter die Dusche gesprungen und hatten sich anschließend andere Sachen angezogen, für den Fall, dass sie sich in dem Modehaus noch weiteres Ungeziefer dieser Art eingefangen haben sollten. Sicherheitshalber hatte Sydney sich auch der Perücke entledigt, sodann ein weites gemustertes Kleid übergestreift, darunter den Gürtel mit Geld, Reisepass und Handy angelegt und sich anschließend um die unbedeckten Schultern einen Pullover geschlungen. Eine dunkle Sonnenbrille, ein Hut mit breiter Krempe und flache Sandaletten komplettierten ihr Touristinnen-Outfit. Eigentlich hätte sie lieber ihre Joggingschuhe angezogen, für den Fall, dass ihr ein größerer Fußmarsch bevorstand. Doch dann hatte sie sich der Einsicht gebeugt, dass dies wohl kaum dem Stil einer Carrie Wainwright entsprach -immer vorausgesetzt, es gab tatsächlich noch jemanden, der glaubte, dass sie wirklich so hieß.
»Regel Nummer eins: Ruhe bewahren«, sagte Noah in diesem Moment. Seine Stimme ging in dem Rauschen des Wassers fast unter. »Bis jetzt stecken unsere Köpfe noch nicht in der Schlinge, das heißt, sie sind sich ihrer Sache nicht sicher. Ich schätze, sie beobachten uns erst einmal. Wahrscheinlich auch in diesem Moment.«
»Aber wieso?«, fragte Sydney. »Was haben wir falsch gemacht?«
Noah zuckte mit den Schultern. »Meistens kommt man nie so ganz dahinter. Irgendetwas hat bei irgendjemanden den Radar ausgelöst. Vielleicht Ihre kleine Stippvisite ins Untergeschoss?«
»Ausgeschlossen. Dafür habe ich gesorgt«, widersprach Sydney. »Yvette und Arnaud sind beide felsenfest davon überzeugt, dass ich nur zum Rauchen dort hinunter gegangen bin.«
»Ja, genau. Und da Sie so aufrichtig zu ihnen waren, haben die beiden Ihnen natürlich ebenfalls nichts vorgemacht.«
Plötzlich kam Sydney ein beunruhigender Gedanke.
»Noah«, sagte sie, »dieser Agent vom K-Direktorat, der verschwunden ist. Sie sagten, dass er ein ziemlicher Kleiderschrank ist, richtig?«
»Anatolii? Ja, allerdings.«
»Glatzköpfig, mit einer auffallend dicken Wampe?«
»Blond. Und mehr vom Typ Terminator. Warum? Woran denken Sie, Sydney?«
»An diesen Arnaud. Aber, ach nein.«
»Ich habe Arnauds Stimme über Ihren Sender gehört«, wandte Noah ein, »das war nicht Anatolii.«
»Oh. Na ja, er und Yvette waren ja auch beide ausgesprochen nett. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie irgendwas mit dem K-Direktorat zu tun haben«, meinte Sydney.
Noah stieß ein kurzes Lachen aus. »Sie glauben, Sie können jemanden von dem Verdacht freisprechen, als Agent zu arbeiten, nur weil er nett ist? Was ist mit Ihnen? Sind Sie nett?«
Sie gab ihm keine Antwort und starrte verlegen zu Boden.
»Hören Sie«, sagte Noah. »Wenn Sie in diesem Job länger am Leben bleiben wollen - und ich
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