Alibi in High Heels (German Edition)
mich endlich durch die Wache stehenden Paparazzi gekämpft hatte, war ich müde und hungrig und musste ganz dringend auf die Toilette. Letzteres erledigte ich zuerst, bevor ich mich auf das Bett fallen ließ und beim Zimmerservice die größte Portion Crêpes bestellte, die das Hotel im Angebot hatte. Ich wollte gerade anfangen zu essen, als die Verbindungstür zum Nebenzimmer aufging.
»Maddie! Da bist du! Wo bist du nur gewesen?« Mom kam hereingesegelt, Einkaufstüten in der Hand. Hinter ihr watschelte Mrs Rosenblatt, die ihr hellblaues hawaiianisches Gewand mit einer dreireihigen Kette aus gelben Plastikperlen aufgehübscht hatte. In der Nähe dieser Frau braucht man eine Sonnenbrille, glauben Sie mir. Mom war heute etwas dezenter gekleidet – weiße Leggings und darüber ein schwarzer Minirock, ein enges schwarz-weiß gepunktetes Oberteil und ihre schwarzen Basketballschuhe. Okay, dezent war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber schließlich sprechen wir hier von meiner Mutter.
»Wo ich war? Wo seid ihr denn gewesen? Ich habe gestern Abend versucht euch zu erreichen.«
»Gestern haben wir Pierre zum Eiffelturm mitgenommen«, sagte Mrs R.
»Zum Eiffelturm?«, fragte ich schrill. Na toll – während ich im Gefängnis gesessen hatte, hatten sie sich den Eiffelturm angesehen.
Mom nickte. »Oh Mads, du musst ihn dir unbedingt bei Nacht ansehen, wenn er erleuchtet ist. Das ist das Magischste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Ich muss noch einmal mit Ralphie zurückkommen. Es ist so romantisch.«
Mrs R. zog ihre aufgemalten Brauen zusammen. »Pierre fand es nicht romantisch. Er hat nicht einmal versucht mich zu küssen.«
So was aber auch.
»Und? Was hast du angestellt?«, fragte Mom.
»Ich hatte einen kleinen Zusammenstoß mit der Polizei.«
»Mit der Polizei?« Mom geriet in ihren Basketballschuhen ins Schwanken und sank neben mich auf das Bett. »Oh, mein Kleines«, sagte sie und drückte mich so fest an sich, dass mir die Luft wegblieb. Doch dieses Mal ließ ich es geschehen. Nach einem Morgen in der Arrestzelle hatte ich das Bedürfnis nach einer Umarmung.
»Was ist passiert?«, fragte Mrs Rosenblatt.
Dann berichtete ich ihnen von meinen Abenteuern im französischen Justizsystem. Währenddessen verschlang ich einen ganzen Teller mit Crêpes, und als ich fertig war, umarmte Mom mich wieder.
»Mom, mir ist nichts passiert. Ehrlich.« Ich wand mich aus ihrem eisernen Griff. »Was ist in all diesen Einkaufstüten?«
»Nun«, sagte Mom und richtete sich auf, »wir haben gestern Nachmittag Informationen über Gisella gesammelt, so wie ich es dir versprochen hatte.« Sie gab Mrs Rosenblatt einen Wink, die daraufhin einen Stapel Papier aus einer der Tüten zog und ihn mir reichte. »Wusstest du, dass sie diese Woche für sieben verschiedene Shows gebucht war?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein.« Als ich durch die Seiten blätterte, stellte ich fest, dass es sich um Ausdrucke von verschiedenen Mode-Webseiten, Online-Klatschkolumnen und Branchenblogs handelte.
Mrs R. nickte. »Jawoll. Hauptmodel war sie nur in der Le-Croix-Show, aber sie lief auch für sechs oder sieben andere Designer. Daraufhin haben deine Mom und ich beschlossen, diese heute mal genauer unter die Lupe zu nehmen.«
»Wir waren undercover dort, als Fashion-Week-Touristen«, sagte Mom mit glänzenden Augen.
Ich sah hinunter zu den Tüten. »Mom, ihr seid Touristen.«
»Wie auch immer … du wirst nie erraten, was wir herausgefunden haben, Mads. Du hast doch erwähnt, dass bei der Le-Croix-Show eine Halskette verloren gegangen ist. Vier der anderen Designer, für die Gisella gearbeitet hat, vermissen ebenfalls Schmuckstücke. Wir haben uns umgehört, nur zwei haben die Diebstähle der Polizei gemeldet. Die anderen gehen davon aus, dass die Stücke im Durcheinander der Vorbereitungen verlegt wurden und irgendwann schon wieder auftauchen werden.«
»So wie Jean Luc.«
Mom nickte. »Ein interessanter Zufall, was?«
Mittlerweile hasste ich zwar dieses Wort, aber ich musste ihr recht geben. Ich wünschte, wir hätten Zeit gehabt, die Taschen von Gisellas Chanel-Mantel zu durchsuchen. Ich hätte meine Ballerinas darauf verwettet, dass darin nicht nur Taschentücher waren.
»Na gut, nehmen wir mal an, dass Gisella den Schmuck hat mitgehen lassen. Und dann? Was hatte sie damit vor?«, fragte ich.
Mom zuckte die Achseln. »Ihn verkaufen?«
»Auf dem Schwarzmarkt! Sie muss einen Hehler gehabt haben. Einen Partner«, sagte
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