Alibi in High Heels (German Edition)
freien Maschine nach London Heathrow.
9
Mit den Fingern auf die hölzerne Tischplatte trommelnd, wartete ich darauf, dass Dana mit der Anprobe fertig war. Ein dürrer Mann in engen Jeans und einem hautengen Polohemd steckte ihr Kleid ab, dann und wann innehaltend, um ihr zu sagen, sie solle stillhalten. Trotz meiner Ungeduld packte mich beim Anblick des Kleides, das sie auf dem Laufsteg tragen würde, der blanke Neid. Es war ein Modell aus blassgrüner Seide, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel reichte, mit überkreuzten Trägern im Rücken und einem Schlüsselloch-Ausschnitt – die Art von Kleid, die man kauft, auch wenn es keine passende Gelegenheit dafür gibt.
Und von dem man hofft, dass es einem irgendein heißer Typ herunterreißt.
Endlich zog ihr der Mann mit den Nadeln das Kleid über den Kopf, und Dana kam zu mir gehüpft.
»Oh mein Gott, Maddie, hast du das Kleid gesehen?«
Ich fuhr mir mit der Hand über den Mund, um eventuellen Sabber abzuwischen. »Das Traurige ist, dass ich weiße Pumps hätte, die perfekt dazu passen würden – wenn sie jetzt nicht in der Asservatenkammer lägen.«
Dana runzelte die Stirn. »Es tut mir ja so leid, Mads.«
»Mir auch. Aber hör zu, glaubst du, du kannst Jean Luc dazu bringen, dir heute Abend freizugeben?«
Dana hob eine Augenbraue. »Warum?«
Schnell berichtete ich ihr, wo Ryan jetzt vermutlich zu finden war, und von der Reservierung für den Flug um sieben Uhr dreißig nach London.
»Wir sind wieder Charlies Engel!«, rief Dana, auf und ab hüpfend.
Für einen kurzen Moment kamen mir Zweifel. Das erste Mal, als Dana und ich Charlies Engel gespielt hatten, hatte sie mich als Prostituierte verkleidet, was damit geendet hatte, dass auf uns geschossen wurde. Ein anderes Mal, als wir versuchten die Mafia auszutricksen, hatte Dana einem Mann ein Loch in die Brust gepustet. Und last but not least wären wir um ein Haar Opfer des Hollywood-Würgers geworden, als wir undercover bei einem TV -Dreh ermittelten. Da war es verständlich, dass ich bei der Aussicht, ein Engel für Charlie zu sein, nicht in Begeisterungsstürme ausbrach.
Andererseits schrie dieses Kleid nach meinen weißen Pumps, und wenn ich noch eine Chance haben wollte, sie aus Moreaus Asservatenkammer zu befreien, bevor die Show stattfand, dann musste wohl oder übel jemand die das Verbrechen bekämpfenden heißen Miezen spielen. Warum nicht wir?
»Na gut, aber dieses Mal darf ich Farah sein«, sagte ich zu ihr.
Dana zuckte die Schultern hoch und kräuselte die Nase – beides gleichzeitig – und hüpfte unverzüglich davon (ja, sie hüpfte tatsächlich. Mein Gips und ich waren außerordentlich neidisch), um Jean Luc darüber zu informieren, dass wir morgen früh zurück sein würden.
Aber bevor wir ein Taxi zum Flughafen nahmen, machten wir noch kurz halt in einem Café auf dem Weg, um ein paar Tartines – eine Art belegte Brote – zu kaufen (für Dana ein fettarmes mit gegrilltem Gemüse und für mich eines mit Schinken, Käse und viel Mayo. Hey, mit einem Gips herumzuhumpeln verbrennt viele Kalorien).
Glücklicherweise starteten die Pendlerflüge von Paris nach London stündlich vom Flughafen Charles de Gaulle. Wir hatten zwei Plätze im Flug um sieben Uhr dreißig, der eine Stunde später in London landen sollte. Ich überlegte mir kurz, noch im Hotel vorbeizufahren, um ein paar Sachen mitzunehmen, aber da ich dort höchstwahrscheinlich dem Herrn in die Arme laufen würde, der die wütenden Nachrichten auf meiner Mailbox hinterließ, beschloss ich, es zu wagen und mit leichtem Gepäck zu reisen.
Als wir das berühmte Londoner Auge überflogen und dann über die Heathrower Landebahn rollten, war die Sonne bereits untergegangen und die Stadt ein schimmerndes Mosaik aus glitzernden Lichtern. Ich begann, das gestehe ich, die vertraute Erregung zu spüren, wie immer, wenn wir als Charlies Engel unterwegs waren. Dana und ich winkten das erste Taxi, das wir sahen, heran und nannten dem Fahrer die Adresse, die ich mir notiert hatte: ein niedriges Backsteingebäude in einem offenbar von der oberen Mittelklasse bewohnten Viertel. Kleine Bäume säumten die Straße, hinter den Fenstern flackerten die Fernsehbildschirme, und ein Mann in einer karierten Strickjacke, die aussah, als stamme sie aus einem Garagenverkauf, führte einen kleinen Terrier an der Leine spazieren.
»Sieht nicht gerade nach der Wohnung eines Juwelendiebes aus«, stellte Dana fest.
»Na ja, du siehst ja auch nicht gerade
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