Alice@Hollywood
geworfen haben. Eingerahmt und hinter Glas, versteht sich.
Ruth hat ein Foto von Jon Bon Jovi entdeckt.
»Der ist schon süß !« , kommentiert sie, während ihr etwas Seven-Up aus dem Mundwinkel tropft. Ertappt grinst sie und wischt das Tröpfchen beiseite, um meiner Anmerkung zum Thema Pawlowscher Hund den Boden zu entziehen.
»Der Einzige, der wirklich süß ist, ist Robbie Williams !« , stellt Nina fest.
Sie schaut energisch in die Runde, als wolle sie keine Widerrede zulassen.
»Bist du immer noch in ihn verliebt ?« , will ich wissen.
Nina winkt ab.
»Das hat mit Verliebtsein überhaupt nichts zu tun. Er macht einfach die beste Musik, die es zur Zeit gibt, und sieht auch noch umwerfend aus. Das ist alles !«
»Klar«, bestätigt Ruth lapidar, »das ist alles. Und reicht für dich aus, um ihm seitenlange Liebesbriefe zu schreiben !«
Nina funkelt Ruth an. Dann schaut sie böse zu mir.
»Du bist eine alte Plaudertasche. So was will meine Freundin sein .«
Wütend setzt sich Nina an einen anderen Tisch und macht demonstrativ laute Gluckergeräusche mit ihre Vanillemilch. Zugegeben, da habe ich wohl Mist gebaut. Nina hatte mir in einer stillen Stunde mal von ihrer Schwärmerei erzählt und dass sie Gedichte und Briefe für ihren Held schreibt. Abgeschickt hat sie ihre Schwärmereien zwar nie, aber in Ninas Vorstellung hat Robbie die Briefe bekommen, beantwortet und sich mit ihr verabredet. Zeitweise ging ihre Passion für den Pop-Fuzzi mit den schiefen Zähnen sogar so weit, dass sie an ihn dachte, während sie mit Markus schlief. Okay, wer Markus kennt, würde auch verstehen, wenn Nina beim Sex an Winnie the Pooh gedacht hätte, aber für sie grenzte das schon fast an Ehebruch. Andererseits soll Markus beim Stöhnen ja auch schon mal ein »Pamela« entfahren sein. Was er jedoch sofort in ein »Könnema« korrigierte, um den Satz mit »Könnema 'n Stückchen höher rutschen« zu beenden. Trotzdem, was auch immer Nina mir anvertraut hatte, es war einzig und allein für meine Ohren bestimmt. Leider gab es da diesen Portweinseligen Abend mit Ruth, an dem wir uns unsere heimlichen sexuellen Phantasien erzählten. Da mein Wunsch nach hemmungslosem Sex mit einem amerikanischen Collegeboy, der in Deutschland studiert, nicht mehr so sonderlich interessant klang, trumpfte ich mit Ninas Popmusikerphantasien auf. Ich glaube, ich habe das sogar noch ein wenig ausgeschmückt. Mehr so in Richtung Selbstbefriedigung. Ich weiß es aber nicht mehr ganz genau. In jedem Fall hätte ich besser die Klappe halten sollen. Aber wer hätte auch gedacht, dass Ruth hier so freimütig weiterplappert, was ich ihr im Geheimen über Nina erzählt habe. Das finde ich echt nicht richtig von ihr. Um einen Teil der Schuld weiterzugeben, werfe nun ich meinerseits Ruth einen bösen Blick zu. Dann gehe ich zu Nina.
»Komm schon. Es tut mir Leid. Ich hatte ein bisschen was getrunken und hab halt ein wenig geplappert. Sorry. Echt.«
Keine Reaktion. Ich lege meine Hand auf Ninas Schulter. Energisch dreht sie sich weg. Gut. Dann will sie meine Entschuldigung wohl nicht annehmen. Also probiere ich es mit der alternativen Methode. Schließlich habe ich in der Lebenshilfeabteilung meiner Stammbuchhandlung mal in das Buch »Wie streite ich richtig« reingeschaut. Da stand so etwas wie »eigene Fehler einsehen, entschuldigen, den anderen aber auch auf seine Fehler hinweisen«.
»Du hast ja auch nie gesagt, dass ich das für mich behalten soll! Dann musst du dich auch nicht wundern !«
Ups. Nina schaut nun noch saurer. Ich rechne damit, jede Sekunde einen Milkshake in mein ungeschminktes Gesicht zu bekommen.
»Das versteht sich doch wohl von selbst !« , donnert Nina mich an. »Ich muss ja wohl kein Schild hochhalten auf dem Top Secret steht, wenn ich mich mit meiner besten Freundin unterhalte .«
Jetzt muss ich mir schnell was einfallen lassen.
»Du hast Recht. War blöd von mir. Aber Ruth ist ja auch deine Freundin, und ich hab schließlich keinen Mord ausgeplaudert oder so was !«
»Alice hatte Analverkehr mit einem Praktikanten aus der Redaktion«, spielt Nina ihren Trumpf aus.
»Du hattest was ?« , Ruth ist schockiert.
Sie ist zwar nicht prüde, aber diese sexuelle Praktik ist ihr absolut fremd.
Ich herrsche Nina an. »Das hab ich nur dir erzählt. Das ist ja wohl das Letzte, das hier auszuplaudern !«
Ruth versucht ihre Gedanken zu ordnen. »Der Praktikant aus der Redaktion? Den wir mal im Dezentral getroffen haben? Dieser
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