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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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zu empfangen. Seine Beine sind knapp oberhalb der Knie amputiert, und gelegentlich bläht der Wind die noch ungekürzten Hosen. Er hat einen Stapel großformatiger Röntgenbilder neben sich, die er eines nach dem anderen lange gegen die Sonne hält und wie Familienfotos betrachtet.
    Teddy Butt beschließt, mit Alice Bhattis Abfalleimer anzufangen. „Ich durchwühle deinen Müll. Ich weiß alles über dich. Ich sehe die ganzen Gebete, die du in den Rezeptblock schreibst. Du unterschreibst nie mit deinem Namen, aber ich kenne deine Schrift.“ Teddy schluchzt verzweifelt auf und umklammert die Mauser mit beiden Händen, um sich in den Griff zu bekommen. Die Mündung seiner Pistole senkt sich ein bisschen, wie eine Erektion beim Aufblitzen einer traurigen Erinnerung. Alice sieht darin ein Zeichen Gottes. Gesegnet sei der Herr, der vom Himmel herabgestiegen ist . Sie ist etwas zu voreilig mit ihrem Dank. Gott nimmt ihn mit gottgleichem Desinteresse entgegen, und Teddy richtet die Waffe erneut auf sie. Offenbar hat er den Faden wieder gefunden und beginnt nun, in Absätzen zu reden, als würde er das Manifest einer neuen politischen Partei verkünden, die verspricht, Armut und Schmutz bereits in ihrer ersten Amtsperiode auszurotten.
    „Die Liebe, die ich für dich fühle, fühle ich für keinen anderen Menschen. Die Welt denkt vielleicht, es ist die Liebe zu deinem Körper. Ich weiß, wie die Welt denkt. Ich habe lange und genau über sie nachgedacht und erkannt, dass sie aus Sündern besteht, deshalb weiß ich, was die Leute denken, aber ich denke anders. Wenn ich an dich denke, denke ich da an diese Milchtöpfe?“ Er schweift mit seiner Mauser über ihre Brust. Alice starrt auf die Pistole. Ihr wird übel, und sie fragt sich, ob es sich wirklich lohnt, die Ruhe und den Frieden in diesem Gang zu bewahren. „Ich denke an deine Augen. Nur an deine Augen.“
    Der Krake der Angst, der Alice Bhattis Verstand umklammert, beginnt seine Tentakel zu lockern.
    Alice hat gesehen, wie Menschen an der eigenen Nahrung erstickt sind oder einen Sturz aus dem fünften Stock auf den Asphalt überlebt haben, und tief in ihrem Herzen weiß sie, dass Teddy jedes Wort ernst meint, das er sagt. Und er ist noch nicht fertig.
    „Einmal – es war bei Vollmond im Safar – habe ich vor dem Krankenhaus gestanden und gehofft, einen Blick auf dich zu erhaschen. Ich habe zum Balkon von der Orthopädie hochgeschaut und gesehen, wie du einen Abfalleimer geleert hast. Für einen Moment sah ich dein Gesicht, dann warst du weg. Als ich wieder nach oben schaute, war auch der Mond verschwunden. Ich habe mir die Augen gerieben, sie geschlossen und wieder geöffnet. Über fünfundvierzig Minuten stand ich dort und starrte hinauf. Leute scharten sich um mich. Ich packte einen nach dem anderen an der Kehle und fragte immer wieder, wo der Mond sei. Welcher Mond? Wir haben keinen Mond gesehen, haben sie gesagt. Bist du vielleicht aus der Charya-Station abgehauen? Da wusste ich, dass ich ohne dich nicht leben kann.“
    Eine dichte Märzwolke hat die Sonne verhüllt. Der vollkommene Frühlingstag verwandelt sich plötzlich in sein eigenes winterliches Gespenst. Der Mann mit den Röntgenbildern will einen Schwarzmilan verscheuchen, der den abrupten Wechsel des Lichts für das Einsetzen der Dämmerung hält und in einem letzten verzweifelten Versuch, etwas zu erbeuten, zur Erde herabgestoßen ist. Der Mann ohne Beine schlägt mit den Röntgenbildern seiner fehlenden Beine nach dem Milan.
    In der nahegelegenen St.-Xavier-Grundschule läutet es zum Schluss der Sonntagsschule, und plötzlich erhebt sich wie Spatzengezwitscher am Abend der Lärm von achtzehnhundert aufgeregten Kinderstimmen.
    Alice Bhatti bückt sich, hebt die Bettpfanne vom Boden auf und hält sie sich vor die Brust. „Ich kenne Typen wie dich“, sagt sie in gemessenem Ton. „Deine kleine Pistole macht mir keine Angst. Deine Tränen können mich nicht täuschen. Du denkst, alle Frauen, die eine Uniform tragen, hätten nur auf dich gewartet, um sich vor dir auszuziehen. Ich wünschte, du hättest den Mut bewiesen, einfach aufzutauchen und mir zu sagen, ich solle mich ausziehen. Dann hätten wir ein Gespräch führen können. Am Ende hätte ich dir allerdings das Gleiche gesagt wie jetzt: Verpiss dich und lass dich nie wieder bei mir blicken.“
    Teddy Butt flieht, bevor sie geendet hat. Er rennt. Vorbei an dem Beinlosen, der nun, das Gesicht mit einer Röntgenaufnahme bedeckt, ein Schläfchen

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