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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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bedauerlichen Missgeschicks bei einem Verhör ein Ohr und das halbe Gesicht weggeschossen hatte. Der Mann aus Dubai hätte Teddy fast mit seinen Handschellen erwürgt, bevor Kommissar Malangi ihm seine Beretta ans linke Ohr hielt. „Das Knie nach links, Bhai. Von dir aus links, nicht von mir!“, rief er Teddy zu. Dann schoss er. Die Kette mit dem Kreuz hatte Kommissar Malangi ihm zur Belohnung dafür gelassen, dass er das Opfer im kritischen Moment zu Boden gedrückt hatte. Teddy hatte den Mann nicht getötet; er hatte ihn nur festgehalten. Das war seine Aufgabe. Hätte er es nicht getan, hätte ein anderer es getan. Und wenn er diese Aufgabe nicht erfüllt hätte, hätte er definitiv etwas anderes machen müssen. Und wer weiß, was man dann von ihm verlangt hätte?
    Er fährt mit dem Zeigefinger über die Kette und drückt sich das Kreuz an die Brust, froh, nicht den schlimmsten Job der Stadt zu haben. Er hatte den Atem des Mannes auf seinem Knie gespürt, als dieser versucht hatte, ihm die Zähne ins Fleisch zu schlagen, bevor er erschossen wurde.
    Teddy überlegt einen Moment lang, ob er eine dazu passende Kette für sie finden könnte.
    „Das ist ein Kreuz, kein Medaillon“, sagt Alice. „Warum trägt ein Mann überhaupt Schmuck?“ Sie schreibt ein weiteres Mal Lexotanil auf ein Rezept und wendet sich ab.
    Teddy ist verwirrt und geht, ohne zu antworten. Er geht zu seinem Zimmer im Al-Aman-Apartment und schläft den ganzen Tag traumlos. Während er nach dem Aufwachen mit seinen Gewichten arbeitet, sieht er eine spannende Reportage über Komodowarane und wie sie ihre Beute hypnotisieren, bevor sie ihr an die Kehle gehen.
    Teddy beschließt, Alice alles zu sagen, aber dazu braucht er ihre ganze Aufmerksamkeit. Soweit Teddy es beurteilen kann, sind Frauen immer zerstreut, weil sie zu viele Sachen auf einmal machen wollen und ständig vom Thema abschweifen. Deshalb geben sie gute Krankenschwestern und Politiker ab, sind aber als Chefköche oder Lastwagenfahrer nicht zu gebrauchen. Außerdem wird ihm klar, dass er es ohne seine Mauser nicht schafft.
    Teddy gehört zu den Männern, die sich nur dann gut ausdrücken können, wenn es um Cricket geht. Ansonsten bedient er sich einer Mischung aus Grunzen, Gesten und phrasenhaften Wiederholungen dessen, was andere gerade gesagt haben. Er hat wenig Erfahrung darin, anderen seine Gefühle mitzuteilen.
    Teddy ist Kunde von Frauen gewesen, mitunter auch ihr Peiniger, aber niemals Liebhaber. Nach seiner Vorstellung ist ein Liebhaber irgendwo zwischen einem Freier und einem Schläger angesiedelt. Zwei Mal hat er sich selbst in der Grauzone zwischen diesen beiden Polen bewegt, sich der Liebe angenähert. Beim einen Mal gab er einer Prostituierten, die behauptete, zweiundzwanzig zu sein, aber wie vierzehn aussah, fünfzig Rupien Trinkgeld. Ermuntert von seiner Großzügigkeit, verlangte sie zusätzlich ein Poster von Imran Khan Niazi, was Teddy aus der Fassung brachte. Er versprach, ihr eines zu besorgen, ließ sich aber nicht mehr bei ihr blicken, weil er schon immer der Ansicht war, dass Imran Khan ein gescheiterter Schlagmann war, der sich als Werfer ausgab. Bei der zweiten Gelegenheit hatte er so getan, als hätte er sich über eine zweiunddreißigjährige Gefangene aus Bangladesch hergemacht, nachdem bereits ein kleines Polizei-Bataillon aus dem Raum geschlurft war. Er hatte sich aber einfach nur zu ihr gesetzt und mit ihrem Haar gespielt, während sie schluchzend auf Bengali vor sich hinfluchte. „Allah“ war das einzige Wort, das er verstand. Er zog seinen Reißverschluss zu, als er den Raum verließ und gab sich ermattet und befriedigt. Er machte sogar noch einen Scherz: Es sei ihm vorgekommen, als habe er eine Öllache gefickt, sagte er zu den Polizisten.
    Aber mit seiner Mauser in der Hand kann Teddy Butt ziemlich redegewandt, ja, sogar poetisch sein. Nach einiger Überlegung beschließt er, sie mitzunehmen. Zuvor probt er vor dem großen Spiegel in seiner Wohnung. „Du lebst in meinem Herzen“, ruft er und fuchtelt bei jedem Wort mit der Mauser in der Luft herum, wie ein unvorbereiteter Anwalt, der die Richter zu beeindrucken sucht. Er befürchtet zwar, die Pistole könnte ein falsches Signal aussenden, ist aber überzeugt, alles erklären zu können. Die meisten Menschen hören sehr aufmerksam zu, wenn ihr Leben davon abhängt. Er wechselt sogar den Verband an seinem Daumen. Es ist, als würde er sich auf ein Bewerbungsgespräch vorbereiten.
    „Damit können

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