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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Wohnung eine „Aufwärm-Party“ für ihn gegeben. „Zu diesem besonderen Anlass wollten wir dir eine Jungfrau beschaffen. Kommissar Malangi hat uns außerdem daran erinnert, dass unsere Bhabhi eine Anhängerin von Yasu ist, also haben wir uns auf die Suche nach einer christlichen Jungfrau gemacht. Und weißt du, was der Zuhälter gesagt hat? Die letzte hätten sie vor gut zweitausend Jahren entjungfert.“
    Als älterer Herr und Gründer des Korps lächelte Malangi nur nachsichtig, während die anderen sich brüllend auf die Schenkel schlugen. Ein Kartenspiel sollte entscheiden, wer wann an die Reihe kam. Natürlich war klar, dass Teddy Butt als Bräutigam als Erster durfte. Sie benahmen sich mustergültig in dieser Nacht, und die Gesellschaft ging gegen vier Uhr morgens auseinander, obwohl es noch eine nicht geleerte Flasche Murree’s Whisky gab.
    Der einzige Missklang trat ein, als das christliche Mädchen, das sie angeheuert hatten, nach zwei Drinks bekannte, in Wirklichkeit dem hinduistischen Glauben anzuhängen und aus Nepal zu stammen. Malangi war empört und drohte, seine Polizeihunde auf sie zu hetzen. Dann ging er auf seine Kollegen los. „Ich mache mich von meiner Frau und meinen drei Töchtern los – vier Frauen! –, um mit meinen Freunden zu feiern. Und was passiert? Ich lande wieder bei einer Frau, die wie alle anderen Frauen lügt und betrügt. Da hätte ich ja gleich zu Hause bleiben können!“
    Das Mädchen verhielt sich geschäftsmäßig, spornte sie an, das Kartenspiel ernst zu nehmen, und widmete dem Bräutigam besondere Aufmerksamkeit. Und als sie verkündete, sie könne das Wort „ficken“ in acht Sprachen sagen, platzten sie fast vor Lachen und bestanden darauf, ihr im Chor nachzusprechen.
    Und natürlich bekam Teddy auch seine Ratschläge fürs Eheleben, wenn auch erst am Ende. Dennoch waren sie aufrichtig und eindringlich.
    „Das ist jetzt keine Respektlosigkeit gegenüber unserer Bhabhi – deine Frau ist wie eine Schwester für uns –, aber diese Mushkis sind sehr heiß, also schone dich. Sonst saugt sie dir den ganzen Saft aus dem Körper, an dem du so hart gearbeitet hast.“
    „Geh es langsam an, leg mal eine Pause ein und mach hin und wieder eine kleine Tour mit uns.“
    „Nimm dir gelegentlich einen Jungen aus unserem Knast. Das hält die Welt im Gleichgewicht.“
    „Die Liebe muss man rationieren, sonst kann sie nicht überleben.“
    Das G-Korps hat sich wirklich alle Mühe gegeben. Für die Nacht der Nächte haben die Männer eilends ein Laken aus schwarzer Seide über die Matratze geworfen, das Preisschild hängt noch dran. Auf das Laken haben sie Rosenblätter gestreut, und in der Mitte sitzt ein Teddybär von der Größe eines Fünftklässlers, auf seinem Schoß eine rote Schachtel Pralinen von Fresco. Teddy greift danach, um Alice davon anzubieten, wundert sich jedoch, wie leicht sie ist. In seiner Zeit beim G-Korps hat er gelernt, misstrauisch gegenüber Dingen zu sein, die sich nicht erwartungsgemäß verhalten. Irgendetwas stimmt mit der Schachtel nicht. Er öffnet sie und klappt sie sofort wieder zu. Peinlich berührt öffnet er sie noch einmal und zieht einen Papierstreifen heraus, der auf einem Häufchen gebrauchter Kondome von der „Aufwärm-Party“ liegt.
    „Wir holen dich morgen früh um vier Uhr ab.“ Die Schrift Kommissar Malangis erinnert an die eines Kindes, das versucht hat, ein Entschuldigungsschreiben zu fälschen. Normalerweise kommt Teddy selbstständig zur Arbeit. Abgeholt wird er nur, wenn man ihn wirklich dringend braucht. Sie haben es also mit jemand Besonderem oder einer äußerst nervösen Person zu tun. Er hasst die Nervösen. Aber er findet auch, dass die Notiz eine gute Erinnerung daran ist, dass das Leben weitergeht – trotz Hochzeit, Ehefrau, einer Wohnung voller Geschirr und aller Unwägbarkeiten, die ihn erwarten. Ungeachtet seines neuen Lebens wird er seinem alten Leben regelmäßige Besuche abstatten.
    Außerdem muss er sich eingestehen, dass heute Abend er selbst der Nervöse ist. So lange hat er von diesem Moment geträumt, dass ihm jetzt, wo das Objekt seiner Phantasien in greifbare Nähe gerückt ist, die Luft ausgeht. Er fühlt sich ähnlich wie vor einem wichtigen Wettkampf. Teddy zögert und ist unsicher, ob es wirklich das ist, was er im Leben will. Er kommt sich vor wie ein Löwenjunges, dem es gelungen ist, seine erste Beute in die Enge zu treiben, aber nicht weiß, wie es sie töten soll, weil es die Halsschlagader

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