Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt
Ehelebens auszumalen. Aber mit dem Kopf im Schoß ihres Mannes einzuschlafen, ist eines der Dinge, die sie sich vorgestellt hat.
Teddy starrt sie an, in Panik verfallend, sooft ihre Lider zucken und ein Lächeln auf ihre Lippen tritt. Sie scheint einen Traum zu haben, in dem es etwas zu lächeln gibt. Er verspürt den Drang, sitzen zu bleiben und sie zu beobachten, bis sie aufwacht und ihm von ihrem Traum erzählen kann. Aber er hört, wie der Hilux unten wieder angelassen wird. Wenn ein Auftrag um vier Uhr morgens erledigt werden muss, gibt es auch einen Grund dafür. Es ist definitiv kein Job innerhalb normaler Bürozeiten, sondern offenkundig ein Job, den man weder nach Sonnenaufgang noch vor Sonnenuntergang tun kann. Es muss um vier Uhr morgens sein.
Teddy legt den Arm unter ihren warmen Nacken und schiebt ein Kissen darunter. Alice erschauert im Schlaf und schmatzt. Als er eine leichte Decke über sie zieht, lächelt sie. „Der Herr sei mit dir“, murmelt sie im Schlaf, während ihre Finger sacht über sein Rückgrat streichen. Teddy sieht sie entgeistert an, als wäre er gerade neben einer Fremden aufgewacht, an deren Namen er sich nicht erinnern kann.
Er hat keine Zeit, sie zu wecken und zu fragen, was sie mit diesem Gerede von einem Herrn meint. Was für ein Herr? Ihr Herr? Er hat sich nie viel Gedanken über Religion gemacht, aber das hier ist sein Haus, und wenn es hier einen Herrn gab, dann war er das. Darüber muss ich mit ihr reden, wenn ich morgen Vormittag nach Hause komme, denkt er. Es missfällt ihm, mit unbeantworteten Fragen aus dem Haus zu gehen. Seine Schultern fühlen sich schwer an. Er sucht nach einer Ausrede, um sich vor der Mission zu drücken, aber dann sieht er sich in seinem neuen Leben um – die Makramé-Girlanden, die von der Decke hängen, die neuen Laken, die chinesischen Decken – und weiß, dass er nicht entkommen kann. Eine Nacht seines neuen Ehelebens, und er fühlt sich bereits in der Falle, niedergedrückt von neuen Anforderungen. Leise schließt er die Tür und rennt die Treppe hinunter. Der Fahrer hat die Scheinwerfer des Hilux ausgeschaltet, aber der Motor und das Blaulicht laufen noch. Die roten und blauen Lichter spielen Quasar auf dem neuen Minarett der benachbarten Moschee. Man hat das alte, zerfallende Minarett mit Tausenden von unregelmäßig geformten Spiegeln aufpoliert, vermutlich Scherben aus einem zertrümmerten Spiegelgeschäft. Teddy sieht Kommissar Malangi erst, als dieser aus dem Schatten tritt. Der Kommissar legt ihm den Arm um die Schulter und führt ihn zum Wagen. „Keine Sorge, bevor sie aufwacht, sind wir wieder zurück.“ Er deutet vage auf das obere Stockwerk des Al-Aman. Kommissar Malangi macht nie Witze über ihre Missionen vor dem Morgengrauen. Er verhält sich höflich, vorschriftsmäßig und fürsorglich, wie ein hingebungsvoller Vater, der seine Kinder für die Schule fertig macht: Uniformen, Hausaufgaben, Taschengeld, ein zärtlicher Klaps auf den Rücken.
„Wegen guter Führung darf er eine halbe Stunde zu seiner Mutter. In Buffer Zone. Anschließend schaffen wir ihn ins Zentralgefängnis, dann hängt alles von den Richtern und Anwälten ab.“ Kommissar Malangi unterbricht sich, um eine Zigarette anzuzünden. Sein Walross-Schnurrbart müsste gestutzt werden, und seine Augen blicken müde. „Aber er hört einfach nicht auf zu heulen. Seit über zwei Stunden habe ich ihn nicht einmal angerührt. Tu etwas.“ Er schlägt Teddy freundschaftlich auf die Schulter und händigt ihm eine Tokarew und eine Taschenlampe aus. Nun zieht er ein winziges Fläschchen Parfüm aus der Tasche und träufelt ein wenig davon auf Teddys ausgestreckte Hand. Teddy reibt es sich unter die Nase. Kommissar Malangi glaubt, dass schlechte Gerüche desorientierend wirken und die Konzentration behindern.
„Ich weiß nicht, wie du das immer schaffst, Teddy.“
Teddy ignoriert das Kompliment. Er muss sich seine ganze Beredsamkeit für die bevorstehende Aufgabe aufsparen. Der Hilux startet, sobald er auf den Rücksitz geklettert ist. In der Ecke regt sich eine zusammengekauerte, in einen Shawl gewickelte Gestalt, und nach mühsamen Bewegungen, begleitet von metallischem Klirren, schaut ein Gesicht zu ihm auf. Teddy schaltet seine Taschenlampe ein. Er erkennt den Wert eines Objekts meist am Gewicht des Metalls, mit dem man es an der Flucht hindert. Dies hier scheint ein ziemlich schwerer Junge sein. Ein klobiges Paar Handschellen, ein Nylonband um die Knöchel.
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