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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Fahrer, oder nicht mal der Fahrer, er hat bloß sein Motorrad verliehen. Der echte Abu Zar ist in Schweden.“
    Malangi hält die Tür der Telefonzelle auf und wendet sich Teddy zu. „Was glaubst du, sollen wir tun? Schweden angreifen? Unsere Rechtsprechung endet an der Brücke da vorn. Ab Clifton können wir nicht mal einen gewöhnlichen Dieb verhaften. Willst du wissen, wie viele Menschen tot in Garden East herumlagen, nachdem er und sein Freund da vorbeigefahren sind? Eine Nacht mit deiner Frau, und du willst mich schon belehren, worum es bei einer Strafverfolgung geht.“ Er seufzt. „Ab und zu werden wir alle ein bisschen weich. Bakhtawar schreibt heute ihre Mathearbeit, lass mich erst mal mit ihr reden.“ Kommissar Malangi schließt die Tür und wählt.
    Am fernen Horizont stößt eine Zementfabrik eine milchige Rauchwolke aus, dahinter müht sich die schwache Morgenröte.
    „Ich hole dich von der Schule ab, Liebes. Vergiss nicht, dir die Fragen zwei Mal durchzulesen, bevor du anfängst. Merk dir, zwei Mal lesen, damit du nichts übersiehst.“

fünfzehn
    Am Morgen macht Alice sich auf den Weg zu ihrem Vater, um ihre Sachen abzuholen. French Colony erscheint ihr schmutziger als noch vor zwei Tagen. Die Mauern sind mit Plakaten beklebt, die eine zweitägige Feier zur Heilung der Massen ankündigen, die von einem aus Oklahoma kommenden Prediger namens Edward Qaiser geleitet werden soll. Er verkauft, was alle Erweckungsprediger auf der ganzen Welt verkaufen – das Versprechen, Lahme gehend zu machen.
    Und wohin werden sie gehen, wenn sie es dann können?, fragt sich Alice Bhatti. Wie wäre es mal mit einem echten Wunder, wie: Alle Abflüsse bleiben unverstopft? Oder: Die Hungernden werden gespeist? Oder: Unser geliebtes French Colony stinkt nicht mehr wie eine Kloake?
    Als Joseph Bhatti noch jung war, hatte man ihm geraten, Geld für die Heilung von Magengeschwüren zu verlangen. „Gott hat mir diese Gabe verliehen, und ihr wollt, dass ich sie zu Geld mache?“, hatte er erwidert. Und dann – wahrscheinlich im Scherz – hinzugefügt: „Und diese Gabe ist nicht mal von Ihm. Sie stammt vom Musla-Gott. Wahrscheinlich hat er mich für einen potenziellen Musla gehalten. Man kann nicht verkaufen, was einem nicht gehört. Du suchst dir deine Nachbarn nicht aus, und deine Nachbarn suchen sich ihren Gott nicht aus. Und du sollst nicht provozieren deines Nächsten Gott.“
    Als sie sich ihrer Straße nähert, empfindet Alice Bhatti eine leichte Beklommenheit. Sie fühlt weder Rührung noch wird sie plötzlich von Kindheitserinnerungen überwältigt, und wenn ihr ein vage bekanntes Gesicht begegnet, schaut sie zur Seite. Sie schämt sich, dass sie sich schämt, dieses Viertel ihr Heim zu nennen. Bevor sie nach der Schwesternschule in die Besserungsanstalt kam, hatte Alice sich nie richtig erwachsen gefühlt. Ihr Leben war bestimmt von ihrem Vater, seinem Beruf, French Colony sowie Hochwürden Philip und seiner Beharrlichkeit, allen Problemen des Lebens mit Hochzeitsgleichnissen zu begegnen. In der Besserungsanstalt hatte sie sich zum ersten Mal frei gefühlt. Keine Mutter, die sie ermahnte, ihr Haar in Ordnung zu halten, kein Vater, der sie ermahnte, ihr ordentliches Haar zu bedecken. Nur eine Menge Frauen mit schlechten Zähnen und Erinnerungen, die nicht vergehen wollten.
    Sie findet die Tür zu ihrem Haus offen, aber keinen Hinweis auf Joseph Bhatti. Dann hört sie, dass im Hof Holz gehackt wird. Sie nimmt ihre Kleidung aus dem Schrank und packt sie in eine Sporttasche, die sie aus der Wohnung im Al-Aman-Komplex mitgebracht hat. Sie holt ihre Zahnbürste, ihre beiden Lippenstifte, die Feuchtigkeitscreme, ihr bisschen Modeschmuck und legt alles in einen kleinen Schminkkoffer. Erst als sie die Tasche aufs Bett stellt, wird ihr klar, wie wenig sie aus diesem Zuhause mitnimmt: Über zwanzig Jahre hat sie hier gelebt und hat nur die Aussteuer einer Bettlerin.
    Joseph Bhatti erscheint an der Tür und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Er trägt eine weiße Weste, seinen Dhoti hat er bis über die Knie hochgesteckt. Das graue Brusthaar ist mit Sägemehl bestäubt. Er scheint überrascht, aber nicht unerfreut, Alice zu sehen.
    „Anscheinend hast du zum Gehen schon alles gepackt. Du hättest ruhig warten können, bis ich vor dir gehe.“
    Alice Bhatti hat nie durchschaut, wie ein gewisser Typ Mann es schafft, sich in einem Atemzug als Opfer und Retter zugleich zu präsentieren. Ihr Vater hätte es kaum bemerkt,

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