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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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wenn sie ein paar Jahre fortgeblieben wäre, aber der Blick, mit dem er sie nun bedenkt, sagt: „Siehst du, jetzt werde ich wieder verlassen.“
    Er glaubt nämlich, dass er von Alice Bhattis Mutter verlassen wurde. Wer aber hat eigentlich ihre Mutter verlassen?
    Mit zwölf Jahren weiß Alice nicht, ob ihre Mutter einfach gestorben oder bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist, oder ob sie die Welt verlassen hat, um Yasus ewige Braut zu werden. Ständig sagt man ihr, Er habe sie zu sich genommen, und sie möchte fragen, warum, aber alle sind zu sehr damit beschäftigt, sie zu umarmen und ihr den Kopf zu tätscheln, als wäre sie nicht Halbwaise geworden, sondern hätte in der Schule einen Preis gewonnen.
    Drei Tage nach dem Begräbnis ihrer Mutter geht Joseph Bhatti wieder zur Arbeit und bringt ein Pfauenjunges mit nach Hause. Allerdings erkennt Alice zunächst nicht, dass es ein Pfau ist, denn der Vogel ist mit schwarzem Schlamm bedeckt und schläft entweder sehr fest oder ist tot. Er riecht nach verfaultem Fisch.
    „Schau, Mutter von Alice, was ich gefunden habe“, ruft Joseph Bhatti, als er das Haus betritt. Als ihm klar wird, dass die Mutter von Alice sich nicht zu Hause, sondern im Paradies bei ihrem neuen Mann Yasu Masih aufhält, ist er einen Augenblick verwirrt. Alice starrt ihn vom Wasserhahn aus an, der sowohl benutzt wird, um Kleidung und Geschirr zu waschen, als auch der sonntäglichen Dusche dient. Langsam scheuert sie einen Topf, ihr Verstand hat noch immer Mühe zu begreifen, dass ihre Mutter nicht mehr von der Arbeit nach Hause kommen wird. Sie hat den Sarg gesehen, ist hinter ihm hergegangen, hat eingestimmt, als „Erbarme Dich der armen Seele Deiner Magd“ gesungen wurde, aber ihr zwölfjähriges Gehirn kann noch nicht verstehen, welcher Zusammenhang zwischen den Gefahren des irdischen Daseins und der ewigen Erlösung besteht. Wenn aber die Mutter von Alice nicht wiederkommt, wer wird dann kochen, spülen und ihr die Haare waschen? Mehr kann sie nicht denken. Dann räumt sie das Geschirr ab und setzt sich an den Wasserhahn. Sie will nicht, dass ihre Mutter schmutziges Geschirr vorfindet, wenn sie von ihrem Stelldichein mit Yasu zurückkommt.
    Joseph Bhatti kann sich nicht erinnern, wie er seine Frau angesprochen hat, bevor Alice auf der Welt war. Nur „He!“ oder „Hör mal!“ oder „Was gibt’s zum Abendessen?“ Oder „Hast du meine Flasche versteckt?“ Oder „Hier ist mein Lohn“, oder wenn er mit einem aus dem Müll geretteten Gegenstand von der Arbeit kam: „Schau mal, was ich gefunden habe.“ Als er jetzt mit dem vor Schmutz triefenden Vogel in der Tür steht, erschrickt Joseph Bhatti vor seiner eigenen Stimme und der fehlenden Reaktion darauf. Niemand sagt: „Vater von Alice, du hast ja schon wieder Kachra mitgebracht, nicht mal außer Dienst kannst du deine Finger vom Müll lassen.“
    Sie haben sich immer als Mutter von Alice und Vater von Alice angesprochen, als hätten sie nur darauf gewartet, Eltern zu werden, um ihre früheren Namen hinter sich zu lassen. Von seiner Arbeit sprachen sie immer als „Dienst“, als würde er nicht verstopfte Kanäle reinigen, sondern den Verkehr lenken oder auf einem Gletscher Wache stehen, um die Grenzen seines Landes zu verteidigen.
    Joseph Bhatti bleibt einen Augenblick wie angewurzelt stehen, als ihm klar wird, dass ihn niemand mehr Vater von Alice nennen wird, doch dann fährt er fort, als dürfe der zufällige, kleine Tod von Mutter von Alice einer schönen, über zwölf Jahre genährten Gewohnheit nicht im Wege stehen.
    Alice ist es nicht gewohnt, von ihrem Vater angesprochen zu werden. Er macht Spielzeug für sie, meist kleine Vögel aus Holzabfällen, aber er ist kein Vater, der sein Kind in den Arm nimmt oder es in den Schlaf wiegt, vor allem nicht, wenn das Kind ein zwölfjähriges Mädchen ist. Doch als er Alice unter dem Wasserhahn sitzen und grimmig den Topf scheuern sieht, in dem Versuch, ihre eigene Mutter zu sein, geht er zu ihr, legt die Hand auf ihre Schulter und spricht die Worte, die sie ständig gehört hat, seit man ihre Mutter unter einem weißen Laken nach Hause gebracht hat: „Wir können es nicht ändern, mein Kind. Er hat sie zu sich genommen.“
    Vor der Beerdigung sah der Leichnam ihrer Mutter aus, als beabsichtige man, ihn in ein fernes Land mit sehr strengen Verpackungsvorschriften zu exportieren. Mit den beiden sauberen Knoten an den Enden des strahlend weißen Leichentuchs wirkte er wie ein

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