Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt
riesiges Gemüse auf dem Transport ins Kühlhaus. Hochwürden Philip, der den Trauergottesdienst leitete, erschien eher aufgekratzt als würdevoll und sagte in einem fort: „Er hat sie zu sich genommen.“ Er war so aufgeregt, dass Alice vermutete, Hochwürden Philip hätte Ihm vielleicht geholfen, ihre Mutter zu sich zu nehmen. Oder dass Er sich zumindest mit Hochwürden Philip beraten hatte, bevor Er sie zu sich nahm.
„Der Herr hat sie in der Blüte ihrer Jugend zu sich genommen, und nun blickt sie vom Himmel auf uns hernieder, und ihr Lächeln erhellt unser Dasein. Sie gehörte uns nicht, sie war Yasus Braut, und nun weilt sie mit Ihm im Paradies, und dieser Bund wird bis in alle Ewigkeit Bestand haben. Doch sie hat uns das Geschenk eines Lebens hinterlassen, sie hat uns Alice geschenkt. Unsere Herzen sind erfüllt von Seinem Segen, Er hat sie uns genommen, aber indem Er sie uns genommen hat, hat Er sie uns auch für die Ewigkeit zurückgegeben. Unsere Herzen sind von Erinnerungen an sie erfüllt, und unsere Erinnerungen sind erfüllt von ihrem edlen Herzen. Doch unsere Herzen fliegen auch unserem Bruder Joseph Bhatti zu, der um sie trauert.“
Wie hatte Er sie zu sich genommen?
Alice Bhattis Mutter starb bei ihrer Arbeit. Im Haus von Leuten, bei denen sie ganztags arbeitete. Sie hatte ihre drei Putzstellen in verschiedenen Häusern gekündigt, um diese Stelle anzunehmen. Das Haus war so groß, dass die drei Häuser, in denen sie zuvor gearbeitet hatte, darin Platz gefunden hätten. Praktisch hätte der gesamte Haushalt der Bhattis unter die Travertin-Treppe gepasst, die jeden Tag gewischt und poliert werden musste. Auf dieser Treppe war sie ausgeglitten und gestorben. Es ist gut vorstellbar, dass man, wenn man polierten Travertin mit Seifenlauge wischt, ausrutschen, sich den Schädel brechen und sterben kann. Wenn Er dich zu sich nehmen will, macht er die Travertin-Treppe rutschig. Er kann dich dazu bringen, mehr Seife ins Wasser zu geben, als Travertin es erfordert. Er kann dich über deinen Eimer mit Seifenwasser stolpern lassen, den du auf die Treppe gestellt und vergessen hast.
Aber es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass du, wenn du dann auf der Treppe ausrutschst, dich außerdem versehentlich so heftig an der linken Brust kratzt, dass diejenigen, die deinen Leichnam waschen, vier tiefe und parallel zueinander verlaufende Kratzspuren von menschlichen Nägeln dort vorfinden. Es ist ebenfalls unwahrscheinlich, dass es dir während deines Treppensturzes irgendwie gelingt, jemandes Sperma auf deinen Oberschenkeln zu verteilen.
Er hat sie zu sich genommen.
Es gab das Gerücht, Hochwürden Philip habe eine Spende über zehntausend Rupien für Joseph Bhatti angenommen, damit er auf eine Autopsie verzichtete und die Besitzer des Hauses mit der Treppe in keine verfängliche Situation geraten würden. Doch die Wahrheit ist, dass selbst die, die an dieses Gerücht glaubten – oder es in die Welt gesetzt hatten –, nicht einen Moment lang glaubten, dass die Besitzer eines Hauses mit einer Travertin-Treppe dieser Größe jemals in eine verfängliche Lage geraten konnten.
Also ja. Wahrscheinlich war Er es, der sie ihnen genommen hatte.
Auch einer der Gärtner aus dem Haus mit der Treppe, auf der Er sie zu sich genommen hatte, nahm an der Beerdigung teil. An der Art und Weise, wie er sich verhielt, merkten alle sofort, dass er ein Musla war und noch niemals in seinem Leben einem katholischen Gottesdienst beigewohnt hatte.
Sooft Hochwürden Philip den Namen von Alices Mutter nannte (der übrigens Margret Bhatti lautete, und viele Leute hörten ihn bei ihrer Beerdigung zum ersten und zum letzten Mal), heulte der Gärtner auf wie ein verwundetes Tier. Und als alle sich erhoben, um in den Gesang zum Lobe des Herrn, der sie zu sich genommen hatte, einzustimmen, blieb er, die Hände vors Gesicht geschlagen, sitzen und murmelte etwas auf Bengali. Die Gemeinde vermutete, dass er ein Musla-Gebet sprach, da man ihn wiederholt und deutlich das Wort Allah sagen hörte.
Nach dem Gottesdienst wurde bei dem Topf Biryani, den Hochwürden Philip großzügig gestiftet hatte, über den weinenden Fremden getuschelt. Die Person, die links von ihm gesessen, als einzige mit ihm gesprochen und so herausgefunden hatte, dass er Gärtner in dem Haus war, aus dem Er sie zu sich genommen hatte, behauptete, gehört zu haben, wie er während des Gebets „Mörder, Mörder, Mörder“ gemurmelt habe. Der Mann, der rechts neben dem Gärtner
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