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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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gemein machte und dann eine Petition beim Vatikan gegen seine eigenen Brüder einreichte. Er wusch seine schmutzige Wäsche im Heiligsten des Allerheiligsten.“
    Joseph Bhatti hat nie an alltägliches, profanes Leiden geglaubt. Er hat die kleinen Petitionen und Briefe an den Herausgeber immer gehasst. Er verlässt stets den Raum, wenn das Wort „Verfolgung“ fällt. Er weiß noch nicht, dass er später in seinem Leben gezwungen sein wird, eine Petition zu schreiben. Doch welcher Vater würde nicht Gerechtigkeit für seine Tochter fordern?
    Er hat noch immer seinen Glaskrug und seine Kerzen. Doch in diesen Tagen ruft man ihn meist nur noch bei Magenkrebs, und auch das nur, wenn die Patienten bereits aus dem Krankenhaus entlassen sind, um ihre letzten Tage bei der Familie zu verbringen. Er kann noch immer eine Kerze entzünden. Er kann noch immer die Sure Asar einhundertundeinmal rezitieren, ohne außer Atem zu geraten. Aber das Leben hat ihn besiegt. Er sagt jetzt Sätze wie: „Es ist Allah, der heilt, ich entzünde nur die Kerze und spreche seine Worte.“ Und wenn er seine Behandlung beendet hat undim Herzen weiß, dass sie nicht helfen wird, bleibt er nicht und lehnt jede Gastfreundschaft ab: „Nein, danke, ich habe bereits gegessen. Ich trinke keinen Tee.“
    Er hat das Gefühl, dass sie Yasu auf ihr Niveau heruntergezogen haben, als wäre Er nicht der Retter der ganzen Menschheit, sondern ein Straßenfeger, der herumgeht, um ihre Straßen zu reinigen, dann in einer Ecke sitzt und seinen Chura-Chai aus seinem Chura-Glas trinkt, bis zu dem Tag, an dem er stirbt und in den Chura-Himmel kommt.

sechzehn
    „Weißt du, was mit Männern passiert, wenn sie einmal verheiratet sind?“, fragt Teddy Butt den Jungen, der nicht Abu Zar ist, und reibt sich die Magengegend. „Ich gebe dir einen Tipp: Es hat nichts mit Sex zu tun.“
    Der Hilux rast an einer großen Reklametafel vorbei, die spanische Villen mit französischen Fenstern und importierten Küchen ankündigt. Ein strahlendes Paar mit einem Kind späht durch ein Fenster, das wohl ein französisches sein muss. Nicht-Abu-Zar sieht auf und lauscht konzentriert, als wäre Teddy sein Berufsberater.
    „Sie haben ständig Hunger. Ich habe das Gefühl, eine ganze Armee von Ratten marschiert durch meinen Magen. Dabei bin ich noch nicht einmal eine Woche verheiratet. Ich frage mal, ob wir auf dem Rückweg irgendwo zum Frühstück anhalten können.“
    Nicht-Abu-Zar nickt begeistert, als hätte ihn die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Ehe und Hungergefühl schon immer gequält. Die Schwellung an seinem rechten Auge ist etwas zurückgegangen, das Blut um seine Lippen ist getrocknet. Er sieht aus wie ein Junge, der seine Kriegsbemalung verschmiert hat.
    „Männer sind immer hungrig und Frauen sind immer traurig. Das sind die Auswirkungen der Ehe.“
    Der Hilux verlässt den Highway und biegt in eine ungepflasterte Straße ein. Ein scheinbar willkürlicher Zickzack-Kurs beginnt, der Wagen wird mal langsamer, mal schneller. Unter normalen Umständen hätte man dahinter den Versuch vermutet, jemanden abzuhängen, aber die Veteranen des G-Korps wissen, dass Kommissar Malangi gerne ein bisschen Verwirrung in sein eigenes Team bringt. Er will nicht, dass sie sich erinnern, wo und wie sie ihr Ziel erreicht haben. Er will nicht, dass einer von ihnen später den Verstand verliert und zurückkommt, um schniefend Erinnerungen aufleben zu lassen. Es geht das Gerücht, Malangis Vorgänger sei vom Tod seiner dreijährigen Tochter derart getroffen gewesen, dass er am Ende überall in Buffer Zone herumbuddelte, um den Opfern ein anständiges Begräbnis zu geben. Eine Blamage sondergleichen für die Abteilung. Malangi will nicht, dass einer seiner Männer so endet. Ein wenig Desorientierung verleiht den Vorgängen einen gewissen Reiz. Die Mitglieder des G-Korps werden wacher, begieriger, auszusteigen und ihre Arbeit zu tun. Ihnen wird klar, dass sie nicht hier sind, um die Landschaft zu genießen.
    „Hunger verstehe ich ja noch, weil der Mann jede Nacht schwer arbeiten muss, manchmal sogar mehr als einmal in einer Nacht, aber warum werden die Frauen traurig, wenn sie verheiratet sind? Sollten sie nicht eigentlich froh sein? Sie haben ihren Partner gefunden, den Vater ihrer zukünftigen Kinder, den Mann, den sie zwingen werden, so schwer zu arbeiten, dass sie nach seinem Tod begehrte Witwen sind.“ Nicht-Abu-Zar murmelt etwas, doch Teddy meint, es sei keine gute Idee, ihn in diesem

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