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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Mann sah die Kinder an und lächelte.
    Teddy wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber als er erwachte, lag er mit dem Gesicht auf dem Poster, das unter dem Kissen hervorgerutscht war. Er lag Wange an Wange mit Yasu, der ihn mit traurigen Augen anblickte. Eine Woge von Entsetzen ergriff ihn, und er eilte zum Herz Jesu.
    „Du bist eine Schlange in meinem Ärmel, du Hurensohn.“ Teddy rasselt einige leidenschaftliche Beschimpfungen herunter, wenn auch ohne Sinn für korrekte Zitierweise. Er tut etwas, das er bei anderen gesehen hat. Halt’s Maul, würde Noor gern sagen, denn erstens weiß er nicht, wovon Teddy redet, und zweitens fürchtet er, dass Zainab aufwacht. Er steht auf, steigt in seine Hose und denkt, dass er Teddy irgendwie dazu bringen muss, mit nach draußen zu kommen und die Unterhaltung dort fortzuführen. Er bekommt jedoch keine Gelegenheit, diesen Vorschlag zu machen. Teddy drückt ihm die Pistole an die Schläfe und fragt: „Wo ist sie?“
    „Wer denn?“, fragt Noor, ein Gähnen unterdrückend und in einem Ton, der klingt wie: Es gefällt mir nicht, wie du hier reinstürmst. Die Besuchszeit ist längst vorbei, und Waffen sind ohne schriftliche Genehmigung des Rechtsmediziners nicht gestattet. Und wieso hast du überhaupt vier Pistolen dabei? Gab es irgendwo Hehlerware im Sonderangebot?
    Teddy packt Noors rechte Hand, schiebt den Lauf seiner Pistole zwischen zwei seiner Finger und dreht – wie diese verrückten Lehrer, die glauben, ein verschlafener Schüler merkt sich das genaue Datum irgendeines obskuren historischen Ereignisses, wenn sie ihm mit einem Bleistift die Finger verdrehen. Noor unterdrückt einen Aufschrei und verzieht das Gesicht. Mit seiner freien Hand deutet er auf Zainab und wedelt panisch damit: Weck sie nicht auf! „Alice hat keinen Dienst“, flüstert er Teddy ins Ohr. „Ich habe sie den ganzen Tag noch nicht gesehen.“ Teddy scheint zufrieden mit der Antwort. Noor will sich gerade umdrehen, als ein Junior-Mr.-Faisalabad-Schlag ihn unerwartet in den Magen trifft. Er sieht Zainab im Schlaf lächeln. Es tut weh, aber er kann nicht schreien. Er will nicht, dass sie aufwacht und sieht, wie ihr einziger Sohn, umgeben von so vielen Pistolen, von seinem besten Freund verprügelt wird.
    Zainab setzt sich mit noch geschlossenen Augen auf und fängt an, ein Lied zu summen. In jeder anderen Situation hätte sich Noor darüber amüsiert. Er hätte mitgesummt, und am Morgen hätten sie gemeinsam gelacht und über die alte Frau gewitzelt, die im Schlaf sang. Aber Noor weiß, dass Zainab halluziniert. Wahrscheinlich ist ihr Fieber gestiegen. Er muss ihre Temperatur messen, um herauszufinden, wie hoch es ist. Aber Teddy steht zwischen ihm und Zainab, lädt und entlädt seine anderen Pistolen, als würde er sie einem potenziellen Käufer zeigen. Eine Katze mit einem blutigen Ohr, das von Fliegen wimmelt, schießt unter dem Bett hervor, flüchtet in den Flur und dreht sich zu ihnen um, als wolle sie sagen: Könnt ihr euch nicht einen anderen Platz für eure Spielchen suchen?
    „Du bist mit ihr verwandt, du weißt, wo sie ist. Wo habt ihr sie versteckt?“ Teddy legt seine Pistole auf den Essenswagen, nimmt eine Automatik aus rostfreiem Stahl, die wie ein anspruchsvolles, chirurgisches Instrument aussieht, entsichert sie und hält sie Noor an den Hals. Noor versteht die Logik des Ganzen nicht. Nimmt Teddy jetzt für jede Frage eine andere Pistole? Was wird er fragen, wenn er das Ding nimmt, das wie der böse alte Onkel einer Kalaschnikow aussieht? Und wieso soll er mit der Bhatti-Sippe verwandt sein?
    „Aber ich bin doch gar nicht mit ihr verwandt“, stellt er in überraschtem und leicht aggressivem Ton eine, wie er findet, wohlbekannte Tatsache fest. Falls die paar Monate in einem Käfig, den man sich mit anderen Leute geteilt hat, sie zu Verwandten macht, ist er wahrscheinlich mit Hunderten von Frauen verwandt, die in der Besserungsanstalt gelandet sind, weil sie eine Rado-Uhr gestohlen haben, Geschlechtsverkehr mit einem Nachbar hatten oder ihren Mann umbringen wollten.
    „Sie hat es mir aber selbst gesagt.“ Teddy schüttelt den Kopf wie einer, der es satt hat, in einer Welt zu leben, inder die Leute grundlos lügen und ständig irgendwelchen Quatsch erfinden, nur um andere zu täuschen.
    „Sie sagt vieles zu vielen Leuten, das heißt nicht …“ Ein harter Schlag mit dem Lauf aus rostfreiem Stahl unterbricht seine Erklärung. Noors Unterlippe fühlt sich nass an und

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