Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
fleiÃig.
âNa ja, wenn ihr meintâ, gab sich ihre Mutter schulterzuckend geschlagen. Und an Alice gewandt fügte sie etwas ernster hinzu: âAber du setzt dir eine Mütze auf und wickelst dir den dicken Wollschal um. Und was ist mit der Hose? Willst du etwa in deiner Jogginghose vor die Tür gehen?â
âEs sind doch nur ein paar Meter. Ich gehe nur bis zur Ecke mit. Und auÃerdem ist es drauÃen schon fast dunkel, da sieht kein Mensch, dass ich meine Jogginghose anhabeâ, erwiderte Alice mühsam beherrscht.
Aliceâ Mutter schüttelte den Kopf. âKommt gar nicht in Frage. Du bist krank, und durch die dünne Hose pfeift der Wind.â
Alice hatte schon den Mund aufgemacht, um etwas Heftiges zu erwidern. Aber Katja kam ihr zuvor. Sie legte beruhigend ihre Hand auf Aliceâ Schulter und zischte ihr zu: âDann zieh dir halt deine Jeans über.â
Alice biss die Zähne zusammen, nahm ihre Jeans von der Stuhllehne und zog sie sich über die Jogginghose.
Als sie endlich vor der Haustür standen, atmete sie tief durch.
âNoch ein Sekunde länger und ich hätte ihr die Gurgel umgedrehtâ, sagte sie.
âWas ist denn plötzlich los?â, erwiderte Katja und schaute sie skeptisch von der Seite an. âDu hast dich doch sonst so gut mit deiner Mutter verstanden.â
Alice winkte ab. âKeine Ahnung. Ihre Alles-wird-gut-Sprüche kann ich momentan einfach nicht ertragen.â
Sie drückte die Schultern durch, drehte Katja das Gesicht zu, grinste sie an und sagte mit betont heiterer Stimme: âUnd jetzt bitte Themawechsel. Du bist also in Edgar verknallt?â
Trotz der Dunkelheit konnte Alice erkennen, wie sich Katjas Gesichtsfarbe veränderte.
âBlödsinnâ, regte sie sich auf. âDas habe ich dir doch gestern schon gesagt. Ich mag ihn halt. Mehr nicht. Und auÃerdemâ, fügte sie etwas leiser hinzu, âhat er sowieso kein Interesse an mir.â
Alice rollte mit der Schuhspitze einen kleinen Stein auf dem Bürgersteig ein paar Mal hin und her, bevor sie ihn auf die StraÃe kickte.
âWeil du meinst, dass er auf mich steht â ja, ja, ich weiÃ. Aber das ist genau so ein Unsinn, wie deine Behauptung, dass er dich nicht sieht. Vielleicht musst du â¦â
âStopp!â, schnitt Katja ihr das Wort ab. âAuf dieses Thema habe ich wirklich nicht die geringste Lust. Und überhaupt, seitdem ich vorhin dein Zimmer betreten habe, bist du total zickig drauf. Ich wollte dir nur helfen. Mehr nicht.â
Alice hob ergeben beide Hände. âSchon gut, schon gut. Ist wohl heute nicht unser Tag.â
Doch Katja wollte sich nicht besänftigen lassen. âMein Tag war bislang völlig in Ordnung. Und weiÃt du, was? Damit das auch schnellstens wieder so wird, verabschiede ich mich jetzt am besten von dir. Bis morgen.â
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte mit hocherhobenem Haupt davon.
Alice wollte ihrer Freundin etwas Versöhnliches hinterherrufen. Oder, noch besser, ihr nachlaufen und sich augenblicklich wieder mit ihr vertragen. Aber weder ihre Stimme noch ihre Beine wollten ihr gehorchen. Sie stand einfach da, völlig regungslos, und schaute Katja nach, bis sie am Ende der StraÃe um die Ecke gebogen und verschwunden war. Dann holte sie tief Luft und hielt sie einen Moment in ihren Lungenflügeln gefangen, bis sie sie stoÃweise wieder hinauslieÃ.
Was nun, Fräulein Bandow?, fragte sie sich und durchforstete ihr Hirn vergeblich nach einer Antwort.
12. Kapitel
In der Nacht hatte es angefangen zu stürmen. Der Wind drückte so stark gegen das Fensterglas, dass es knirschende Geräusche von sich gab, als ob es jeden Moment zerspringen würde.
Alice wurde von einem groÃen, dunklen Schatten gejagt. Er war ihr dicht auf den Fersen. Keuchend rannte sie durch die Dunkelheit, rief verzweifelt um Hilfe. Aber da war niemand, der ihr helfen konnte. Dafür kam der Schatten beängstigend näher â¦
Als Alice schweiÃgebadet in ihrem Bett hochschreckte, spürte sie noch die eiskalten Hände, die sich Sekunden zuvor um ihren Hals gelegt und zugedrückt hatten.
Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass sie geträumt hatte, dass es mitten in der Nacht war â und dass sie nun garantiert nicht mehr einschlafen konnte. Ihr Blick wanderte orientierungslos durch das Zimmer, bis ihre Augen sich allmählich
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