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Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Alice im Netz - das Internet vergisst nie!

Titel: Alice im Netz - das Internet vergisst nie! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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eingesehen, dass die Rasende Rita ziemlich weit über das Ziel hinausgeschossen war? Warum jetzt der Rückzug vom Rückzug?
    Alice blickte selbst schon nicht mehr durch bei all den Gedanken, die gerade wie wild in ihrem Hirn hin und her jagten. Aber vielleicht lag das auch an der Uhrzeit – zwei Uhr morgens –, eine weitere Sache, die sie Mike alias Jared richtig übelnahm. Er brachte sie um ihren Schlaf, und das war etwas, das Alice absolut nicht ausstehen konnte.
    Wider Erwarten war es Alice doch noch gelungen, wieder einzuschlafen, und als um kurz nach sechs Uhr der Wecker auf der Kommode schellte, war sie sich zunächst ganz sicher, nicht dazu in der Lage zu sein, aufzustehen.
    Ihr Kopf schmerzte noch fieser als am Morgen zuvor. Das hämmernde Männlein hatte sich anscheinend noch mehr Verstärkung geholt. Nur mühsam konnte Alice die Augen öffnen, weil Schlafsand die oberen Wimpern mit den unteren verklebt hatte. Der größte Teil ihres Körpers tat so weh, als hätte sie gerade einen sechsstündigen Dauerlauf mit schweren Gewichten an Händen und Füßen hinter sich gebracht. Stöhnend richtete sie sich auf, biss die Zähne zusammen und legte beide Hände wie einen Riemen schützend um ihren Kopf.
    Langsam, immer darauf bedacht, sich nicht mehr als nötig zu bewegen, ging sie zum Kleiderschrank und zerrte eine dunkle Jeans und einen lilafarbenen Rollkragenpullover hervor. Aus der Schublade darunter nahm sie frische Unterwäsche. Dann schleppte sie sich ins Badezimmer, entledigte sich des Sweatshirts, der Jogginghose und der Socken und stellte sich unter die Dusche.
    Danach fühlte sie sich zwar nicht gerade wie neugeboren, aber immerhin so weit wiederhergestellt, dass sie in der Lage war, ihren in der Nacht gefassten Entschluss in die Tat umzusetzen.
    Dazu musste sie nur ihre Mutter davon überzeugen, dass es ihr gut ginge, obwohl sie schrecklich aussah, und dann irgendwie den Schulvormittag hinter sich bringen. Und wenn sie die Sache mit Mike alias Jared erledigt hatte, dann würde sie sich eingehend mit den feigen Erpressern ihres kleinen Bruders befassen – und zwar ohne ihre Mutter davon in Kenntnis zu setzen. Auch das hatte sie vergangene Nacht beschlossen.
    Alice’ Mutter war wesentlich leichter zu täuschen als befürchtet, und auch der Schulvormittag verging schnell und ohne nennenswerte Vorkommnisse. Mal abgesehen von Mister Ice, der sich im Deutschunterricht aufführte wie ein tollwütiger Rehpinscher, knurrend und zähnefletschend durch das Klassenzimmer tobte, nur weil der ein oder andere Schüler seinen gähnend langweiligen Ausführungen über den Briefwechsel der beiden Größen des bürgerlichen Realismus, dem Schweizer Dichter Gottfried Keller und dem deutschen Schriftsteller Theodor Storm, mit deutlichem Desinteresse folgte.
    Alice hatte sich etwas Sorgen darüber gemacht, Mike bereits in der Schule begegnen zu können, doch das stellte sich schnell als überflüssig heraus. Mike war nämlich gar nicht erst erschienen. Ein weiterer Hinweis?
    Blieb nur noch Edgar, um den Alice nach dem peinlichen Zusammentreffen in weinroten Socken am liebsten einen großen Bogen gemacht hätte. Doch auch hier meinte das Schicksal es gut mit ihr, denn von Edgar bekam sie den ganzen Vormittag über nichts zu sehen.
    Dass Katja kein Wort über ihr gestriges kleines Streitgespräch verlor, wertete Alice als ein weiteres positives Zeichen dafür, dass sie sich mit ihrer offensiven Einstellung auf dem richtigen Weg befand.
    Nach Schulschluss verabschiedete sie sich hastig von Katja mit der Ausrede, dass sie nicht direkt nach Hause gehen, sondern noch einen kurzen Abstecher zu ihrer Oma machen würde.
    â€žWarum heute?“, wollte Katja verwundert wissen. „Sonst besuchst du sie doch immer am Samstag.“
    â€žMeine Oma hat gestern Abend angerufen“, log sie und staunte selbst, wie leicht es ihr von den Lippen ging. „Sie hat mir ein Paar neue Socken gestrickt. Meine aktuellen haben ein Loch am Hacken …“ Sie stockte, rollte die Augen und fuhr dann mit peinlich berührter Stimme fort: „Bei meiner hirnlosen Auf-Socken-und-ohne-Jacke-rausrenn-und-ausgerechnet-Edgar-in-die-Arme-lauf-Aktion.“
    Katja grinste. „Coole Aktion.“
    Sofort aber verdunkelte sich ihre Miene wieder. „Hast du Edgar heute in der Schule gesehen?“
    Alice schüttelte den

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