Alice im Netz - das Internet vergisst nie!
sich noch mehr ärgerte. Und weil sie sich nicht sicher war, über wen sie sich mehr ärgern sollte, über Edgar oder über sich selbst, und weil ihr absolut nichts Besseres einfiel, sagte sie: âKatja würde sich freuen, wenn du ihr ständig rein zufällig über den Weg laufen würdest. Sie steht nämlich auf dich.â Im nächsten Moment hätte sie sich dafür ohrfeigen können. Wie konnte sie nur? Was hatte sie sich dabei gedacht? Katja würde nie wieder ein Wort mit ihr reden, wenn sie davon erführe.
âÃhm ⦠ich meine ⦠na ja, am besten vergisst du einfach, was ich gerade gesagt habe. Ich bin im Moment etwas neben der Spur wegen ⦠na ja â¦â
Edgar lächelte. Allerdings weder spöttisch noch überheblich, sondern verständnisvoll. âVon mir erfährt Katja kein Wort.â
âDankeâ, murmelte Alice peinlich berührt.
Edgar schaute sie eine Weile nachdenklich an. Dann fragte er: âWarum bist du neben der Spur? Hat das irgendetwas mit diesem geheimnisvollen Jared zu tun?â
Alice riss erschrocken die Augen auf. âJared? Wie kommst du gerade jetzt auf Jared?â, herrschte sie ihn an.
Edgar zuckte die Achseln. âNa ja, das letzte Mal, als du neben der Spur warst, war auch die Rede von einem Jared. Deshalb habe ich gedacht â¦â
Weiter kam er nicht, weil Alice ihm ins Wort fiel. âEdgar, ich frage dich jetzt zum allerletzten Mal, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Bist du Jared oder hast du irgendetwas mit ihm zu tun?â
âNein! Wie oft denn noch?â, erwiderte Edgar und schüttelte dabei vehement den Kopf. âWarum willst du eigentlich ständig von mir wissen, ob ich Jared bin? Du weiÃt doch, wie ich heiÃe: Edgar, nicht Jared. Oder ist dir das etwa entfallen?â
Alice antwortete nicht. Sie strich sich eine lange, schwarze Haarsträhne hinters Ohr, zog die Unterlippe zwischen ihre Zähne und kaute darauf herum. Nicht zum ersten Mal kam ihr der Gedanke, dass sie sich total lächerlich aufführte.
Edgar sah ihre eine Weile dabei zu, dann fragte er: âMöchtest du vielleicht darüber reden?â
âPffâ, machte sie und schwieg.
Edgar seufzte. Und Alice dachte: Seufz ruhig, wenn dir nichts Besseres einfällt. Mir geht es auch nicht anders.
âIch muss jetzt auch weiterâ, murmelte sie schlieÃlich.
Edgar schaute sie nur an. Alice konnte seinen Blick schwer deuten, aber ein bisschen enttäuscht sah er schon aus.
âOkay, dann geh ich mal zur Kasseâ, erklärte Alice und streckte ihm, wie zum Beweis, das Buch entgegen.
Edgar nickte. âDa wollte ich auch gerade hin.â Erst jetzt bemerkte Alice, dass auch er ein Buch in den Händen hielt.
âAch, du willst dir ein Buch kaufen?â
Edgar lächelte nachsichtig. âJa, das macht man üblicherweise in einer Buchhandlung.â
âHm â¦â, machte Alice und setzte sich mit steifen Schritten in Bewegung.
Edgar folgte ihr.
Kurz vor der Kasse blieb sie stehen. âIch habe ganz vergessen, dass ich meiner Mutter auch noch ein Buch mitbringen sollâ, log sie und lachte. Es klang ein bisschen schräg, aber es war eindeutig ein Lachen.
Edgar musterte sie erneut. Misstrauisch, mit einer Spur von Verwirrung.
âOkayâ, sagte er gedehnt. âDann machâs mal gut.â
Alice erwiderte nichts. Sie drehte sich um und lieà ihn einfach stehen.
Als sie vor dem Regal mit der Frauenliteratur stand und vorgab, konzentriert darin zu suchen, entfuhr ihr ein leises, bitteres âScheiÃe!â.
Alice war gerade im Begriff, das Einkaufszentrum zu verlassen, und zog dabei den ReiÃverschluss ihrer Steppjacke bis ganz nach oben zu, als sie Edgar wiederentdeckte, der ebenfalls den Ausgang ansteuerte.
Um einen Richtungswechsel vorzunehmen, war es eindeutig zu spät. Also straffte sie die Schultern, drehte sich leicht nach links und lächelte ihm entgegen.
âHiâ, sagte sie.
Er grinste, runzelte dann die Stirn und fragte: âWo ist deine Tüte?â
âTüte?â
Edgar tippte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die kleine grün-weiÃe Plastiktüte in seiner anderen Hand. âDeine Bücher.â
Alice kicherte peinlich berührt, hörte aber sofort damit auf, als sie Edgars ernsten Gesichtsausdruck sah.
âIch ⦠ich ⦠wollte â¦â
âMich
Weitere Kostenlose Bücher