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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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mit dir zu be­re­den.«
    Er stell­te das Zeit­schloß an sei­ner Bü­ro­tür auf ei­ne Stun­de ein. Dann setz­te er sich hin­ter sei­nen Schreib­tisch (der ei­nem Ben-Schreib­tisch aus sei­ner vo­ri­gen Le­bens­span­ne äh­nel­te, ganz be­deckt mit Pa­pie­ren und an­de­ren Ge­gen­stän­den) und sag­te, ich sol­le Platz neh­men, wo es mir ge­fal­le. Ich zog einen Ses­sel her­an, so daß ich ihm ge­nau ge­gen­über saß. Bei­de war­te­ten wir dar­auf, daß der an­de­re zu re­den an­fing. End­lich brach Ben das Schwei­gen.
    »Wie ist es dir er­gan­gen?«
    »Fragst du als Freund oder als Arzt?«
    »Als bei­des. So­wohl als auch. Geht es dir gut?«
    Warum hält er mich hin? dach­te ich. Oder ka­men sol­che Fra­gen rein au­to­ma­tisch aus sei­nem Mund, so­bald er sich hin­ter sei­nem Schreib­tisch nie­der­ließ?
    »Auf ge­wis­se Wei­se ist es mir nicht gut er­gan­gen. Das heißt, kör­per­lich hat mir nichts ge­fehlt.«
    »Ich ha­be ei­ne Wei­le kei­ne Ver­pflich­tun­gen. Man nimmt an, ich ar­bei­te­te an ei­nem Pro­jekt der Re­gie­rung, das so durch und durch wert­los ist, daß ich mei­nen Be­richt heu­te beim Lunch zwi­schen den Bis­sen in einen Stimm­schrei­ber dik­tie­ren und ihm trotz­dem den An­schein ge­ben kann, als hät­te ich lan­ge dar­über ge­schwitzt. Al­so, er­zähl mir, was du mir er­zäh­len willst, und tu es lang­sam, nimm dir Zeit.«
    Me­tho­disch – denn ich hat­te mir die Ge­schich­te wäh­rend mei­nes Gangs durch die Stra­ßen zu­recht­ge­legt – be­rich­te­te ich Ben al­les, was mir seit un­serm letz­ten Zu­sam­men­sein wi­der­fah­ren war. Von mei­nem Aus­flug zum St. Ethel-Camp, mei­nen Er­leb­nis­sen mit Pi­er­re, sei­nem Tod und – vor al­lem – über Ali­cia. Als ich zu En­de ge­kom­men war, lehn­ten wir uns bei­de in un­sern Ses­seln zu­rück, und kei­ner von uns sag­te et­was. Ben sprach als ers­ter.
    »Und was möch­test du von mir?«
    »Ich bin mir nicht si­cher, Ben. Ei­ne Lö­sung, ein Wun­der, ei­ne Ent­hül­lung, daß das al­les nur ein dum­mer Streich ge­we­sen ist und du mich mit dem Dre­hen ei­ner me­di­zi­ni­schen Zau­bers­ka­len­schei­be hei­len kannst. Einen Aus­weg.«
    »Nichts nä­her Spe­zi­fi­zier­tes?«
    »Da das spe­zi­fi­sche Pro­blem die­ser Kör­per ist, den man mir an­ge­hängt hat, ha­be ich an Mög­lich­kei­ten ge­dacht, einen neu­en zu er­wer­ben. Zum Bei­spiel an Selbst­mord.«
    »So dumm wirst du nicht sein. Ab­ge­se­hen von ganz be­son­de­ren Um­stän­den braucht der Kör­per ei­nes of­fen­kun­di­gen Selbst­mör­ders nicht er­neu­ert zu wer­den; du kennst das Ge­setz. Leu­te, die für die Ge­sell­schaft oder, auf ei­ner nied­ri­ge­ren Ebe­ne, für die Re­gie­rung tä­tig sind, wer­den oft nach ei­nem Selbst­mord er­neu­ert. Ei­ni­ge Re­gie­rungs­be­am­te kom­men da­mit durch. So­gar für dich gä­be es ei­ne ent­fern­te Mög­lich­keit, da du ei­ne klei­ne­re Be­rühmt­heit bist. Aber die Chan­cen ste­hen ge­gen dich.«
    »Der of­fen­kun­di­ge Selbst­mord, wie du es nennst, schei­det al­so aus. Wie wä­re es mit ei­nem nicht so of­fen­kun­di­gen?«
    »Sehr schwie­rig durch­zu­füh­ren. Un­fäl­le sind zu ge­fähr­lich, weil die Lei­che viel­leicht nicht mehr er­neue­rungs­fä­hig ist. Oder du ver­pfuschst die Sa­che und ver­krüp­pelst dich nur, und dann wärst du schlim­mer dran als jetzt. Seit es Ge­rä­te zur Auf­fin­dung von frü­her nicht fest­stell­ba­ren Gif­ten im Kör­per gibt, wird von die­sen auch kaum noch Ge­brauch ge­macht, ob­wohl ich manch­mal an­neh­me, wenn nie­mand weiß, wel­ches Gift es war, könn­te es mit dem einen oder an­de­ren doch klap­pen. Aber wie­der: Die Chan­cen sind ge­ring. Heut­zu­ta­ge wer­den die meis­ten Möch­te­gern-Selbst­mör­der durch all un­se­re fort­schritt­li­chen me­di­zi­ni­schen und chir­ur­gi­schen Tech­ni­ken in ih­rem ge­gen­wär­ti­gen Kör­per wie­der zum Le­ben er­weckt.«
    »Und wenn ich einen na­tür­li­chen Tod vor­täu­sche? Mein Herz still­ste­hen las­se oder mich voll Krebs sprit­ze oder …«
    »Krebs ist au­ßer im letz­ten Sta­di­um heil­bar, und nie­mand wird glau­ben, daß du dies letz­te Sta­di­um un­be­merkt er­rei­chen

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