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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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konn­test. Das glei­che gilt für je­de an­de­re Krank­heit. Auch hier wür­den dir un­se­re fort­schritt­li­chen Tech­ni­ken einen Strich durch die Rech­nung ma­chen. Ein Herz­an­fall kann nicht so leicht her­vor­ge­ru­fen wer­den, zu­min­dest nicht, oh­ne Hin­wei­se auf die – wenn ich das Wort be­nut­zen darf – Sa­bo­ta­ge zu­rück­zu­las­sen. Ich muß schon sa­gen, ich se­he ei­ne ge­hö­ri­ge Por­ti­on Iro­nie dar­in, daß du die Sa­bo­ta­ge an dei­nem Kör­per mit ei­ner neu­en Sa­bo­ta­ge be­ant­wor­ten willst. Ich wünsch­te, es könn­te funk­tio­nie­ren. Aber bei dem Glück, das du hast, wird man dich recht­zei­tig in ein Kran­ken­haus schaf­fen und dir so­fort eins die­ser neu­mo­di­schen künst­li­chen Her­zen ein­pflan­zen. Und ein künst­li­ches Herz wird dein Le­ben um Jah­re ver­län­gern, was ja ganz ge­gen dei­ne Ab­sicht wä­re. Zu scha­de, daß es kei­nen künst­li­chen …«
    »Ich ver­ste­he, aber es muß doch …«
    »Du kannst das Ri­si­ko ja ein­ge­hen, aber emp­feh­len tue ich es dir nicht. Und wenn du da­mit ge­rech­net hast, ich wür­de ei­ne sol­che Ope­ra­ti­on durch­füh­ren, dann schla­ge dir das aus dem Kopf. Ich wür­de es nicht tun, auch nicht bei ei­ner so al­ten Freund­schaft wie der uns­ri­gen.«
    Die End­gül­tig­keit, mit der er das sag­te, über­rasch­te mich und ent­täusch­te mich ein we­nig.
    »Tut mir leid, Ben, ich woll­te dein Be­rufs­ethos nicht ver­let­zen. Es gibt …«
    Er lach­te so laut und so plötz­lich, daß ich ganz er­schro­cken zu­sam­men­fuhr.
    »Be­rufs­ethos! Wenn uns nichts im Weg stän­de als ein Ethos, dann wür­de ich jetzt ein­fach die Hand über den Schreib­tisch stre­cken und dich er­mor­den. Voss, da­bei geht es um we­sent­lich mehr. So sehr ich dich lie­be, ich kann es nicht wa­gen, be­stimm­te Din­ge zu tun, und das aus dem ein­fa­chen Grund, weil du einen neu­en Kör­per brauchst, wenn du bei dei­ner jun­gen Da­me ans Ziel kom­men willst. Ich wür­de mei­nen Glau­ben gern auf die ein­fa­che For­mel brin­gen, daß der Wert, den ich für einen Freund ha­be, hö­her ist als der, den ich für an­de­re Din­ge ha­be, für Din­ge, über die ich hier nicht spre­chen kann. Viel­leicht spä­ter, wenn ich mei­ner au­gen­blick­li­chen Ver­pflich­tun­gen le­dig bin, viel­leicht kann ich dann einen Weg fin­den, dir zu hel­fen. Aber jetzt nicht.«
    »Noch mehr dunkle An­deu­tun­gen. Ich wünsch­te, du könn­test mir von dei­nen Ver­pflich­tun­gen, wie du es nennst, er­zäh­len.«
    »Spä­ter, das ver­spre­che ich dir.«
    »Es ist hoff­nungs­los, nicht wahr, Ben?«
    »Nichts ist hoff­nungs­los. Ich ha­be nie einen wirk­lich gu­ten Grund zur Ver­zweif­lung ge­fun­den, und da­bei ha­be ich mich jahr­hun­der­te­lang mit ver­zwei­feln­den Men­schen be­faßt. Das ist zwar sen­ten­zi­ös aus­ge­drückt, aber ich glau­be dar­an. Es ge­hört zu den rund tau­send wert­lo­sen Ide­en, nach de­nen ich le­be.«
    Ich be­gann, mei­ne Mü­dig­keit zu spü­ren, und er­in­ner­te mich, daß ich die gan­ze Nacht nicht ge­schla­fen hat­te. Bens Wor­te hat­ten in mei­nen Oh­ren nach ei­ner Ent­las­sung ge­klun­gen, des­halb woll­te ich mich er­he­ben.
    »Nun«, sag­te ich, »ich will dich nicht län­ger auf­hal­ten. Ich wer­de …«
    »Setz dich. Ich bin noch nicht fer­tig.«
    Ich setz­te mich.
    »Okay, Voss, noch eins: Viel­leicht kann ich et­was tun, viel­leicht gibt es ei­ne Mög­lich­keit, dein Pro­blem mit mei­nen ge­gen­wär­ti­gen Ver­pflich­tun­gen auf einen Nen­ner zu brin­gen. Ich bin mir nicht si­cher, aber es könn­te …«
    »Was? Sag es mir, Ben, was?«
    »Das kann ich dir im Au­gen­blick nicht sa­gen. Und be­vor ich auch nur in Er­wä­gung zie­hen darf, mit dem Pro­zeß an­zu­fan­gen, müs­sen ein paar Din­ge fest­ge­stellt wer­den. Num­mer eins: Ich ken­ne dich lan­ge Zeit, mein Freund, und ein Aspekt dei­nes Cha­rak­ters scheint mir dau­er­haft zu sein. Du bist ein in­tel­li­gen­ter, ge­bil­de­ter, an­ge­neh­mer Mensch, des­sen Freund­schaft mir im­mer teu­er sein wird, aber du bist auch so un­glaub­lich naiv, wie ich kei­nen an­de­ren ken­ne.«
    Das war na­tür­lich nicht das, was ich zu hö­ren wünsch­te.
    »Naiv?

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