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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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zu­ge­stan­den ist – oder im Fal­le ei­ni­ger von uns in dem letz­ten uns zu­ge­stan­de­nen Le­ben – un­ser Bes­tes tun. Ich weiß, daß ich den ge­schick­ten Rhe­to­ri­ker haupt­säch­lich spie­le, um mich selbst zu über­zeu­gen. Nicht dich, Voss, mich selbst. Aber die Din­ge nei­gen da­zu, sich auf wahn­sin­nig ein­fa­che ideo­lo­gi­sche Leit­sät­ze zu re­du­zie­ren.«
    Er lach­te lei­se vor sich hin.
    »Da gibt es ei­ne al­te, nie ge­lös­te Denk­sport­auf­ga­be oder ein Rät­sel, ich weiß auch nicht, als was ich es be­zeich­nen soll, das sich auf die­se Si­tua­ti­on an­wen­den läßt. Wenn du dich auf ei­nem Ru­der­boot oder ei­nem ab­stür­zen­den Ster­nen­schiff oder ei­nem kurz vor der Ex­plo­si­on ste­hen­den Pla­ne­ten be­fän­dest und die Macht hät­test, ent­we­der ei­ne klei­ne Grup­pe von Ein­steins und Beetho­vens und ver­schie­de­nen Hei­li­gen und Phi­lo­so­phen zu ret­ten, von de­nen al­len noch große Wer­ke und wert­vol­le Leis­tun­gen zu er­war­ten sind, oder die ge­sam­te üb­ri­ge Mensch­heit, wäh­rend die Ein­steins, Beetho­vens, Hei­li­gen und Phi­lo­so­phen ster­ben müß­ten, in­dem du einen von zwei Knöp­fen drück­test – wel­chen Knopf wür­dest du drücken? Wür­dest du die klei­ne Zahl wert­vol­ler Men­schen ret­ten und hof­fen, mit all den Nach­kom­men der Ein­steins, Beetho­vens, Hei­li­gen und Phi­lo­so­phen ei­ne Welt zu schaf­fen, die all das wun­der­ba­re Erb­gut ent­hält, aber Jahr­hun­der­te und vie­le Ge­ne­ra­tio­nen braucht, um den au­gen­blick­li­chen Be­völ­ke­rungs­stand wie­der zu er­rei­chen? Oder wür­dest du den Knopf drücken, der nur die ge­wöhn­li­chen Men­schen vor dem Tod be­wahrt und so­mit Mil­lio­nen und Mil­li­ar­den mehr Le­ben ret­ten? Wenn du es tä­test, blie­ben Mil­lio­nen von Men­schen und ih­re Nach­kom­men er­hal­ten, in de­nen das Po­ten­ti­al zu großen Leis­tun­gen und Ge­dan­ken ja durch­aus vor­han­den ist, und die Aus­sich­ten für künf­ti­ge Beetho­vens et ce­te­ra wä­ren eben­so groß.«
    »Ich weiß nicht, we­der die ei­ne noch die an­de­re Ant­wort ist be­frie­di­gend.«
    »Nicht völ­lig be­frie­di­gend, Voss. Weißt du, wel­chen Knopf du drücken wür­dest, Ali­cia?«
    Of­fen­sicht­lich wünsch­te sie nicht, da­nach ge­fragt zu wer­den.
    Sie grup­pier­te Ge­gen­stän­de auf ei­nem Tisch ne­ben Bens Ses­sel um. Schließ­lich sag­te sie: »Ich glau­be, ich wür­de den Knopf drücken, der die Mil­lio­nen ret­tet, aber ich bin mir nicht si­cher, warum.«
    Ben nick­te.
    »Ich wür­de es eben­falls tun. Siehst du, Voss, es hängt da­von ab, wie du ori­en­tiert bist. Wenn du nach Ob­jek­ti­vi­tät strebst oder Mit­leid emp­fin­dest, dann stellt dich das Rät­sel vor ei­ne un­lös­ba­re Fra­ge. Am liebs­ten möch­test du bei­de Knöp­fe drücken, die gan­ze Mensch­heit ret­ten, Beetho­ven und das ge­wöhn­li­che Volk. Na­tür­lich ist das Di­lem­ma, daß das in der an­ge­nom­me­nen Si­tua­ti­on nicht mög­lich ist. Und für den Zy­ni­ker oder Mis­an­thro­pen, der we­der den einen noch den an­de­ren Knopf drücken möch­te, ist es eben­so schwie­rig – auch das ist nicht er­laubt. Nein, du mußt dei­ne Wahl tref­fen. Hal­te dei­ne Hand über die Knöp­fe. Du fühlst dich wie ge­lähmt, nicht wahr? Wel­cher? Wel­cher? Die Hand muß sich nie­der­sen­ken, muß ein run­des Stück Plas­tik be­rüh­ren. Peng! Ei­ne Grup­pe ist ge­ret­tet.«
    Bens hal­b­es Lä­cheln ge­hör­te zu den auf­rei­zends­ten Gri­mas­sen, die ich je ge­se­hen hat­te.
    »Hör auf da­mit, Ben«, pro­tes­tier­te ich. »Es ist nicht die rich­ti­ge Zeit für Denk­sport­auf­ga­ben, nicht jetzt, nach­dem du mich auf­ge­for­dert hast, das …«
    »Du magst recht ha­ben, aber ich ste­he un­ter dem Zwang, dir mei­ne Wahl zu er­klä­ren, Voss. Siehst du, mein Ver­stand – so ver­dreht und un­or­dent­lich er sein mag – rät mir, es sei ein nicht wie­der­gutz­u­ma­chen­der Feh­ler, woll­te ich die Ein­stein-Beetho­ven-Grup­pe ret­ten. Und ge­nau die­sen Feh­ler ha­ben die ers­ten Er­neue­rer in ih­rem Mensch­heits­be­glückungs­wahn be­gan­gen, als sie in ih­rem neu­en Pro­zeß ein Heil für

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